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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 15
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Heilbut, Emil: Sprechsaal: nochmals: künstlerische Persönlichkeit
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Aus der Bücherei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0248

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sprechenden Bedenken nicht achten und hinzufügen:
wie sich die Rünstler bei unsern Lorderungsn heraus-
zi-ehen, ist ihre Sache, so stehen wir nahe, allzu nahe

jenem „Äenner", der in Goethes herrlichem Gedicht
dem Aünstler, der sich plagt, auf Alles erwidert: da
seh' er zu. Herman khelferich.


Rus der Wückerei.

Aus dem vvetten Illelcbe der Ilrunst. Auserwählte
Aufsätze von Iakob von Falke. (Berlin, Allg. Oerein f.
deutsche Literatur, geb. M. 7.) - Ls ist eine fchöne Ligen-
schaft auch der Annstwissenschaft, daß in ihr verschiedene N)ege
nach Roni führen, verfchiedene Wege, auf denen der beob-
ächtende tvanderer znul lNittelpunkte des Roiches gelangen
kann. Möge die Betrachtungsweise des einzelnen Lorschers
von einer echten Aesthetik, von der Psychologie ausgehen oder
aar von der Physiolozie, inöge sie geschichtlich die einzeinen
Lormen der Kunstthätigkeit verfolgen, inöge sie erwachsen aus
den Anregungen, die denkendes verfolgen des eigenen Aunst-
schaffens gewährte: das herrliche Getriebe steht bald im
Linzelnen nur als Symptom des Ganzen vor den Augen eines
klaren Geistes da, und unüberwindlich zieht es seinen Blick
nach dem Mittelpunkte von Allem, nach deni Altar des großen
Mysteriums „Tchönheit". Zu denen, welche die Rücksicht auf
das Beherrschende, auf das für die Lrscheinung Gesetzgebende
nie aus dcm Auge lassen, gehört Iakob von Lalke. Reich an
Linzelkenntnissen, wie fehr, sehr wenige, giebt er seine Unter-
suchungen oft felbst in -er Lorm historischer Lrzählung: kaum
je aber kommen wir ans Lnde einer seiner Arbeiten, ohne
auch für die kritische Beurteilung des Runstwertes der Werke
Gesichtspunkte neu gefunden oder doch klarer erkannt zu haben.
vielleicht ist es Lalkes „Geschichte des modernen Geschmacks"
(Leipzig, T. G. Weigel Nachf.), in der vie Stärke seiner Dar-
ftellung am meisten hervortritt; ich kenne nicht viele kunstge-
fchichtliche tVerke, die den vorzug eines rechten ksistorikergeistes
klarer zeigten, als sie. „Ans dem weiten Reiche der Aunst"
bietet vermischte Aufsätze: je eine längere Ltudie iiber die
arabische und indischo Aunst, dann solche über wohnung und
Palast des Brients, llber dessen Metall- und Lchmuckarbeiten,
über seine Gewebe, eine Darstellung der Geschichte des Por-
zellans, einen Aufsatz über den „französischen Geschmack", eine
fehr belangreiche kleine Abhandlung über „lvanddekoration
und lvaudmalcrei iu der Kirche". lvie die meistcn Merke
Lalkes durchaus allgemeinverständlich, wird auch dieses nicht
allein den Lachmännern willkommen sein.

/isteisterwerke der Dolzscbnetdekunst auf dem
Gebiete der Architektur, ökulptur und Ntalerei. Llfter Band.
(Leipzig, I- weber, geb. M. ;8>. - wer die Reihe der
Bände dieses großen, aus der höchst verdienstlichen „Illnstrirten
Zeitung" heraus entstaudenen Sammelwerks, das „eni tlliiseum
gleichsam im Alcincn, eine permanente Aunstausstellnng am
Lamilientisch" darstellen soll — wer, sagen wir, die Reihe
feiner Bände durchprüft, der wird gerade bei diesem neuesten
einen ganz entschiedenen Lortschritt in der Güte des
Gebotencn bemerken. Das Streben nach malerischer wirkung,
der Tonschnitt, hat neues Leben n::n auch in den deutschen
ksolzschnitt gebracht — man mag verschiedener Meinung da-
rüber sein, ob er immer am platze ist, ob er die eigenartige
Technik der für den Laksimileschnitt bestimmten Zeichnung
nicht gar zu sehr aus der Runst vcrdränge: darüber, daß er
am jdlatzc ist, wo es Gemälde wiedcrzugcben gilt, kann kaum
ein Zweifel bestehen. Und hauptsächlich um Gemälde handelt
sich's ja in diesem werke. Ium Teil übrigens nm fehr
interessante moderne, von denen Reproduktionen sonst nicht
leicht mid gleichzeitig billig zu haben sind. wir nennen, ohne
viel zu suchen: Barabinos „Lolumbns in Salamanca", Böcklins
„Lrühlingserwachen", Mcnzels Albumblatt zu einem Lhren-
bürgerbrief, Benliures gewaltige „vision im Rolosseum",
werners „Aapitulationsverhandlnngen zu Donchöry", Lchtlers
„Lünf Wiiison", Makarts „Rheintöchter", Rlingers „Urteil
des Paris". Auch einige alte klassische Meisterwerke stnden
sich in wirklich künstlerischen Reproduktionen. von dem Sas
genaunte ergänzenden Unternehmen, den

„Meislerwerkcn dcr Lkristlieben lknnst", licgt
eme „zweite Sammlung" vor (M. 2, 2 oder s). Auch sie
bietet vortreffliche, markige kjolzschnitte, so jene nach Bildern
von Zimmermann, den nach Murillos Londoner „Lseiliger
Lamilie" und andere. Anch die Plastik ist in den beiden
werken durchschnittlich höchst geschickt mit vorzüglichem Rönnen


behandelt. Der ksolzschneider hat hier, wo er die Tonwerte
oft erst schaffen inuß, noch schwierigere Arbeit, als bei den
Gemälden. Man sollte zum mindesten bei hervorragenden
kjolzfchnitten doch auch die Meister angeben!

*

M Der Mllnchner Milbelm Ikrauskepk gehört zu der
kleinen Iahl jener begabten Radirer, die, unverwirrt durch
die immer größere Vervollkommnung der mechanischen ver-
vielfältigungstechniken, durch ihr taxferes und fleißiges Schaffen,
ein jeder nach seiner Rraft, dazu beitragen, trotz aller „Un-
gunst der Zeit" eine neue Blüteepoche der deutfchen Radir-
kuiist hcraufzuführen — zn jener kleinen Zahl, die wir eben
weg en jener „Ungunst der Zeit" zumal den wohlhabenderen
unter den Runstfreuiiden immer nnd immer wieder nicht nur
zur anerkennenden „Renntnisnahme", sondern auch zur werk-
thätigen Unterstützung durch 2lnkauf ihrer Blätter empfehlen
möchten. Arauskopfs Stärke äußert sich nicht so oft in den
Reizen einer durch uuzählige Tönungen fein zusammen ge-
stimmten Larbigkeit, als in denen einer kecken, oft fast derben
plastik seiner Arbeiten. Ganz kservorragendes leisten nach
dieser Richtung zwei große Blätter nach Lrans kjals aus
der Schweriner Galerie, „der Geschmack" und „das Gehör".
Lin ausgezeichneter Renner und Runstgelehrter soll privatim
seine Meinnng über sie dahin geäußert haben, daß Lrans
kjals noch von keinem andern Aünstler in so kräftiger,
breiter Behandlung mit der Radirnadel wiedergegeben fei.
So viel das sagt — daß es zuviel sagt, glauben auch wir
nicht. Das sprudelnde Leben der beiden Aöpfe scheint sich
auszusprudeln in diese Technik; fast übermütig, fast ver-
wegen orscheiut sie — aber jeder Strich und jeder Lleck sitzt
sicher und fest am rechten Mrt, und so ursprünglich wirkt das
Ganze, daß wir fast vergessen, daß das, was wir vor uns
haben, doch immerhin eine Reproduktion ist. Ich weiß nicht,
ob der vorwurf von Rrauskopss neuester Arbeit ihm ganz
ebenso genehm lag, Lrank Rirchbachs „Austreibung der
ksändler aus dem Tempel", jenes vielgereiste und vielbesxrochene
große Gemälde, dessen Ligentümerin nun die ksamburger
Aunsthalle ist. Aber auch diese Radirung erwirbt nnsere
Achtung. Rranskopf hat sehr rrchtig erkannt, daß die Larben-
verhältnisse des Airchbachschen Bildes, um gerade seinem
Talente Spielraum zur Bethätigung zu geben, frei behandelt
wcrden mußten, was noch keine vergewaltigung des Malers
zu bedeuten braucht. Lr hat den vordergrund dunkler ge-
halten und die Lichtwirkungen dadurch sür seine Technik, die
sich nicht so viel überführender Larben bedienen konnte, kontrast-
reicher und massiger geordnet. So ist anch der Lhristus viel-
leicht noch mehr herausgehoben, als auf dem Urwerk. Lr.
die kjauptgestalt, und die ihn nmgebende hellere Gruxpe
gaben übrigens dem Aünstler auch Gelegenheit zu einem Be-
wcis, daß anch zartere Larbigkcit nicht außerhalb seines
Aönnens liegt. — Die drei angezeigten Blätter sind im Aunst-
verlage von Adolf Schmitz in München erschienen. Der preis
der beiden nach ksals beträgt nach den Drnckgattungen je
;s, 25, 50 und 75 Nark. Das große Blatt nach Airchbach
ist bis jetzt nur in vorzugsdrucken zu haben. Remarkdrucke
davon auf Iapanpapier kosten q,oo, Aünftlerdrucke auf Iapan-
xapier 200, Drucke vor der Schrift auf Lhinapapier too Nark.

von cincr Reihe ncuer IkunstdUitlcr, dio wieder
zur Besprechung vorliegen, nennen wir zuerst das, Werk von
kj. winkelmann nach L. Scherres' bekannter Überschwem-
mung in Bftxreußen (Berlin, Stiesbold 6r Lo., Remarkdruck
auf jap. P. M. 80, Druck m. d. Schr. anf chin p M. 20):
eine überaus fleißige Arbeit in so feiner Ausführung, —
daß sie von fern fast wie eine Lseliogravüre wirkt, aber gerade
durch diese Behandlung der Technik dem vorbild trefflich ge-
recht wird, auch im harten abcr effektvollen Licht. — Passinis
„Aürbisverkäufer in Lhioggia" hat in Theodor Alphons
einen guten Radirer gefunden; das Ganze ist farbig, die
Aöpfe sind dabei mit sovicl Aufmerksamkeit behandelt, daß
von ihrem charakterischen Ausdrucke kaum irgendwo etwas ver-
loren geht. (Preise des gleichfalls bei Stiesbold verlegten
Werkes: wie die des vorigen.) — Es zeugen jetzt zahlreiche


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