Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

DOI issue:
Heft 5
DOI article:
Aus der Bücherei
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0089

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Daß Iapan nicht nur in unsere Aunst und unser Aunstge-
werbe eindringt, sondern auch in unsere Literatur, beweisen
sür die der jungen welt „Agpmusclie /Ndärcben", ge-
sammelt und erzLhlt von L. W. <L. Brauns. (!Nit s Farben-
drucken nach Försterling, Glogau, Flemming, M. 3). Die
Märchen sind nicht nnr für Ainder interessant; der Ton der
Trzählerin hätte ein wcnig munterer sein können; den Farben-
drucken und der Ausstattung schcint für dicses Büchlein bc-
sondere Sorgfalt gewidmet zu sein. — Nun eine böse, böse
„Nouveauts"! Sie ncnnt sich: „Der Tbrtstbaum zwei
Weihnachtsgeschichten für Ainder von Larletto, mit iö
Zeichnungen von 5chmidt-Glinz (Leipzig, Schmidt 6c
Günther, M. i). Iwei altbekannte Stosfe dilettantisch ver-
arbeitet mit Bildern, die noch das Leidliche an der Sache
sind. Das Schreckliche an ihr ist die „Griginalität" der
Ausstattung: sie besteht darin, daß ein Teil vom Umriß des
weihnachtsbaums auf dem Titelbild durch alle Blätter hin-
dnrchschneidet, so daß die armen Buchstaben auf den Seiten
siüchten mußten, »m nicht von der Schere was abzubekommen.
kseiliger Geschmack! »

M lpulma veccbios Srmctu äöarbara. Anpferstich
von Ioh. Burger. (Berlin, Stiefbold 6: Lo.; verschiedene
Druckgattungen zu 25, so, 75, (50 M.) — Palmas Barbara
aus Santa Maria Formosa in venedig, die Schutzheilige der
Männer der Feuerwaffen, gehört, wie jeder weiß, zu den er-
habensten Frauengestalten, welche die bildende Aunst je ge-
schaffen hat, und wie bei der Venus von Melos oder der
Madonna Sistina ließen sich Bücher zur Untersuchnng darüber
schreiben, durch welche Mittel der Aünstler den Lindrnck aus-
strahlender innerer Größe so überwältigend für den Beschauer
an dieses Bild zu bannen wußte. Burgers Wiedergabe ist
ein Meistcrwerk. Ich weiß nicht, ob der unniittelbare Uer-
gleich des Stichs mit dem Mriginal ein Näkeln an einigen
Aleinigkeiten zuließe, ich weiß aber vor allem, daß mir die
eigentliche „Seele" des Mriginalwerks durch keine andere Rc-
produktion annähernd mit solch überraschender Alarheit aus
der Lrinnerung hervorgerufen worden, wie durch diese, und
ich weiß dann auch das soviel minder wichtige, daß schon die
peinlichfte Spürarbeit dazu gehört, etwas, was auch nur dem
kleinsten technischen Fehler ähnlich sähe, auf Burgers Stich zu
entdecken. Meisterlich ist auch das venetianische Aolorit wieder-
geschaffen; der Aupferstich wirkt mit einer sarbigen kfarmonie,
wie sie gerade bei dieser Technik ganz ungewöhnlich ist.

/ßdunkacsss „Hrreuzigung". Radirung von Aarl
Aöpping. (Paris, Sedlmeier, Fr. soder N. ?) 75.) Die
herrlichen Schöpfungen des deutschen Radirers Aarl Aöpping,
der jetzt durch einen Rnf nach Berlin dem vaterland wieder-
gewonnen ist, sind mit ungewöhnlicher Einstimmigkeit aner-
kannt unter den Aunstfreunden der ganzen welt. Wir denken
über den Aünstler demnächst ansführlicher zu sprcchen, und
weisen für heut nur darauf hin, daß jetzt endlich einmal
wieder eines seiner neueren großen Blätter zu einem erschwing-
baren Preise zu beziehen ist. Die andern erschienen bekannt-
lich nur in eincr ganz beschränkten Anzahl von Abdrücken,
dafür aber znm Preise von 800 Francs für das Blatt. So
ausrichtig wir eine derartige Plutokratisirung der Aunst be-
klagen, so dringend möchten wir den wunsch aussprechen,
daß Munkacsys „Areuzigung" nicht anf lange hinaus die
einzige Radirung Aöppings bleiben möge, die zu „mensch-
lichem Preise" zu erstehen ist.

Dic IKudelsburg, eine neue Mriginalradirung von

W. Feldmann(Berlin, Raimnnd Nitscher, verschied. Drucke,
M. (5 u. m.) — gehört nicht zu den vorzüglichsten jener großen
Reihe von Radirungen, durch welche die vervielfältigende Aunst
jetzt die Lieblingsstätten unseres volkes in malerisch schönen
Nachbildungcn ihren Freunden vors Auge führt. will man
auch mit dem Maler-Radirer nicht über dic Wahl des Stand-
ortes rechten, so kann man ihm doch kaum die vorwürfe
ersparen, daß die platte stellenweise zu nüchtern nnd einförmig
behandelt ist, und daß dem Ganzen mit der rechten „Luft"
die rechte vertiefung des kfintergrundes und so die rechte
Aörperlichkeit fehlt. Der vergleich mit den im nämlichen ver-
lage erschienenen Mannfcldschen drängt sich ja bei all solchen
landschaftlichen Blättern anf; er läßt hier den Abstand wenigstens
von den besseren der letztern recht deutlich erkennen — von den
besseren, denn von den besten, wie dem herrlichen „Mcißen"
oder „Breslau", dürfte man ja ohne Ungercchtigkeit im vor-
liegendeu Falle nicht vergleichond reden. Immerhin ist das
Blatt nicht schlecht, und Manchem der vielen, die fröhliche
Stnnden auf der Rudelsburg zugebracht haben, könnte es ein
lieber „Erinnernngs-Wecker" werden.

Ä» Qrpsolan-Glas-tDalerelcn aus der Austalt von
U. Bernoulli in Berlin. Ls ist nicht nnr für den ver-
legcr, sondern auch für den Uerausgeber einer Zeitschrift eine
üble Sache, Dinge zu empfehlen, die im Anzeigenteile mit
häufigen Inseraten vcrtreten sind — aber man kann einem
bferansgeber auch nicht zumuten, daß er sie blos deshalb, weil
das der Fall ist, nicht empfehlen soll, und man wird ihm
wohl glauben, daß er ohne irgendwelche bewußte oder unbe-
wußte Beeinsiußung handelt, bekennt er sich ausdrücklich zur
vorfasserschaft seiner Lmpfehlung. Ich habe nnn in vielen
Familien Glasbilder an dcn Fenstern gesehen, nie aber, ein
paar alto echte Stücke ausgenommen, schönere als die besten
jener, die uns von Bernoulli geboten werden. Nan möge
sie nnr nicht mit den Nachahmungen echter alter Glasgemälde
zusamnienwerfen, die als Diaphanicn und was weiß ich unter
welchen Namcn sonst noch in den kfandel konimen, fast ebenso
teuer, als die verhältnismäßig sehr billigen Lrysolanbilder,
aber ohne allen Oergleich geringerwertig, als sie. Das ver-
fahren begründet sich bei Bernoulli (die Lntdecknng rührt
übrigens von Viktor Blüthgen her) zunächst auf Schwarz-
malerei, die photographisch nach einem auf Glas gemalten
Griginal kopirt wird; das Bild wird dann mit Farben nnd
einem Bindemittcl, auf deren Zusammensetznng, irren wir
nicht, das Patent lautet, kolorirt. Man sieht: cs handelt sich
um eine eigene vervielfältigende Aunst, die in keiner Weise
an Nachahmung alter Glasgemälde, an stillose „Fexerei"
also, gebunden ist — und dic Firma that sehr gnt daran,
in neuerer Zeit mehr und mehr ganz selbständige Gebilde
herzustellen. Geradezn entzückend ist oft die wärme, Tiefe
und Leuchtkraft der Farben, deren Genuß einem nicht durch die
Besorgnis, daß sie verblassen, getrübt wird: denn sie haben
sich, wie ich ans eigener Lrfahrung bezeugen kann, als „licht-
echt" scrwiesen. wor aus längerer Beobachtung den Reiz
kennt, den schönfarbene Glasbilder dort, wo sie überhaupt
am Platze sind, ins Zimmer gießen, der wird auch mcine
Frcude darllber verstehen, daß wir durch die Lrysolan-Glas-
malerei nunmehr in viel weiterem Maße im Stande sind,
ihn uns und den Unsern zu verschaffen. Den Dresdnern zur
Mitteilung, daß sie sich in der Aunstgewerbehandlung von
Areinsen Lrysolan-Glasbilder besichtigen können. F. Av.

2. D. in D. Unsere „weihnachtsschan" in ein paar
bfeften so auszudehnen wie es geschieht, halten wir uns für
verpflichtet. warum, das wird Ihnen leicht erkenntlich
sein, wenn Sie bedenken, daß Werke, wie sie dort von uns
besprochen werden, überhanpt nur zu Weihnachten in einer
größeren Anzahl gekauft werdcn. Sie wirkcn abcr das
ganze Jahr hindurch auf die Geschmacks- und Deukbildung
sort, und eben deshalb ist es notwendig, zu einer Zeit, da das
allein helfen kann, sie auf ihren Wert hin anzusehen. Daß
der ganze Lharakter unseres Blattes durch den großen Raum,
den die weihnachtsschau in Anspruch nimmt, durch die Not-
wendigkeit, manches Aunst- und manches wissenschaftliche werk,

keltr. MT

das sonst jetzt besprochen würde, bis übers Fest hinans znrück-
zulassen, — weit mehr beeinsiußt wird, als uns lieb ist, gestehen
wir fehr offen. Schon das erste Ianuarheft des „Aunstwarts"
wird ein ganz andcres Gesicht zcigen — wir glanben, wohl-
wollcnde Leser, welche die weihnachtsschau wenig interessiren
sollte, bis dahin um Nachsicht bitten zu dürsen.

D Z'. Das „Mnsterbuch sür hänsliche Aunstarbeiten" von
A. von Zahn ist in Gcorg wigands verlag in Leixzig er-
schiencn.

Ein Druekkebler ist in Aoopinanns Bericht über die neuent-
deckte Madonna des kconardo da vinci sinnstörend stehen ge-
blieben: Z. fst d. f.Abs. l. „Untermalung" statt"Übermalung".

2.,, Das Mormscr Spielbaus uud dtc Istolksbübuc. von Robert Misch nnd bfans Lferrig. Ikuudscbau.

Musik. Über Musik bei Tieren und bei Meuschen. vom Tage. Nus der lKZÜcberet. weihnachtsschau. Isterkebr.
Lcbluss der Lusammenslellung: 4. Dezember lSSS.



ls

— 77 —
 
Annotationen