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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 22
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Rundschau
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0359

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fiihrt sich glärrzerld ein init einem Porträtbild zweier Damen.
Schlcigende Lharnktcrisirung der bcidcn Köxfe, welche lcbcns-
voll aus dcm Dunkel heraus dem Beschaner cntgegensehein
In sciner kräftigcn, gesunden Malerei hat das Bild eine
mächtige kvirknng. ksöckner hat eine kleine, seinempfundene
Landschaft gemalt.

Karlsruhe trat vor mehreren Iahren überraschend frisch
auf; es scheint aber doch mehr ein Modeelemcnt vertrcten
zu haben als Meimar, welches beweglicher ist und sich immer
wieder gchäutet hat. Die holländernde kfellmalerei hatte in
Karlsruhe breiteren Boden gefunden vielleicht als anderswo.
Die Namen Tyrahn und volkmann sind mir dies Iahr von
dort lin Gedächtnis gcblieben, die längst bckanntcn sieht man
im Glasxalast durchaus nicht überraschend vertreten.

Nächstes Mal vom Ausland in Minchen.

kNomme Nissen.

* Dte SL.Dcrllner akgdcmiscbe llrunstausstellung

III. — §s lst so vielen von dieser Bcrliner Aunstausstellung
unwohl geworden, daß man sich endlich veranlaßt gefunden
hat, die Ärzte in den Ltahlxalast zu bcrnfen, nnd neben
jedem Bild ist jetzt gleich ein INedikament bereit, mit trost-
reichem, lateinischen Namen. Das war wirklich eine gute
Idee. So kann nian schon allenfalls noch eine Runde wagen.
Ich habe dabei manches gelernt. Die Bilder sind zwar nicht
besser geworden; aber einen bravcn Axothekergehilsen könnte
!ch jetzt abgcben.

vom Aquarcll ein paar Ivorte. panl Barthel, Agncs
Stamcr, ksans lqermann können genannt werden. Franz
Skarbina, in drei Gouaches, ist INeister. Simoni kann Passini
nicht verdrängen, nicht ersetzen, bei allem Nacheifer im Tech-
nischen, wie er auch nach den Aniffen und Trücken aufmerksam
gncken mag. Im Pastell fällt Aoxpays Ibsen anf. Die
Feinde des Natnralismus arbeiten gegen ihn jctzt wirklich
schon mit allen INitteln, durchaus nicht wählerisch.

von Aoexping, der jetzt endlich an die Berliner Akademie
bcrufen ist, giebt's einen Franz kfals, von Alinger mehrere
Böcklins. Dio große Rcvolution, welche die zwci genialen
Künstler vollbracht haben, ist auch an diesem Spärlichen deut-
lich. Sie haben die koloristische Radirung erschaffen.

Dann ist noch ein großer Radirer da. Aber der hängt
so elend, in hoher Fiiisternis, daß man besser thnt zu Iacqnes
Lasper in die Behrenstraße zu gehen und sich ihn von dem
liebenswürdigen verleger zeigen zu lassen. Ich nieinc Ivilliam
Strang. Ich will wiederholen, was ich neulich anderswo über den
jungen Schotten schrieb: „Ls ist ein großer Aünstler, den wir
bisher nicht kannten und dessen Namen wir nns rasch ange-
wöhiion werden müssen. Ich höre, daß in Lngland sein Ruhm
schon gangbarc INünze sei. Ich war ihm vorher nicmals
begcgnet; aber jctzt kann ich ihn nliumermehr vergessen, das
ganze keben nicht. Nicht als ob sein «Nach der Arbeit» schon
ein fertiges Neisterstück wäre. Im Technischen des Stiches,
ja; in der Isarmonie dcr malcrischen Intention und der ma-
Icrischen potenz, lange nicht. Aber an diesem INanne ist kein
Falsch; das macht seine Größe: er hat nichts Angelerntes an
sich, nichts nach berühmten Mustern, nichts von außen mit
Fleiß durch Uberlegung hereingctragenes; sondern aus einer
inneren Fülle, die einsam und wider die Lehre, Überlieferung
und die kveise der anderen ist, bricht das Selbstische mit
Zwang nnd Mildheit hervor, wie eine Natnrkraft. Lr ist
vom Stamme der Uüllet und Lourbet. Das sieht man ihm
gleich an, das Profil dieser Rasse kann nicht verkannt werdcn.
Aber man sieht es ihm auch an, daß es vom alten Stamme
neues Blnt in neuen Adern nnd neuer Gcist in neuein Fleische
ist: ein Selbständiges, das sich von den vätern losgelüst hat
und zu sich selber erwachscn ist, zu seinor cigenen kvelt."

Lndlich die Bildnerei. Lin paar Büsten, an denen man
vorübergeht; Reinhold Begas, dessen Namen man beachtet;
cine „Lva" des Brütt, deren nackte Aeuschheit von oinigen
gcrühmt wird. Und das ist Alles. ksermann Bahr.

WSlD

Lose Wlätter

Sonette eines /Ivnlers.

(Lmilio Praga)

(t8ZI—;875)

Aus „La Tavolozza"*.

1. Dolland.

Tiii grauer Hiiumel über tristem Land,

Linförmig rings im khorizont verschwebend,

Eiii ruhiger Aanal, (Feleit ihm gebend,

Lin weib, das lvasser schöpft am Brunnenrand;
Fern, wo in Nebeln schon die wiese schwand,

Die Stadt, auf ihrer got'schen Stirn sich hebend
Der alte Dom, furchtbar gen ksimmel strebend,

Im Duft wie eines hsochgebirges wand . . .

Nahmst du kein Neimbuch mit, o wandersmann? -
wohin entfloh mir alle Lust zum Scherze?
wo ließ ich Frohsinn und hsumor zurücke?

Ach, bei der nächsten Nast, ich seh dir's an,
wirst du besingen, du mein armes Herze,

Dein kseimweh nach Italiens Sonnenglücke!

2. ikiicdtlicbc zkabrt.

was eilst du, wandrer, fern dem heim'schen Dach
Im Mondenschein auf menschenleeren Straßen?
^ast vater, Mutter du zu ksaus gelassen
Und weib und Kind und jagst dem Glücke nach?

* Die ssalette.

Die Nacht wird tiefer dunkeln allgemach,

Am ksohlweg wird ein Näuber auf dich passen;

All deine ksoffnungen vergehn, den blassen
Iserbstbluinen ähnlich, die der Sturmwind brach.

k^attst du ein Stübchen nur, ein Blumenbeet
Am Fenstersims, ein hartes schmales Vette,

Die Pförtnerin, ein bsündchen zum Geleit,

Nehr schleunig um! wie Mancher hat zu spät
Geseufzt: G daß ich nie verlassen hätte
Des vaterhauses srohe Dürftigkeit!

3. m.iturstudicn.

Raum lässest du den alten Malschirm sehn,
wird sich ein Schwarm von Fischern dir gesellen,

Die ihre Fragen in das Ghr dir gellen,

Und notgedrungen mußt du Nede stehn.

— was thun Sie da? — Ich male. — Schön! O

schön!

Doch wie? — So gut ich kann. — Und was? —

Die wellen. —

Da müßt Ihr auch ein Boot ins wasser stellen,
Deins. — Nein, das meine, das kann schneller gehn.

was woll'n Sie mit dem Bildchen aber machen? —
Dem Nächsten, der sich zeigt von gutem willen,
verkauf ich's, so wie Fisch' und Austern ihr. —

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