der Pastellmalerei !st namentlich die Lroberung der landschaft-
lichen Gebieto hcrvorzuheben. Fiir die Radirung ergiebt sich
von Neuem die höchst erfreuliche Lrscheinung, daß Deutsch-
land jetzt in Alinger,' Geyger, Aöxping, Menzel, Mannfeld
llleister der Nadel besitzt, die den Wettbewerb mit kcinem der
ausländischen Meister zn scheuen brauchen, ja ihnen znm Teil
— an Lrfindungskrast und Phautasie — überlegen sind.
Auf dem Gebiete des Zeichncns endlich sehen wir neben
zahlreichen interessanten Studicnblättern und einzelnen selb-
ständigen Werken der alten Richtung auch einige hervorragende
Beispielo des malerischen Zeichnens, das der modernen Be-
handlung von Farbe und Licht entspricht. was die Betcilig-
ung der verschiedenen Städte und Länder angeht, so ist Berlin
am zahlreichsten und auch mit verhältnismäßig tüchtigen Teist-
ungen vertreten; weiter folgen Dresden, Düsseldorf, Wien
und lNünchen und die kleineren deutschen Aunststädte. Auch
Italien und ksolland haben sich lebhaft beteiligt; aus Frank-
reich sind nicht viele, darunter aber ein Dutzend sehr wert-
voller Bilder eingegangen. Rußland, 5kandinavien und
Lpanien werden durch ein paar ihrer hervorragendsten Aünstler
vertreten. Im Ganzen darf die Dresdner Runstgenossenschaft
mit ihrem Lrfolg sehr zusrieden sein. — Das nächste Nal
werden wir einige Tinzelheiten besprechen.
Lprecksaal.
ttllnter sacbltcbcr Vcrantvvortung dcr Ltnsender.)
Nochmals in Lachen: Ästhetische Begriffe.
Zu meiner großen Ueberraschuiig sucht Lrdmauu
mir in seiner Lntgegnung klar zn machen, daß ivir
nicht, wie ich geglaubt hatte, Lreunde, sondern Gegner
seien, und im Gefühle seiner Gegnerschaft läßt er sich
sogar hinreißen, mir zu verweisen, daß ich das, was
unter die Beurteilung der Ästhetik fällt, „das Schöne",
und das Sinnenfällige, oder das, was man streng
genommen uuter „Schönheit" vecsteht, „schön" nenne,
während er selbst Beite 2-ll: sein Bedauern äußert,
daß man das rein sinnliche Vohlgefallen nicht von
dem höhern lVert cines Runstwerks durch ein selbst-
ständiges lVort zu scheiden vermöge. Und nicht nur
das: er tadelt auch meinen Vergleici) der lvahrheit
mit dor Linis, indem er behauptet, auch das lVort
„wahr" habe seine Dimensionen, und begründst seine
Behauptung damit, daß es seinen guten Sinn habe,
zu sagen: „die Märchen sind wahr", und „die Ulärchen
sind nicht wahr". l^ier könnte doch höchstens von
den Dimensionen der Märchen die Nede sein,
welche nach einer Nichtung hin wahr, nach der andern
nicht wahr sind, aber nicht von denen der lvahrheit.
Gder wollte bserr Grdmann vielleicht sagen: „was
wahr ist, ist zugleich nicht wahr", oder mit andern
lvorten ist gleich Nicht--^."!? —
Doch diese Bemerkung ist ihm wohl nur in der
Lile entschlüpft, wie er auch in der Gile übersehen
haben mag, daß wir trotz seinen Linwendungeii beinah
denselben Standpunkt einnehmen.
Fragen wir uns, was Lrdmann eigentlich will,
so lautet der Bescheid: „eine auf wissenschaftlicher
Grundlage aufgebaute Ästhetik, an die er glauben
kann". Nnn, das will ich auch! Zndem ich dies
ausspreche, bin ich mir des lviderspruchs, der schein-
bar in den lvorten liegt, vollkommen bewußt. Aber
das läßt sich nun einmal nicht ändern: auf den
Glauben kommt es bei der Ästhetik hauptsächlich an,
und für ihren Glauben haben schon mehr lNenschen
ihr Leben gelassen, als für die lvissenschaft.
Lrdmann bemerkt nun ganz richtig, daß die lvorts
lvahrheit, Sittlichkeit und Schönheit im allgemeinen
relativer Art seien (zu seiner Lhre nehme ich aber
an, daß er persänlich bestimmte Begrisfe damit ver-
bindet), und deshalb eine Guelle unaufgeklärter lNiß-
verständnisse nnd unfruchtbarer Streitigkeiten. Aus
diesem Grunde will er sie nicht in Zusaminen-
hang mit der Äesthetik gebracht haben.
Gut — nchmen wir also an, es gelänge den Ästhe-
tikern von Fach, neue Ausdrücke für die verschiednen
Dimensionen des Schönen zu finden. lvas
wäre die Folge? — Der Streit würde sehr bald von
neuem entbrennen, ganz einfach deshalb, weil jedes
der neu gebildeten lvorte in die Rubrik des lvahren,
Guten oder Schönen einzureihen wäre, ob dabei ihr
Name genannt würde oder nicht. So kann z. B.
das technische Rönnen des lNeisters, soweit es eine
richtige Zeichnung, eine gelungene Larbenmischung,
oder auch die treue lviedergabe der Natur betrifft,
sowohl in das Gebiet des lvahren, wie der Schän-
heit gehören. Zn letzteres ist auch dis Zusammen-
stimmung der Larben oder Töne, der Formen, Linien
und verhältnisse einzureihen, während das versöhnende,
erhebende und befriedigende Ausklingen einer Reihe
durch das Böse hsrvorgerufener unlustvoller Gefühle
in das Gebist der Ättlichkeit fällt. Dasselbs gilt auch
für die von Erdmann aus Fechners vorschule dsr
Ästhetik angeführten ästhetischen Prinzipien, von denen
ich nur das Assoziationsprinzip heroorheben will,
welches jeder der drei Sphären angehören kaun.
Der Grund, warum ich besondern lvert darauf
lege, mit den alten Begriffen hier auszukommen, ist
der, daß den Ästhetikern von ihren Gegnern der vor-
wurf gemacht wird, sie wollten etwas Neues, früher
nicht Dagewesenes erfinden, was die liunst in ihrer
schönsten Blütezeit habe entbehren können, während
in lvirklichkeit immer vorhanden gewesene dunkle
vorstellungen beleuchtst, verworrene Zdeen ausein-
ander gehalten werden sollen.
Das lvichtigste, was wir daher zunächst für die
Ästhetik zu erringen suchen müßten, wäre die Achtung
der Gebildeten. Diese besitzt sie nämlich bis heute
noch nicht; ja viele der Gebildeten wissen es sich nicht
einmal klar zu machen, was man unter diesem lvorte
versteht. Anstatt daß man es als einen Zweig der
Bildung betrachtet, talentlose chchüler zur Runstspielerei
zu erziehen, sollte inan sie die Grundrisse der Ästhetik
lehren. Dadurch würde auch der Schänheitsbegriff
viel von seiner Nnbestimmtheit verlieren, denn daß
der Geschmack zu erziehen ist, geht daraus hervor,
daß man als Äind das oft schön findet, was man
später geradezu häßlich nennt, und daß der Gebildete
immer bei den Gebildeten, der llngebildete aber immer
bei dem Ungebildeten mehr verständnis für seine
Anschauung findet.
Auch in Bezug auf Zbsen scheint mir eine ver-
ständigung zwischen Trdmann und mir nicht ausge-
schlossen. Lr zieht zwar meine Fähigkeit, dem Dichter
gerecht werden zu können, in Zweifel, aber ich habe
— 3S2 —
lichen Gebieto hcrvorzuheben. Fiir die Radirung ergiebt sich
von Neuem die höchst erfreuliche Lrscheinung, daß Deutsch-
land jetzt in Alinger,' Geyger, Aöxping, Menzel, Mannfeld
llleister der Nadel besitzt, die den Wettbewerb mit kcinem der
ausländischen Meister zn scheuen brauchen, ja ihnen znm Teil
— an Lrfindungskrast und Phautasie — überlegen sind.
Auf dem Gebiete des Zeichncns endlich sehen wir neben
zahlreichen interessanten Studicnblättern und einzelnen selb-
ständigen Werken der alten Richtung auch einige hervorragende
Beispielo des malerischen Zeichnens, das der modernen Be-
handlung von Farbe und Licht entspricht. was die Betcilig-
ung der verschiedenen Städte und Länder angeht, so ist Berlin
am zahlreichsten und auch mit verhältnismäßig tüchtigen Teist-
ungen vertreten; weiter folgen Dresden, Düsseldorf, Wien
und lNünchen und die kleineren deutschen Aunststädte. Auch
Italien und ksolland haben sich lebhaft beteiligt; aus Frank-
reich sind nicht viele, darunter aber ein Dutzend sehr wert-
voller Bilder eingegangen. Rußland, 5kandinavien und
Lpanien werden durch ein paar ihrer hervorragendsten Aünstler
vertreten. Im Ganzen darf die Dresdner Runstgenossenschaft
mit ihrem Lrfolg sehr zusrieden sein. — Das nächste Nal
werden wir einige Tinzelheiten besprechen.
Lprecksaal.
ttllnter sacbltcbcr Vcrantvvortung dcr Ltnsender.)
Nochmals in Lachen: Ästhetische Begriffe.
Zu meiner großen Ueberraschuiig sucht Lrdmauu
mir in seiner Lntgegnung klar zn machen, daß ivir
nicht, wie ich geglaubt hatte, Lreunde, sondern Gegner
seien, und im Gefühle seiner Gegnerschaft läßt er sich
sogar hinreißen, mir zu verweisen, daß ich das, was
unter die Beurteilung der Ästhetik fällt, „das Schöne",
und das Sinnenfällige, oder das, was man streng
genommen uuter „Schönheit" vecsteht, „schön" nenne,
während er selbst Beite 2-ll: sein Bedauern äußert,
daß man das rein sinnliche Vohlgefallen nicht von
dem höhern lVert cines Runstwerks durch ein selbst-
ständiges lVort zu scheiden vermöge. Und nicht nur
das: er tadelt auch meinen Vergleici) der lvahrheit
mit dor Linis, indem er behauptet, auch das lVort
„wahr" habe seine Dimensionen, und begründst seine
Behauptung damit, daß es seinen guten Sinn habe,
zu sagen: „die Märchen sind wahr", und „die Ulärchen
sind nicht wahr". l^ier könnte doch höchstens von
den Dimensionen der Märchen die Nede sein,
welche nach einer Nichtung hin wahr, nach der andern
nicht wahr sind, aber nicht von denen der lvahrheit.
Gder wollte bserr Grdmann vielleicht sagen: „was
wahr ist, ist zugleich nicht wahr", oder mit andern
lvorten ist gleich Nicht--^."!? —
Doch diese Bemerkung ist ihm wohl nur in der
Lile entschlüpft, wie er auch in der Gile übersehen
haben mag, daß wir trotz seinen Linwendungeii beinah
denselben Standpunkt einnehmen.
Fragen wir uns, was Lrdmann eigentlich will,
so lautet der Bescheid: „eine auf wissenschaftlicher
Grundlage aufgebaute Ästhetik, an die er glauben
kann". Nnn, das will ich auch! Zndem ich dies
ausspreche, bin ich mir des lviderspruchs, der schein-
bar in den lvorten liegt, vollkommen bewußt. Aber
das läßt sich nun einmal nicht ändern: auf den
Glauben kommt es bei der Ästhetik hauptsächlich an,
und für ihren Glauben haben schon mehr lNenschen
ihr Leben gelassen, als für die lvissenschaft.
Lrdmann bemerkt nun ganz richtig, daß die lvorts
lvahrheit, Sittlichkeit und Schönheit im allgemeinen
relativer Art seien (zu seiner Lhre nehme ich aber
an, daß er persänlich bestimmte Begrisfe damit ver-
bindet), und deshalb eine Guelle unaufgeklärter lNiß-
verständnisse nnd unfruchtbarer Streitigkeiten. Aus
diesem Grunde will er sie nicht in Zusaminen-
hang mit der Äesthetik gebracht haben.
Gut — nchmen wir also an, es gelänge den Ästhe-
tikern von Fach, neue Ausdrücke für die verschiednen
Dimensionen des Schönen zu finden. lvas
wäre die Folge? — Der Streit würde sehr bald von
neuem entbrennen, ganz einfach deshalb, weil jedes
der neu gebildeten lvorte in die Rubrik des lvahren,
Guten oder Schönen einzureihen wäre, ob dabei ihr
Name genannt würde oder nicht. So kann z. B.
das technische Rönnen des lNeisters, soweit es eine
richtige Zeichnung, eine gelungene Larbenmischung,
oder auch die treue lviedergabe der Natur betrifft,
sowohl in das Gebiet des lvahren, wie der Schän-
heit gehören. Zn letzteres ist auch dis Zusammen-
stimmung der Larben oder Töne, der Formen, Linien
und verhältnisse einzureihen, während das versöhnende,
erhebende und befriedigende Ausklingen einer Reihe
durch das Böse hsrvorgerufener unlustvoller Gefühle
in das Gebist der Ättlichkeit fällt. Dasselbs gilt auch
für die von Erdmann aus Fechners vorschule dsr
Ästhetik angeführten ästhetischen Prinzipien, von denen
ich nur das Assoziationsprinzip heroorheben will,
welches jeder der drei Sphären angehören kaun.
Der Grund, warum ich besondern lvert darauf
lege, mit den alten Begriffen hier auszukommen, ist
der, daß den Ästhetikern von ihren Gegnern der vor-
wurf gemacht wird, sie wollten etwas Neues, früher
nicht Dagewesenes erfinden, was die liunst in ihrer
schönsten Blütezeit habe entbehren können, während
in lvirklichkeit immer vorhanden gewesene dunkle
vorstellungen beleuchtst, verworrene Zdeen ausein-
ander gehalten werden sollen.
Das lvichtigste, was wir daher zunächst für die
Ästhetik zu erringen suchen müßten, wäre die Achtung
der Gebildeten. Diese besitzt sie nämlich bis heute
noch nicht; ja viele der Gebildeten wissen es sich nicht
einmal klar zu machen, was man unter diesem lvorte
versteht. Anstatt daß man es als einen Zweig der
Bildung betrachtet, talentlose chchüler zur Runstspielerei
zu erziehen, sollte inan sie die Grundrisse der Ästhetik
lehren. Dadurch würde auch der Schänheitsbegriff
viel von seiner Nnbestimmtheit verlieren, denn daß
der Geschmack zu erziehen ist, geht daraus hervor,
daß man als Äind das oft schön findet, was man
später geradezu häßlich nennt, und daß der Gebildete
immer bei den Gebildeten, der llngebildete aber immer
bei dem Ungebildeten mehr verständnis für seine
Anschauung findet.
Auch in Bezug auf Zbsen scheint mir eine ver-
ständigung zwischen Trdmann und mir nicht ausge-
schlossen. Lr zieht zwar meine Fähigkeit, dem Dichter
gerecht werden zu können, in Zweifel, aber ich habe
— 3S2 —