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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 13
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Spitteler, Carl: Sprechsaal: Widmungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0217

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wie es Andern ergeht; ich versxüre in solchen Fällen
stets einen leisen Aitzel, dem Verleger das Buch un-
gelesen zurückzusenden, mit der Begründnng, daß ich
leider zufällig nicht die Lhre hätte, die Mutter des
verfassers zu sein; freilich behält schließlich das A'lit-
gefühl die Vberhand; allein ich habe dem verfasser
schon etwas verzeihen müssen, ehe er nur Zeit hatte,
mir seiue metrischeu Fehler zu cntwickeln, und das ist
elwas zu früh.

<Lin altes bserkommen verschuldet den Alißbrauch
und entschuldigt ihn im Linzelfalle; ja, die Runstge-
schichte muß ihu in den Augen derer, denen erlauchtes
Beispiel schon Gesetz bedeutet, sogar rechtfertigen.
Dichter und Rünstler entrichtelen einst auf dem Titel
oder gar innerhalb des Werkes selbst beliebigen, uns
gleichgiltigen bserren und Damen ihren ksöflichkeits-
oder Anhänglichkeitstribut. Maler schenkteu uns zu
einer herrlichen Madonna Tuchhändler und Natsherren
mit in den Rauf; Musiker verschnörkelten den Titel ihrer
unsterblichen lVerke mit dreimeterlangen adligen Namen.

Mb jedoch dergleichen auf uns erhebend wirke, das
frage ich jeden Unbefangenen. Übrigens gehört die
Üuldigungspflicht der vergangenheit an; gegenwärtig
sieht sich der Rünstler und Schriftsteller zum großen
Dorteil seiner Standeswürde derselben entbunden. Darf
er nun dafür seinerseits willkürlich die Welt veran-
lassen, ihm den privaten Gefühlstribut, den er Zemand
schuldet, mitzahlen zu helfeu? Nein; der Mutter des
Lchriftstellers gebürt das erste Txemplar eiues ZVerkes,
das U)erk selber aber gehört einer anderen Dame:
ehedem nannte man sie Muse, jetzt heißt sie die Runst.
Ihr allein soll ein Runstwerk gewidmet werden; da
sich übrigens diese ZVidmung von selbst versteht, bleibt
unter allen IVidmungeu bei weitem die geziemendste:
gar keine lVidmung. Larl Spitteler.

Soweit der bserr Linsender. lvir stellen, was er
sagt, zur Lrwägung und Lrörterung und behalten
uns vor, vielleicht auch selbst noch ein wörtcheu zur
Sache zu sprechen. R.-§.

Lettungsscbau.

bcdcntct: Kcsprecbung von Linzclrvcrbcn, f: bildltcbc Lrläutcrung der Nuksätzc odcr Kcigube von Wildnissc».

Allgemetueres. (D. Begriff des „fpezifisch" Aünstlerischen)
^irth, M. N. N. Z26f. — (Gesellschaftl. Sitte in ihrem
Zusammenhang mit Aunst u. Aunstgcw.) thaushofer, Z. d.
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itüildcudc Iküuste. (Grühner) F pecht, U. f. A. 12. —
(Schonganer) si N. Döring, v. F. z. M. 8. — (D. Ulcin-
meistcr u. d. italieu. Uunstl Stiaßn-x, Lhr. f. verv. U. 2ff.
— (Llaude M"net) kjelferich, Freie Bühne 8. - (Slavische
Maler) Uunstberichte d. phot. Ges. 6. — („Neues a. d.
Bcreich d. bild. Uünste") Galland, Frf. Z. 80. — (Monu-
mentales, vorschläge eines Unberufcnen) lh. Fürst, N. wien.
Tagbl. 75. — (Gegen A. Rosenberg) Gurlitt, Fr. Bühne 7.

Ikunstbaudwerk uüd llleriuiscbtes. (Z. Gesch. d. Buch-
einbands) nach B. Nuaritch, Mschr. f. Buchbinderei 2. —
(A. d. Studienmappe d. Buchbinders) f ebd. -- (Uölner
Unnstgew.-Museum) Uöln. vlksz. 8(. — iZur Geschichte
der Musterzeichnerei) nach Gurlitt, Bau- u. Ug. Z. 6. —
(wohnungseinrichtung) L. Tohde, M. St.-Z. HZ.

Ver

Fr. IU lll. a. L. Das Berliner „Parodie-Theater" ist
kein Unternehmen, mit dem wir uns viel zu beschäftigen
hätten. wir haben von seiner Errichtung Uenntnis gegeben,
weil wir glaubten, es wiirde wenigstens einen Anlauf zu
wirklich literarischen Leistungen nehmen. Aber das that es
nicht. „Ls hält die Mitte zwischen einem Radautheater, das
auf Ausfehen sxekulirt, und einer vergnügungsstätte für harm-
lose Leute, die zahme Uarrikatur für witzige Satire halten",
schrieb neulich ein guter Beurteiler darüber. Unittelverse, die
dadnrch wirken, daß sich schweres pathos in Berolinismen
auflöst, und bescheidenste Requisitenspäße (z. B. Uulissen mit
Stühlen bemalt — „stilvolle" Linrichtung) — solcher Art sind
die Scherze, die dort getrieben werüen.

L. 2. l» M. In den Gesang stimmen wir nicht ein.
wir haben Grund, zweideutiger französischer Literatur die
Thüre zu weisen, aber keiuen Grnnd, deshalb, weil folche in
Frankreich gedeiht, uns in die Brust zu werfen. Uehren wir
vor der eigenen Thür. Aus einer Pariser Uutersuchung gegen
Fabrikanten „erotischer Schriftcn nnd Bilder" ging kiirzlich
hervor, „daß die Ljauptmasse der Abnehmer in Deutschland
und vorzugsweise in Berlin zu suchen ist. Line dieser Firmen,
die in dentschen Blättern ständig ankündigt und in Frankfurt,
Stuttgart, Berlin usw. Agenten unterhält, hatte im Ianuar
allein'über qoooo ihrer öerzeichnisse erotischer Literatur ab-
gesetzt, nngerechnet die zahlreichen Ballen, welche den Agenten
selbst zugefchickt worden waren." kjier handelt sich's gleichsam

kebr.

um „grobe waare", wollen Sie an „feinere Marken" erinnert
werden, so denken Sie an unsere schier unansrottbare Französelei
gerade fchlechten frauzösischen. Erzeugnisseu gegenüber auf
den Theatecn. Selbst über das Miinchner Theater am Gärtner-
xlatz wurde jiingst berichtet: „Uamn hatten wir uus durch
2luffiihrnngen wie Anzengrubers «Flcck anf der Lhre>> nnd
Sudermanns «Lhre>> >die immer noch volle Ljäuser erzielt) zu
dcm Glauben verführen lassen, die genannte Bühne sei von
ihrem Gperettenransch erwacht, sie werde fortan der gesnndcn
vaterländischen Dramatik treue kjeerfolge leisten und das gnte
volksstiick höhcrer Gattnng pflogen, da wird uns plötzlich dcr
berüchtigte F'all Llemencean von Dumas mit einem uncr-
hörten Aufwand an Ausstattung und Gästen vorgesetzt. Das
Thcater war nämlich gar nicht in der Lage, mit den gewohn-
ten Mitteln und einheimifchen Uünstlern sich diefes Parifer
Luxusstück zu leisten. Bei der Lrstaufführnng war das dicht
gedrängte Publikum rein ans dem kjäuschon vor vergnügen
— donnernde Beifallsstürme nach jedem Akt!" Daranf, daß
die bei uns beliebten französischen Stücke meist solche sind, die
in Frankreich selbst Leute, Frauen wenigstens, aus der guten
Gcsellschaft nicht besnchen, wnrde anch im „Uunstwart" schon
hingewiesen.

Lincn M criebt über Lrstankkü brniiFcn von
Lebauspiclcn mnßtcn wir wegen Raummangels znrück-
stellen.

<2.,Das vorlescn von Dicbkuncien. IllundscbMI. Dichtnng. kjcrmann Sudermanil als Lrzähler-
Leo Tolstoj's „Ureutzsrsonate". „vier kVünsche". Theater. Das Bedürfnis nach wirklichen volksbühnen-
Die Berliner Theater. Musik. Programmmnsik, von Richard Uaden. lvichtige Gpcrnanfführnngen. Bildende Uünste-
Line Reform unserer Uunstakademien. Gffnuug der Uunstsammlungen auch fiir den Abend. Die Grafsche Sammlung
antiker porträts. kjumor und Uomik iu dcr antiken Uunst. Uun st h and w e rk. „Anf schiefer Lbene?" LprecbStial.
Uarl Spitteler: widmungen. Aus der ZSücberct. Leitungsscbau. llierkebr.

Scbluss der Lusammenstellung: 2S. /Ildärz l6S0.


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