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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 22
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Lose Blätter
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Aus der Bücherei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0360

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Da schütteln sie den Kopf und gehn und lachen:

Der Mann ist toll! — Ich aber seufz im Stillen:
Auch in der Stadt denkt Mancher so von mir!

Doch schön ist's, wenn sie schwatzen, während fest
Ihr Blick sich heftet an des j)insels Lauf,

Ünd während sie vertraulich stehn zu Lsäuf,

Die Lhronik laut wird von dem ganzen Nest.

— Schau, wie schon Gilda's Lsaus sich sehen läßt!

Und da thut sich des pfarrers Fenster auf!

Däß ihm die Röchin krank, verlaßt euch drauf,

Das giebt dem alten kserrn auch bald den Nest.

Sieh uur das Boot, gus dem ins Neer hinab
Llemente stürzte beim Rorallenfange.

Und schau da steht des Zollaufsehers Garteu!
—' Nein, schreiben Sie das gelbe Lsaus nicht ab!

Der Neiche drin fehlt stets beim Uirchengange;

Auf Den wird lange schon die kfölle warten.

Z.

wer aber preist euch würdig, Gsterieen,

Die ihr des Ukalers kserberg pflegt zu sein,

Und eure Uüchen, die tagaus tagein
Nur Zwiebel- und Uartoffelduft durchziehen.

Träuiust du, vor schönen wirtinnen zu knieen?

Lin alter Seebär lädt dich barsch herein
Und schließt dir auf eiu muffig Uämmerlein,

Uud gar sein kvein werd' ihm von Gott verziehen!
Doch ist die Rammer erst an allen Lcken
Unt Lkizzen tapezirt, und Abends spät
Lrzählt dein U)irt von Seegefahr und Rlippen,

Uud müde kanust du dann aufs Bett dich strecken,
So machst du aus, wohin es morgen geht,

Und munter springt ein Lied Dir auf die Lippen.

s.

Gin Ukensch, der taglang im Guartier gefangen,
N)enn es in chtrömen regnet, sitzt auf Rohleu,
wenu der nicht wünscht: Gott soll der Teufel holen!
Zst's nur, weil ihm vor Beiden pflegt zu bangen.
Ausgehn? wer kaun durchs Rotmeer durchgelangen
Ulit diesen Schuhn, defekt an beiden ^ohlen!

Zwar meiut der wirt, es werde sich erholen,

Das schlimme wetter; morgen sei's vergangen.

Ukau nsckt das Rätzcheu, zieht den kfuud am Schwauze,
Lriugt kleine Rüuste bei dem armen Schächer
Und zählt die Fugen an der wassertonne.

Und hat man daun die Magd geschwenkt im Tanze
Uud ausgeräuchert alle Ukauselöcher,

Neimt gähuend man eiu Loblied aus die Soune.

Nus der

Ä/r von llkudolt Ltrmg, dessen Stlch nach Lionardos Abend-
niahl bei seinem Lrscheinen so nngewöhnlich lebhafte Teil-
nahine und Erörternng crregte (vgl. Rw. II, 8), liegt ein
ncues lverk in den ersten Drucken vor, nach dem berühmten
Lantenspieler des Franz ksals. Stang sucht die Aufgabe seincr
Rnnst nicht dadurch zu erreichen, daß er zunächst die Technik
des Gelbildes eben als M elb ildtechuik wiederzugeben strebte,
usie dies etwa Roepping zumal auf seiner Radirung jenes
bcrühmten Rembrandtschen Greisenkopfes mit unübertroffcner
Virtuosität gethan hat. Stangs Radirungen und Stiche sind
in entschiedenerem Sinne Uebersetzungen — auch das vor-
liegendc lverk deutet dic Ulaltechnik des Griginals eben nur
an. Im ruhigen ffleiß seiner Durchführnng, in der voll-

7.

Doch von dem laugen Streifzug heimgekehrt
Zum Daterhaus und allen deinen Lieben,

Das kferz voll Bildern, leuchtend eingeschrieben,

Den Roffer reich mit Studien beschwert,
wie froh begrüßest du am eignen Herd,

Die chtaffelei'n, die lang verwaist geblieben!
wie froh hängst an die wände hüben, drüben
Du all die Beute, die das Nieer bescheert!

Du weißt, wie süß es ist, von fremdem Land
Zu plaudern, von der Nieeresküste Schimmer,
Zndessen sehnsüchtsvoll die Freunde lauschen.

Und wenn, allein bei deiner Arbeit, ksand
Und kferz beflügelt scheinen, dann noch immer
Rlingt's vor dem Fenster dir wie Uleeresrauschen.

8. Ikunstkritil!.

Zch hab Zhr Bild gesehn — schön! muß ich sagen,
Frisch in der Farbe, edel im Rontur;

Doch scheint der Lsintergrund mir eingeschlagen,

Und das Sujet erregt mir Grauen nur.

Utan weiß, wie dieser j)abst den Bart getragen;

Bei Luch von seinem Notblond keine Spur!

Auch will die bleiche Frau mir mcht behagen;

Ein Typus scheint mir's über der Natur.

Der kleine Finger jenes Rardinales

Zst stark verzeichnet. Zwar das sind Lappalien,

Zch weiß es wohl. So aber nach und nach
verirrt man sich vom weg des Zdeales.

Za leider, mit der Runst hier in Ztalien

Steht es nur schwach, mein Freund, nur schwach, nur

schwach!

S. Lnbctung.

Du willst um sechs mich in die Nlesse schicken?

Sieh, wie so herrlich dort die Gipfel ragen.

Dort werd ich morgen sein beim frühsten Tagen,
veilchen und Thvmian für dich zu xflücken.

Und kannst du mich im Rirchlein nicht erblicken,
Brauchst du vorm Zorn des Herrn drum nicht zu

zagen.

Nicht weihrauch und Latein kann ihm behagen,

Nur unsrer kjerzen andachtooll Lntzücken.

Nieins, das hier unten zwar für dich nur schlägt,
Trag' ich's hinauf, eratmend dort zu lauschen,

G wunder! betend fliegt es himmelwärts.

Und von dem Schönheitshymnus tief bewegt,

Den rings die Land- und Meeresweiten rauschen,
wird zum Altare mir mein eigen ^erz.

Deutscb von paul Deffse.

SückereL.

kommenen Sicherheit des Rönnens, von dem es zeugt, ist es
vor allem eine Arbeit von größter Solidität. vorzüglich ge-
lungen ist die Darstellung des Rolorits; es erscheiut gesättigt,
klar und tief. Aber der beste Mert des Bildes liegt doch
wohl in der wiedergabe des Seelischen: das immer und
immer wieder zu sich hinziehende Leben dieses so fein charak-
terisirten Ropfes spricht am deutlichsten von der vollkraft
dessen, der ihn wiedergab, den Geist des alten Meisterwerks
in sich zu erwecken.

Ä>v Die Lteterungsvverke des G. Dirtbscben tster-
lugs in Alünchen zeugen nach wie vor in der erfreulichsten
lveise davon, wie gut es diesem Runstverlage bekommt, daß
sein oberster geschäftlicher Leiter zugleich ein Hervorragender

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