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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 18
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Pflanzenbinderei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0285

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-O-

aus

Uöer alse Mebiete°öeK<Wcbönen.

H,

1S. Ltück.

Lrscbeint

cnn 2lnfang und in der Mitte

Derauscicber:

zferdinand Avennrtns.

Wcsrellpreis:

vi-rlcljährlich 2 r/z Mnrk. Z. Hctttt'g.

ManzellbLnderei

7M^D^>?arf sich unser Blatt auch eimual mit dcr
uud Pslauzeubiuderei beschäftigeu?

Dem, der vou chchöuheitsliebe durchdruugeu
M^Avst, giebt es keiue Greuze, bei der seiu Be-
müheu aufhörte: was keiuem auderen Gotte, als
dem der Schönheit, dient, auch wirklich schön gestaltet
zu seheu. Aber nicht nur deshalb dürfen wir ein-
mal ein paar Worte über die Pflanzenbinderei sagen.
chondern auch darum, weil diese in den letzten Iahr-
zehnten schon äußerlich, schon „räumlich" höchst be-
merkeuswert sich entwickelt hat. Der Blumenluxus
hat in diesem Iahrhundert uoch nie geblüht, wie jetzt.
Ein ganzes großes Gebiet der pslanzenbinderei, das,
welches getrockuete pflanzen verwendet, ist eigentlich
erst seit dreißig Iahren in die welt gekommen. Unsere
Blumen- und Gartenbauausstellungen bieten Beweise
in ksülle und Fülle für die iuuner wachsende Aus-
dehnung des gärtnerischen Runstgewerbes, das auch
zu einem garnicht unbedeutenden Gliede im lVirt-
schaftsorganismus der Nation herangewachsen ist.
Lutspricht der Geschmack, der dabei zu Tage tritt,
dieser äußeren Lutwickelung?

Bei den Bindereien aus getrockneten pflauzen
brauchen wir uns nicht lange aufzuhalten. Der
„Makartstrauß" ist unbcdiugt eine schöne Bereicherung
der Dekorationsmittel. palmzweige oder Pampas-
wedel, in großer, einfacher Anordnung an den rechten
platz gestellt, können von so herrlich schmückender,
von so fast feierlich schöner kvirkung sein, daß sie der
Rüustler trotz allen verschmritzens und aller chtaub-
und Feuersgefahr oft uicht missen mag. chie sind edel
in der Form uud vornehm in der Farbe, die ein
leichtes Dergolden oder Angolden und da und dort
etwa eine pfaueufeder als Zugabe häufig noch heben
kann. Zu kleiueren Nkarkartsträußen hat der Lsandel
hunderterlei gute Dinge auf den Akarkt gebracht. Nur

darf man fertige Gebinde selten im Laden kaufen,
denn der Alarkartstrauß, der dort blüht, pflegt ein
Musler vou Ljäßlichkeit zu sein. Diese pöbelhaft
prahlenden Bronzirungen in Rnallgold, Rupfer, liar-
min, Lnglischgrün usw., diese gistigeu Färbungen mit
allen Negeubogeufarben des Anilinhimmels, diese Zeug-
uisse des Maugels an sedem Formensiun — mau be-
greift es kaum, wie sie Aäufer finden köunen! Der
arme Maun kann sich zudem auch ganz ohne Rosten
wahrhaft schönen und dauernden Zimmerschmuck durch
Gewächse der heimischen kvälder herstellen. Die
Neiser der Ldeltanuen z. B., durch Leimwasser dauer-
hafter gemacht, und das rote wiuterliche Laub der
Liche, das fest an deu Zweigen hält, geben bei ge-
schickter verwendiing einen außerordentlich schönen
lvandschmuck von kräftigem Farbenreiz, der ebeusalls
durch bescheidene verwendung von Bleichgold in seiner
j?racht am passenden Grte uoch aufgehöht werden kann.*
kvir empfiuden bei all diesen Bindereieu die pflauze
als eiu Material wie jedes audere auch, wir kännen
Zeugstoffe, A'letallsädeu usw. ihueu beifügen, ohue den
Lindruck des Unharmouischen zu empsangen: nur die

* lllaii hat in der neiiesten Zeit kiinstliche Nach-
bildungen natiirlicher, aus frischen Pflanzen gcl'nndener
Stränße als eine Art von „Ronkurrenten" zu den anf Makarts
Nainen getauftcn gcschaffeni, die uianches Uuangenehine der
letzteren vermeiden, nicht so feuergefährlich und leicht zu
reinigen sind. lvir sahen ihnen mit wenig Vertrauen eut-
gcgen, bekennen aber, daß ivir uns bald niit ihnen aussöhuten.
Zur Besichtiguug in nächster Nähe sordern sie ja als Dckora-
tionsstiickc nicht auf, das Stilgefühl hat gegen sie als „Pflauzcn-
porträts" an uud für sich kaum etwas einzuwenden, die
schinückeude Wirkuug gutcr Nachahniungen von Blattpstauzen
ist abcr bedcutend. Ein Bruch jritt erst daun ein, wenu ctwa
Täuschuug erzielt, wenndasDasein „echter" Pstanzen vorgespiegelt
werden soll — dann beginnt das Panoptiknin. Aber noch nicht
bei dcn sogciianiiten Bisiiiarcksträußen — die ja sreilich schon
außerhalb des Gcbietes liegen, von dein wir sprechen. D. v-
 
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