werden, wenn ihnen in xlanmäßigen Anordnungen
zngleich die entsprechenden Meisterwerke geboten
werden."
Uns deucht, ein Anfang zur Besserung konnte
sehr leicht dadurch gethan werden, daß man unsere
Aulitärkapellen, die ja gegen Bezahlung zu privatem
Tanzvergnügen und zu Festschmäuseu zu haben sind,
auch zu öffentlichen Freikonzerten häufigcr benutzte,
—- wie das auderwärts sa geschieht.
* Ludwtg Deppe, der frllhere Berliner ksofkapellmeister,
hat seine Rechtfertignngsschrift nicht lange llberlebt, er ist in
Bad pyrmont plötzlich verschieden.
* Die Linbürgeriing österrctcblscber Gpcrcttcii ln
FriMkirctcb soll (als eine Art von „Revanche" für die be-
sonders ja gradc in Udieii das Theater noch ganz beherrschenden
französischen Lustfpiele?) in nächsteni Winter eifrig betrieben
werden. ltlit Nillöckers „Gasparone" und „Vizeadmiral",
zu denen der Aomponist ein paar neue „Numinern" schreiben
will, soll der Anfang gemacht werden. Uian ineiut, daß jetzt
öie Aussichten güustiger seien, als sie früher gewesen.
* Uebcr die Fruiizöslscbc Iltoiizcrtinuslk hat Saiut
Sasns in der „Nouvelle Revnc" einen Aufsatz gebracht, in dem
er die j?ariser Gewohnheit bekriegt, die Aonzcrtprogramme
mit Theatermusik zu füllen uud dafür die wahre Aonzert-
mnsik, die nur fürs Aonzert geschrieben ist, ungcbührlich zu
vernachlässigcn. Der Vorwurf zielt nanientlich gegen den
Ulißbrauch, der mit Magnerschen Gpernbrnchstücken getrieben
werde, hat aber keinen deutschfeindlichen Nebenzweck, denn
Saint-Sasns einpfiehlt neben den Aonzcrtwerken der neuern
ffranzosen auch diejeuigeu der deutscheu Aouzertkoinpoiiisten,
nickt nur der alten, sondern auch der nenen und ucuesteii
Zeit. Das Uaupthindernis, das sich in jdaris der wahren,
großen Aonzertmusik entgegenstellt, hebt auch Saint-Sasns
richtig hervor: den Mangel an großen, gut geschulteii Dilettanten-
chören, wie sie in Dcutschland, Lnglaud, Belgien, der Schweiz
besteheu, nud wie sie allein die Aufführung großer Vratoricn
ohne gar zu hohe Aostcn ermöglichen.
* Ls werden deutsche uud französische Gperetten in
Atkllieil, besouders in Süditalien, znni ?lulaß von Scham-
losigkeiten genoinnieu, von deucn wir, die wir schon die
Urwerke schamlos fiuden, und so oft auch init Recht uns
gewöhulich keine Vorstellung inacheu. Nenerdings hat nun
ein italienischer Aritiker, !N. F. d'Arrais, die entschiedenste
Verwahruug dagegen eingelegt, daß man die fremden Mrigiuale
iu dieser lveise versndele. !Die arg die Sache ist, dafür zeugt
es, daß selbst im auständigereii ffloreuz schou der in Theater-
diugen doch erfahrene und nicht blöde Suppv die dlnfführung
seiner „Glocken von Lorneville" wegen der Schamlosigkeiten
verließ, die er zu sehen bekam.
Mldende Hnmste.
» lsrrtttscbe Wetrrrcbluilgeil eines Werliuer
Llusstellnugsbesucders. III. Dem Bild-
hauer ist es iwch schwieriger, als dem Maler, ge->
macht, die künstlerische Sprache zu reden; wc> der Alaler
mit kecker Tharakteristik eiu paar Llecke lfinsetzt, um uus
zu bedeuteu: folgt mir nach, hier sitzt es! - da ver-
bleibt der sAastiker imnier hiuter der allgemeiueu
weißen Lläche uud muß es dem Beschauer überlasseu,
zu findeu, was er (der Aüustler) gewvllt hat. Das
ist e; ebeu, warum die tserreu plastiker im großeu
publikum uicht souderlich geschätzt fiud; das publikum
will uicht fiudeu scllleu, es will iuimer gleich hübsch
wisseu, wie uud wo; das fehlte uoch, sich anf eiue
Bank setzen, uud immer ein weißes Bild austarreu
und warten, bis es irgendwo losgeht; iu füns Miuuten,
daß Sie es wissen, Herr Rünstler, geht meiu Zug,
also können 5ie sich denkeu!
?luch soust noch ist der Plastiker vor dem Maler
beuachteiligt, durch seiu begreuzteres Gebiet, das
ihm als einzig verwertbare Stoffe nur die menschliche
uud Tiergestalt zur verfüguug stellt. Liu weiterer
Grund für die Ausstelluugsläufer, sich „jcht lauge
mit dem laugweiligeu Tiuerlei der Bildhauerkuust
zu befasseu.
Um kurz diese firage zu erledigeu: ist dieses Liner-
lei nötig? Vhne Zweifel. Der Rünstler redet, iu-
dem er charakterisirt, beseelt, und darzuthun, daß er
beseelte, vermag der plastiker nur au dem organischen
Rörper. Die Beseelung geschieht durch Darstelluug
einer Bewegungserscheiuuug, durch Darstellung des
Rärpers als eines haudelnden; damit bleibt dem
plastiker das Naturgebiet uuterhalb des Tiers ver-
schlosseu. Die plastische Aunst ist diese, die die äußere
Lrscheiuungsform des Lebendigen als den gehorsamen
Bau iuuerer Beweglichkeit darstellt: so zwar, daß
wir von dem schöueu oder charakteristischeu Äußeren
eiues Bildes auf dessen iuuere Schöuheit schließeu,
auf eiue Seels, die sich dieseu Leib, als ihreu eut-
sprechendeu Ausdruck, gedichtet. Die Lbenmäßigkeit
der Glieder gilt als Ausdruck einer inneren Gesetz-
lichkeit, und die schöue Bewegtheit eiues Baues als
IVirkuug eiuer iuneren Bewußtheit, die das Gesetz
schöu handhabt. Die Plastik ist die Ruust, deu Leib
sprechend zu gestalten.
A?ie sehr sie dazu befähigt ist, wird sofort klar,
wenn wir uns eine chtatpe ohne Ropf denken; noch
der übrige Leib verniag von seinem bewegten Znnern
zu erzählen, ja selbst der einzelne 2lrm, die eiuzelne
Ljand. Uud nicht die Gliedniaßen allein, auch die
blos flächenartigen Teile erweiseu sich als geschickt
dazu; man denke an den armlosen Rörper der venus
vou Milo! Das Verguügeu am plastischeu wurzelt
eben darin, den Gesamtkörper als einen so sprachbe-
fähigten zu entdecken.
Der Ehrgeiz des xlastischen Rünstlers wird es
uun seiu, seiu bildsames Alaterial so tiefdeutig, wie
uur möglich, zu gestalten, uud wir, die wir die Be-
geisteruug- uud Geuuß-5uchendeii siud, werden dem
zujubelu, der uus mit neuen Gffenbarungen beschenkt:
der uns in der Darstellung einer Rörperlichkeit mit
neuer Freude für die Gerrlichkeit ihrer Bildung er-
füllt.
prüfen wir mit diesem Vorwissen die in der Ber-
liuer Ausstellung vereinigteu Skulptureu, so werdeu
wir fiudeu, daß sie uicht gerade vou souderlich hohen
Zieleu der Ausstellenden zeugeu. Allgemeiu heitere
Beweglichkeit ist meist ihr Thema; sie zieleu auf das
Gefällige, leichthiu Befriedigende. Tiu sehr liebens-
würdiges Merk dieser Gattuug ist Lberleins „ver-
wundete Nymphe": eineu öiauu darstellend, der eiuer
Nymphe eiueu Doru aus der Lußsohle zieht. Be-
souders die Mädcheufigur ist ungemeiu graziös ge-
gebildet; das Ülutlitz zeigt freilich schou eiueu Stich
ins Zimperlich-Gezierte. Anch desselbeu Meisters die
Pfeilspitze befühlender Amor macht eiue hübsche, mit
lhumor behaudelte Figur. ^ein Entwurf zum Lessing-
Deukmal, das den Dichter in pathetischer pose mit
37S -
zngleich die entsprechenden Meisterwerke geboten
werden."
Uns deucht, ein Anfang zur Besserung konnte
sehr leicht dadurch gethan werden, daß man unsere
Aulitärkapellen, die ja gegen Bezahlung zu privatem
Tanzvergnügen und zu Festschmäuseu zu haben sind,
auch zu öffentlichen Freikonzerten häufigcr benutzte,
—- wie das auderwärts sa geschieht.
* Ludwtg Deppe, der frllhere Berliner ksofkapellmeister,
hat seine Rechtfertignngsschrift nicht lange llberlebt, er ist in
Bad pyrmont plötzlich verschieden.
* Die Linbürgeriing österrctcblscber Gpcrcttcii ln
FriMkirctcb soll (als eine Art von „Revanche" für die be-
sonders ja gradc in Udieii das Theater noch ganz beherrschenden
französischen Lustfpiele?) in nächsteni Winter eifrig betrieben
werden. ltlit Nillöckers „Gasparone" und „Vizeadmiral",
zu denen der Aomponist ein paar neue „Numinern" schreiben
will, soll der Anfang gemacht werden. Uian ineiut, daß jetzt
öie Aussichten güustiger seien, als sie früher gewesen.
* Uebcr die Fruiizöslscbc Iltoiizcrtinuslk hat Saiut
Sasns in der „Nouvelle Revnc" einen Aufsatz gebracht, in dem
er die j?ariser Gewohnheit bekriegt, die Aonzcrtprogramme
mit Theatermusik zu füllen uud dafür die wahre Aonzert-
mnsik, die nur fürs Aonzert geschrieben ist, ungcbührlich zu
vernachlässigcn. Der Vorwurf zielt nanientlich gegen den
Ulißbrauch, der mit Magnerschen Gpernbrnchstücken getrieben
werde, hat aber keinen deutschfeindlichen Nebenzweck, denn
Saint-Sasns einpfiehlt neben den Aonzcrtwerken der neuern
ffranzosen auch diejeuigeu der deutscheu Aouzertkoinpoiiisten,
nickt nur der alten, sondern auch der nenen und ucuesteii
Zeit. Das Uaupthindernis, das sich in jdaris der wahren,
großen Aonzertmusik entgegenstellt, hebt auch Saint-Sasns
richtig hervor: den Mangel an großen, gut geschulteii Dilettanten-
chören, wie sie in Dcutschland, Lnglaud, Belgien, der Schweiz
besteheu, nud wie sie allein die Aufführung großer Vratoricn
ohne gar zu hohe Aostcn ermöglichen.
* Ls werden deutsche uud französische Gperetten in
Atkllieil, besouders in Süditalien, znni ?lulaß von Scham-
losigkeiten genoinnieu, von deucn wir, die wir schon die
Urwerke schamlos fiuden, und so oft auch init Recht uns
gewöhulich keine Vorstellung inacheu. Nenerdings hat nun
ein italienischer Aritiker, !N. F. d'Arrais, die entschiedenste
Verwahruug dagegen eingelegt, daß man die fremden Mrigiuale
iu dieser lveise versndele. !Die arg die Sache ist, dafür zeugt
es, daß selbst im auständigereii ffloreuz schou der in Theater-
diugen doch erfahrene und nicht blöde Suppv die dlnfführung
seiner „Glocken von Lorneville" wegen der Schamlosigkeiten
verließ, die er zu sehen bekam.
Mldende Hnmste.
» lsrrtttscbe Wetrrrcbluilgeil eines Werliuer
Llusstellnugsbesucders. III. Dem Bild-
hauer ist es iwch schwieriger, als dem Maler, ge->
macht, die künstlerische Sprache zu reden; wc> der Alaler
mit kecker Tharakteristik eiu paar Llecke lfinsetzt, um uus
zu bedeuteu: folgt mir nach, hier sitzt es! - da ver-
bleibt der sAastiker imnier hiuter der allgemeiueu
weißen Lläche uud muß es dem Beschauer überlasseu,
zu findeu, was er (der Aüustler) gewvllt hat. Das
ist e; ebeu, warum die tserreu plastiker im großeu
publikum uicht souderlich geschätzt fiud; das publikum
will uicht fiudeu scllleu, es will iuimer gleich hübsch
wisseu, wie uud wo; das fehlte uoch, sich anf eiue
Bank setzen, uud immer ein weißes Bild austarreu
und warten, bis es irgendwo losgeht; iu füns Miuuten,
daß Sie es wissen, Herr Rünstler, geht meiu Zug,
also können 5ie sich denkeu!
?luch soust noch ist der Plastiker vor dem Maler
beuachteiligt, durch seiu begreuzteres Gebiet, das
ihm als einzig verwertbare Stoffe nur die menschliche
uud Tiergestalt zur verfüguug stellt. Liu weiterer
Grund für die Ausstelluugsläufer, sich „jcht lauge
mit dem laugweiligeu Tiuerlei der Bildhauerkuust
zu befasseu.
Um kurz diese firage zu erledigeu: ist dieses Liner-
lei nötig? Vhne Zweifel. Der Rünstler redet, iu-
dem er charakterisirt, beseelt, und darzuthun, daß er
beseelte, vermag der plastiker nur au dem organischen
Rörper. Die Beseelung geschieht durch Darstelluug
einer Bewegungserscheiuuug, durch Darstellung des
Rärpers als eines haudelnden; damit bleibt dem
plastiker das Naturgebiet uuterhalb des Tiers ver-
schlosseu. Die plastische Aunst ist diese, die die äußere
Lrscheiuungsform des Lebendigen als den gehorsamen
Bau iuuerer Beweglichkeit darstellt: so zwar, daß
wir von dem schöueu oder charakteristischeu Äußeren
eiues Bildes auf dessen iuuere Schöuheit schließeu,
auf eiue Seels, die sich dieseu Leib, als ihreu eut-
sprechendeu Ausdruck, gedichtet. Die Lbenmäßigkeit
der Glieder gilt als Ausdruck einer inneren Gesetz-
lichkeit, und die schöue Bewegtheit eiues Baues als
IVirkuug eiuer iuneren Bewußtheit, die das Gesetz
schöu handhabt. Die Plastik ist die Ruust, deu Leib
sprechend zu gestalten.
A?ie sehr sie dazu befähigt ist, wird sofort klar,
wenn wir uns eine chtatpe ohne Ropf denken; noch
der übrige Leib verniag von seinem bewegten Znnern
zu erzählen, ja selbst der einzelne 2lrm, die eiuzelne
Ljand. Uud nicht die Gliedniaßen allein, auch die
blos flächenartigen Teile erweiseu sich als geschickt
dazu; man denke an den armlosen Rörper der venus
vou Milo! Das Verguügeu am plastischeu wurzelt
eben darin, den Gesamtkörper als einen so sprachbe-
fähigten zu entdecken.
Der Ehrgeiz des xlastischen Rünstlers wird es
uun seiu, seiu bildsames Alaterial so tiefdeutig, wie
uur möglich, zu gestalten, uud wir, die wir die Be-
geisteruug- uud Geuuß-5uchendeii siud, werden dem
zujubelu, der uus mit neuen Gffenbarungen beschenkt:
der uns in der Darstellung einer Rörperlichkeit mit
neuer Freude für die Gerrlichkeit ihrer Bildung er-
füllt.
prüfen wir mit diesem Vorwissen die in der Ber-
liuer Ausstellung vereinigteu Skulptureu, so werdeu
wir fiudeu, daß sie uicht gerade vou souderlich hohen
Zieleu der Ausstellenden zeugeu. Allgemeiu heitere
Beweglichkeit ist meist ihr Thema; sie zieleu auf das
Gefällige, leichthiu Befriedigende. Tiu sehr liebens-
würdiges Merk dieser Gattuug ist Lberleins „ver-
wundete Nymphe": eineu öiauu darstellend, der eiuer
Nymphe eiueu Doru aus der Lußsohle zieht. Be-
souders die Mädcheufigur ist ungemeiu graziös ge-
gebildet; das Ülutlitz zeigt freilich schou eiueu Stich
ins Zimperlich-Gezierte. Anch desselbeu Meisters die
Pfeilspitze befühlender Amor macht eiue hübsche, mit
lhumor behaudelte Figur. ^ein Entwurf zum Lessing-
Deukmal, das den Dichter in pathetischer pose mit
37S -