soll darin bestehen, „daß sie die vorzüge einer zunächst auf
wissenschaftliche Areise berechneten krilischen und einer für
die gesamte gebildete Leserwelt bestimmten volkstümlichsn
Ausgabe so weit als möglich in sich zu vereinigen sucht."
Demgemäß sind die Besonderheiten der Lessingschen Lchreib-
weise vollständig gewahrt; gewahrt ist sogar sast durchgehend
die charaktcristische Interpunktion; einheitlich geregelt ist da-
gegen Lessings „vielfach willkürliche Rechtschreibung"; statt
solcher Wortformen, die jetzt völlig veraltet sind sNägdchen,
darmit usw.) ist die jetzt gebräuchliche allgemein eingeführt,
wenn Lessing selber im Gebrauche der alten und neuen
schwanktc. „Die neue Ausgabe giebt daher Lcssings Sprach-
und Schreibweise getren wieder, ohne aber durch pedantische
Ubertreibung dieser Treue das Ange des modernen Tesers
zu verletzen, dem die äußere Form der Lessingschen Schriften
keineswegs gleichgültig. ihr Stil und ihr Jnhalt aber ungleich
wichtiger ist." Der Geist der Nicht-Pedanterie hat anch bei
der Textauswahl gewaltet: keiner, der nicht ganz eingehende
Lessingstudien zu irgend einem literarischen Zwecke unter-
nimmt, wird irgend etwas vermissen. Goedekes Linleitungen
sind auch dieser Göschenschen Ausgabe beigegeben. Tine
Photogravüre (nach dem Velbild von May in Gleims Freund-
schaftstempel) ziert den ersten Band. Druck und Papier sind
vorzüglich; die Ausstattung ist überhaupt iu gediegener vor-
nehmheit erhaben über die übliche Aallikoherrlichkeit.
DcinrtcbDeincs Wucb dcrLtcdcr mitIllustrationcn
von p. Grot Ioh ann. «Berlin, G. Grotesche verlags-
buchhandlnng.) — Als wir s. I. die Thumannsche Illustration
zum Buche der Lieder anzeigten, konnten wir das nicht ohne
gemischte Gefühle und sehr geteilte Anerkennung thun. Grot
Iohann ist unserer Lmpfindung nach der Aufgabe besser ge-
recht geworden. Ls fehlt ihm die leicht hinwerfende Grazie,
die manche gerade der anspruchslosen vignetten Thnmaniis
in der That zu kleinen Aunstwerken macht, aber es sehlt ihm
auch die schnellfertige Dberflächlichkeit, die den ersten besten
flüchtigen Linfall ohne weiteres für gut genug hält, das
lvesen eines Gedichts zu „erläutern". Ferner: es sehlt ihm
das Süßliche, das so oft bei Thumann an 5telle der rechteii
Anmut tritt. Schließlich: er zeichnet besser — zwar nicht, als
jener zeichnen kann, wohl aber, als er's leider Gottes
jetzt gewöhnlich thnt. Auch die entschiedenen Gegner der
Thiimannschen Arbeiten müssen diesem freilich zugeben, daß
er gerade, ich möchte sagen: für leicht begleitendes Umspielen
des Textes durch seine Ieichnungsarabesken eine nicht ge-
wöhnliche Begabung besitzt wir werden eben deshalb die
Bberflächlichkeit seines Arbeitens um so lebhafter bedauern.
Von den beiden Iüustrationswerken zum „Buche der Lieder"
müssen wir dem heut angezeigten den vorzug geben, obgleich
uns Grot Iohann, wie wir nicht verhehlen, hier auch nicht ganz
auf seinem Gebiete zu walten scheint.
Ä-r Albrecbt Dürcrs Dicroin?»nis Dolsscbubcr. Fac-
simile-Lhromographie. (kvandsbeck, Gustav !v. 5eitz, in
Vriginalrahmen mit Glasthür N. ;oo, in schwarzem Rahmen
mit Goldvorlage Ul. 90.) Line in Farbe, Form und Größe
vollständig genaue kviedergabe jenes bekannten Dürerschen
Meisterwerks, welches das Berliner Ulnseum iin Jahre ;88-s
für sso000 Ulark erwarb und bald darauf durch bjauser oor-
züglich restauriren ließ. „Mit einein Aufwande von Mitteln,"
schreibt der Dürerbiograph von Lye, der während seines
Nürnberger Aufonthaltes das Urwerk fortwährend unter Augen
hatte, „wie sie im vollendeten Drucke nur dem Fachmanne
sich enthüllen, mit einer Aünstlerschaft, die genau wie bei
kserstellung eincs Griginals vom ersten Untergrunde bis zuc
letzten Lasur die Farbtöne zu berechnen wußte, mit eiiiem
Lrfolge endlich, der den Beweis liesert, daß in der Seitz'schen
lverkstatt kunsttechnische Schwierigkeiten kein kjindernis mehr
bieten und geistige Aräfte wirken, denen keine kföhe der Aunst
unzugänglich, hat jene das Bildnis wiedergegeben. Durch
diese Leistnng ist ohne Zweifel die Lhromographie. der man
bis dahin nur dcn Rang eines Ltiefkindes einzuräumen ge-
neigt schien, voUständig legitimirt und in die Reihe der wirk-
lich berufenen vervielfältigendcn Aünste eingetreten. lveit
entfernt, wie es früher zum Teil der Fall war, nun auf
mechanischem lvege zn produziren, hat in neuerer Ieit und
vorzugsweise in der artistischcn Anstalt zn kvandsbcck cin
verfahren sich herausgebildet, das seine Mittel nicht anders
braucht, als der Maler den Pinsel, der Aupferstecher den Grab-
stichel oder die Radirnadel." lvir haben dem wenig hinzu-
zufügen, bekennen vielmehr gern. daß auch uns die vortrefflichkeit
dieses Farbendrucks vollständig überrascht hat. Lr ist nach i
einer höchst verdienstlichen Aopie der zu solchen Arbeiten sehr
berufenen Bertha Albin von Z8 Druckplatten hergestellt worden,
später uiiter vergleichender Ueberwachung am Urwerk, und läßt
vollständig vergessen, daß es „nur ein Vldruck" ist, den wir
vor uns haben. lvir empfehlen das Bild warm der Be-
achtung. — I>ii Anschluß an diese Anzeige sei noch darauf
hingewiesen, daß eine sehr gelungene kleine kjeliographie nach
dem lfolsschuherbildnis im Groteschen verlage zu Berlin er-
schienen ist.
-ü» LoreleLkelscn und IKIietngrrrrenstein. — Das be-
zeichnet Namen und Gegenstand zweier neuen werke des
Maler-Radirers Bruno Nannfeld — ste sind soeben bei
Raimund Uiitscher in Berlin crschieiien lpcndants. je von
M. 20 ab in verschiedenen Drnckgattungen). Beide Schöxf-
ungen stnd wieder so sorgfältig, malerisch und kräftig, wie
nicht alle des 7<ünstlers aus der jüngsten Zeit; sie zeigen
Mannfeld auf dcr vollen ksöhe seiner Leistungen und ver-
dienen es, schnell beliebt zu werden. Der Radirer hat diesmal
auch weniger, als er manchmal früher that und als bei vielen
anderen seiner Aunstgenosseii jetzt üblich, mit breiten unter-
legten Tönen gearbeitet, nnd mehr noch als früher mit der
Radirnadel selbst, der zur Lrzeugung kraftvoller Schatten wohl
auch die Aaltnadel tapfer beigestanden hat. Der Loreleyfelsen
ist in gedämpftem Tageslichte bewölkten kjimmels gegeben,
der Rheingrafenstein blitzt keck in einem vollen Sonnenlichte
hervor; das Lild dcs ersteren wirkt gcdämpft, das des letzteren
ist Lberaus plastisch durch jähen Gegensatz von pell und
Dunkel, der doch nichts weniger, als roh wirkt. Ganz ineister-
lich zusammengesehen mit der Lsindschaft ist auf dem einen
wie auf dem anderen Bilde der aus jedem ganz anders ge-
schilderte kvolkenhimmel. Auch die Staffage und der Unter-
grund sind so ungewöhnlich geschickt für sich behandelt und
fürs Ganze verwertet, wie selbst auf Mannfelds rcin land-
schaftlichen Blättern selten.
Ä»Lpreentbener. Dreißig Berliner Bilderv. L. w. Allers.
(Breslau, wiskott, M. 20.) Den wenigen wirklich nennens-
werten zeichnerischen Schilderern des Berliner volkslebens
hat sich nun L. w. Allers zugesellt, der durch seine kjam-
bnrger Szenen wie durch seine Iirkns- nnd Mikadobilder
schon bekannt ist. Lr giebt uns in der vorliegenden Licht-
drucksammlung eine lustige und intcressante Auswahl von
Augenblicksbildern des all- oder auch sonntäglichen Straßen-,
Park-, Aneip- usw. -Lebens der jungen Aaiserstadt. Mit
sehr glücklichem Greifvermögen, das im vollen Menschen-
lebcn wirklich zumeist das zu fassen versteht, was interessant
ist, mit großer Lharakterisirungsgabe auch sür die Gestalten
der Linzelnen, und in sehr sorgfältiger, sauberer Zeichnung.
Wir wünschten von Allers einmal Studien nach jenen er-
regteren Bildern zu sehen, die das reichshauptstädtische Leben
eben als reichshauptstädtisches konnzeichiion: Reichstagssitzungen,
politische versammlungen usw. — und wären erfreut, dürften
wir die vorliegende Mappe nur als eine Abschlagszahlung
betrachten.
Ä-s D ic Gcmülde-Gkilcrie des Graken N. F. von Scbnck
ln /Ibüncben. Nit begleitendem Texte vom Grafen
Schack. (München, Münchner Aunst- »nd verlagsanstalt,
vr. L. Albert 6c Lo.) - von diosem Lieferungswerke, aus
das wir bereits mehrmals hingewiesen haben, liegt nun mit
der vierten Lieferung die erste kfälfte vor — sollte das werk,
wie wir hören, noch vor weihnachten vollendet werden, so
wird es wohl von allen ähnlichen Gaben des deutschen Aunst-
verlags die vornehmste unter diesen Lhristbaum legen. Die
vierte Lieferung enthält an vollseitigen kjeliogravüren Böcklins
„Gang nach Emaus", „Ritt des Todes", „Pan erschreckt
einen kjirten" nnd jc cin Blatt nach Spitzweg, Schwind,
L. Schleich, Feuerbach, Führich und kenbach. Iedes neue
Ljeft erneut und erhöht die Freude darüber, daß wir die so
lange entbehrten genauen Rcproduktioncn nach Schacks Ge-
mäldcn nnn endlich und nun so vorzüglich besitzen.
Dle vcrvlelkältlgendc Iknnst der Gegenvvart —
jencs unter L. von Lützows Redaktion im verlage der wiener
„Gesellschast für vervielfältigende Aunst" erscheinonde große
zusammenfassonde Prachtwerk (könnlen wir doch das Wort
„Prachtwerk" von allen Publikationen, die sich so nennen, auch
> nur in ähnlichem Sinne brauchenl) ist, seit wir von ihm ge-
j sprochen, bis zur ;7. Lieferung vorgeschritten. Das heißt:
^ tief hinein in seiiien zweiten, dem Anpferstich gewidmeten
7
— 60 —
wissenschaftliche Areise berechneten krilischen und einer für
die gesamte gebildete Leserwelt bestimmten volkstümlichsn
Ausgabe so weit als möglich in sich zu vereinigen sucht."
Demgemäß sind die Besonderheiten der Lessingschen Lchreib-
weise vollständig gewahrt; gewahrt ist sogar sast durchgehend
die charaktcristische Interpunktion; einheitlich geregelt ist da-
gegen Lessings „vielfach willkürliche Rechtschreibung"; statt
solcher Wortformen, die jetzt völlig veraltet sind sNägdchen,
darmit usw.) ist die jetzt gebräuchliche allgemein eingeführt,
wenn Lessing selber im Gebrauche der alten und neuen
schwanktc. „Die neue Ausgabe giebt daher Lcssings Sprach-
und Schreibweise getren wieder, ohne aber durch pedantische
Ubertreibung dieser Treue das Ange des modernen Tesers
zu verletzen, dem die äußere Form der Lessingschen Schriften
keineswegs gleichgültig. ihr Stil und ihr Jnhalt aber ungleich
wichtiger ist." Der Geist der Nicht-Pedanterie hat anch bei
der Textauswahl gewaltet: keiner, der nicht ganz eingehende
Lessingstudien zu irgend einem literarischen Zwecke unter-
nimmt, wird irgend etwas vermissen. Goedekes Linleitungen
sind auch dieser Göschenschen Ausgabe beigegeben. Tine
Photogravüre (nach dem Velbild von May in Gleims Freund-
schaftstempel) ziert den ersten Band. Druck und Papier sind
vorzüglich; die Ausstattung ist überhaupt iu gediegener vor-
nehmheit erhaben über die übliche Aallikoherrlichkeit.
DcinrtcbDeincs Wucb dcrLtcdcr mitIllustrationcn
von p. Grot Ioh ann. «Berlin, G. Grotesche verlags-
buchhandlnng.) — Als wir s. I. die Thumannsche Illustration
zum Buche der Lieder anzeigten, konnten wir das nicht ohne
gemischte Gefühle und sehr geteilte Anerkennung thun. Grot
Iohann ist unserer Lmpfindung nach der Aufgabe besser ge-
recht geworden. Ls fehlt ihm die leicht hinwerfende Grazie,
die manche gerade der anspruchslosen vignetten Thnmaniis
in der That zu kleinen Aunstwerken macht, aber es sehlt ihm
auch die schnellfertige Dberflächlichkeit, die den ersten besten
flüchtigen Linfall ohne weiteres für gut genug hält, das
lvesen eines Gedichts zu „erläutern". Ferner: es sehlt ihm
das Süßliche, das so oft bei Thumann an 5telle der rechteii
Anmut tritt. Schließlich: er zeichnet besser — zwar nicht, als
jener zeichnen kann, wohl aber, als er's leider Gottes
jetzt gewöhnlich thnt. Auch die entschiedenen Gegner der
Thiimannschen Arbeiten müssen diesem freilich zugeben, daß
er gerade, ich möchte sagen: für leicht begleitendes Umspielen
des Textes durch seine Ieichnungsarabesken eine nicht ge-
wöhnliche Begabung besitzt wir werden eben deshalb die
Bberflächlichkeit seines Arbeitens um so lebhafter bedauern.
Von den beiden Iüustrationswerken zum „Buche der Lieder"
müssen wir dem heut angezeigten den vorzug geben, obgleich
uns Grot Iohann, wie wir nicht verhehlen, hier auch nicht ganz
auf seinem Gebiete zu walten scheint.
Ä-r Albrecbt Dürcrs Dicroin?»nis Dolsscbubcr. Fac-
simile-Lhromographie. (kvandsbeck, Gustav !v. 5eitz, in
Vriginalrahmen mit Glasthür N. ;oo, in schwarzem Rahmen
mit Goldvorlage Ul. 90.) Line in Farbe, Form und Größe
vollständig genaue kviedergabe jenes bekannten Dürerschen
Meisterwerks, welches das Berliner Ulnseum iin Jahre ;88-s
für sso000 Ulark erwarb und bald darauf durch bjauser oor-
züglich restauriren ließ. „Mit einein Aufwande von Mitteln,"
schreibt der Dürerbiograph von Lye, der während seines
Nürnberger Aufonthaltes das Urwerk fortwährend unter Augen
hatte, „wie sie im vollendeten Drucke nur dem Fachmanne
sich enthüllen, mit einer Aünstlerschaft, die genau wie bei
kserstellung eincs Griginals vom ersten Untergrunde bis zuc
letzten Lasur die Farbtöne zu berechnen wußte, mit eiiiem
Lrfolge endlich, der den Beweis liesert, daß in der Seitz'schen
lverkstatt kunsttechnische Schwierigkeiten kein kjindernis mehr
bieten und geistige Aräfte wirken, denen keine kföhe der Aunst
unzugänglich, hat jene das Bildnis wiedergegeben. Durch
diese Leistnng ist ohne Zweifel die Lhromographie. der man
bis dahin nur dcn Rang eines Ltiefkindes einzuräumen ge-
neigt schien, voUständig legitimirt und in die Reihe der wirk-
lich berufenen vervielfältigendcn Aünste eingetreten. lveit
entfernt, wie es früher zum Teil der Fall war, nun auf
mechanischem lvege zn produziren, hat in neuerer Ieit und
vorzugsweise in der artistischcn Anstalt zn kvandsbcck cin
verfahren sich herausgebildet, das seine Mittel nicht anders
braucht, als der Maler den Pinsel, der Aupferstecher den Grab-
stichel oder die Radirnadel." lvir haben dem wenig hinzu-
zufügen, bekennen vielmehr gern. daß auch uns die vortrefflichkeit
dieses Farbendrucks vollständig überrascht hat. Lr ist nach i
einer höchst verdienstlichen Aopie der zu solchen Arbeiten sehr
berufenen Bertha Albin von Z8 Druckplatten hergestellt worden,
später uiiter vergleichender Ueberwachung am Urwerk, und läßt
vollständig vergessen, daß es „nur ein Vldruck" ist, den wir
vor uns haben. lvir empfehlen das Bild warm der Be-
achtung. — I>ii Anschluß an diese Anzeige sei noch darauf
hingewiesen, daß eine sehr gelungene kleine kjeliographie nach
dem lfolsschuherbildnis im Groteschen verlage zu Berlin er-
schienen ist.
-ü» LoreleLkelscn und IKIietngrrrrenstein. — Das be-
zeichnet Namen und Gegenstand zweier neuen werke des
Maler-Radirers Bruno Nannfeld — ste sind soeben bei
Raimund Uiitscher in Berlin crschieiien lpcndants. je von
M. 20 ab in verschiedenen Drnckgattungen). Beide Schöxf-
ungen stnd wieder so sorgfältig, malerisch und kräftig, wie
nicht alle des 7<ünstlers aus der jüngsten Zeit; sie zeigen
Mannfeld auf dcr vollen ksöhe seiner Leistungen und ver-
dienen es, schnell beliebt zu werden. Der Radirer hat diesmal
auch weniger, als er manchmal früher that und als bei vielen
anderen seiner Aunstgenosseii jetzt üblich, mit breiten unter-
legten Tönen gearbeitet, nnd mehr noch als früher mit der
Radirnadel selbst, der zur Lrzeugung kraftvoller Schatten wohl
auch die Aaltnadel tapfer beigestanden hat. Der Loreleyfelsen
ist in gedämpftem Tageslichte bewölkten kjimmels gegeben,
der Rheingrafenstein blitzt keck in einem vollen Sonnenlichte
hervor; das Lild dcs ersteren wirkt gcdämpft, das des letzteren
ist Lberaus plastisch durch jähen Gegensatz von pell und
Dunkel, der doch nichts weniger, als roh wirkt. Ganz ineister-
lich zusammengesehen mit der Lsindschaft ist auf dem einen
wie auf dem anderen Bilde der aus jedem ganz anders ge-
schilderte kvolkenhimmel. Auch die Staffage und der Unter-
grund sind so ungewöhnlich geschickt für sich behandelt und
fürs Ganze verwertet, wie selbst auf Mannfelds rcin land-
schaftlichen Blättern selten.
Ä»Lpreentbener. Dreißig Berliner Bilderv. L. w. Allers.
(Breslau, wiskott, M. 20.) Den wenigen wirklich nennens-
werten zeichnerischen Schilderern des Berliner volkslebens
hat sich nun L. w. Allers zugesellt, der durch seine kjam-
bnrger Szenen wie durch seine Iirkns- nnd Mikadobilder
schon bekannt ist. Lr giebt uns in der vorliegenden Licht-
drucksammlung eine lustige und intcressante Auswahl von
Augenblicksbildern des all- oder auch sonntäglichen Straßen-,
Park-, Aneip- usw. -Lebens der jungen Aaiserstadt. Mit
sehr glücklichem Greifvermögen, das im vollen Menschen-
lebcn wirklich zumeist das zu fassen versteht, was interessant
ist, mit großer Lharakterisirungsgabe auch sür die Gestalten
der Linzelnen, und in sehr sorgfältiger, sauberer Zeichnung.
Wir wünschten von Allers einmal Studien nach jenen er-
regteren Bildern zu sehen, die das reichshauptstädtische Leben
eben als reichshauptstädtisches konnzeichiion: Reichstagssitzungen,
politische versammlungen usw. — und wären erfreut, dürften
wir die vorliegende Mappe nur als eine Abschlagszahlung
betrachten.
Ä-s D ic Gcmülde-Gkilcrie des Graken N. F. von Scbnck
ln /Ibüncben. Nit begleitendem Texte vom Grafen
Schack. (München, Münchner Aunst- »nd verlagsanstalt,
vr. L. Albert 6c Lo.) - von diosem Lieferungswerke, aus
das wir bereits mehrmals hingewiesen haben, liegt nun mit
der vierten Lieferung die erste kfälfte vor — sollte das werk,
wie wir hören, noch vor weihnachten vollendet werden, so
wird es wohl von allen ähnlichen Gaben des deutschen Aunst-
verlags die vornehmste unter diesen Lhristbaum legen. Die
vierte Lieferung enthält an vollseitigen kjeliogravüren Böcklins
„Gang nach Emaus", „Ritt des Todes", „Pan erschreckt
einen kjirten" nnd jc cin Blatt nach Spitzweg, Schwind,
L. Schleich, Feuerbach, Führich und kenbach. Iedes neue
Ljeft erneut und erhöht die Freude darüber, daß wir die so
lange entbehrten genauen Rcproduktioncn nach Schacks Ge-
mäldcn nnn endlich und nun so vorzüglich besitzen.
Dle vcrvlelkältlgendc Iknnst der Gegenvvart —
jencs unter L. von Lützows Redaktion im verlage der wiener
„Gesellschast für vervielfältigende Aunst" erscheinonde große
zusammenfassonde Prachtwerk (könnlen wir doch das Wort
„Prachtwerk" von allen Publikationen, die sich so nennen, auch
> nur in ähnlichem Sinne brauchenl) ist, seit wir von ihm ge-
j sprochen, bis zur ;7. Lieferung vorgeschritten. Das heißt:
^ tief hinein in seiiien zweiten, dem Anpferstich gewidmeten
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