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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

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Heft 13 (1. Aprilheft 1920)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0064

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Unsre Bilder und Noten

„Steindruck" vor unserm Heft zeigt uns in ungewöhnlich gelungener
/Wiedergabe ein Bild von Hermann Angermeher: „Auf dem
^^Auslug". Es hat mit Schwinds sonst nnvergleichlicher „Morgen--
stunde" das gemein, daß eine Mädchengestalt am Fenster vom Künstler benutzt
wird, um die Anfmerksamkeit des Beschauers auch auf das zn lenken, was
draußen ist, und so eine Gemeinsamkeit des Draußen und Drinnen für das
Gefühl des Betrachters herzustellen. Sonst freilich ist es ganz anders kom--
poniert, denn während bei Schwind durchaus das Gemüt die „Sonne" bringt,
während es in dieser Beziehung poetisch, ja romantisch isk, wird hier bei
Angermeher das Kunstgefühl vom Malerischen regiert. In dieser Beziehnng
steht unser heutiges Bild weit näher dem Kühnschen, das wir im vorigen
Hefte brachten.

Wir bieten weiter sieben Bilderseiten (sechs auf Beilagen, eine im Text)
zum Lhema Raffael. Was man gewöhnlich in Nachbildungen inrch Raffaels
Werken zu sehen bekommt, dürsen wir in unscrm Leserkreise als bekannt vor--
aussctzen. Fast wie Äberraschungen werden aber auf viele unsrer Freunde
die großen Köpfe wirken, die aus Stanzen--Bildern herausgeschnitten sind.
Wer den Meister so aus nächster Nähe bei seiner Arbeit belauscht, gewinnt Ein--
blicke, von denen all die beliebten Berkleinerungen kaum etwas ahnen lassen,
und die doch sehr stark sind. Im höchsten Maße interessant ist cs ferner,
Raffaelsche Skizzen mit den Ausführungen am fertigen Merk zu vergleichen.

Das Doppelbildnis Raffael-Perugino scheint uns zudem von beiden Meistern
im Hinblick auf seelische Eharakteristik das beste, das uns erhalten ist. Melch
eine behagliche, ja humoristische Intimität ist darin!

Alles das weist unmittelbar in das SHaffen selbst. Änd da erst recht, wo sich
Vergleiche zwischen der Raffaelschen Intuition und der ausführenden Hand
irgendeines Schülers ergeben.

Die Kopfleiste ist Wieder eines der Schwindschen Monatsbilder.

unserer Notenbeilage erinnern wir unsere Leser wiedex einmal an den
^//^Münchener Komponisten Hellmut Kellermann. Das kleine Klavier--
stück mit dem wehmütigen Titel und der starken einheitlichen, gleichsam nur
abgewandelten Stimmung des SHeidens, der Erinnerung, der wachsenden Be°
lebtheit nnd wiederum der Erinnerung und dcs Schmerzes — cs bedarf
keiner Zergliederung. Wer mit der Seele, nicht nur mit den Fingern spielt,
wird sich dem Eindruck Lieser ganz einfachen und ganz echten Musik uicht
entziehen. Scit wir dnrch Veröffentlichung eines Liedes zum erstenmal auf
Kellermann hinwiesen — damals war er noch wenig bekannt! —, ist sein
Name, trotz der Anterbrcchung seines Wirkens durch den Krieg, allmählich
den Achtsamen geläufig geworden. Als Komponist uird als Dirigent errang er
besonders in München bedeutende Erfolge, letzteres, obwohl er noch immer
keine Berufung auf einen Dirigentenposten erhielt. Wir werden denrnächst ein
weiteres Lied von ihm veröffentlichen. Das vorliegende Klavierstück erscheint hier
zum ersten Male nach der Handschrift.

Serausgeber! vr. d. c. Ferdinand Avenarius tn Dresden-Blasewi«! verantwortlichi der
tzerausgeber. MitlettenderArtur Bonus, Qr. S. Kurt Fischer und Wolfgang Schumann — In
österrcich-Ungarn fürtzerausgabe u.Schriftleitung verantwortlichi vr.Richard Batka in Wicn II, Taborstr.ro.
Sendungen für dcn Text ohneAngabeeinesPerfonennamensandie »Kunstwart-Lettung' in
DreSden-BIasewitz — Manuskripte nur nach vorherigcr Bereinbarung, widrigenfalls
keine Derantwortung übernommen werden kann — Verlag von Georg D. W. Sallwey, Druck von
Kastner L Lallwcy, Buchdruckerei in Münchcn — Eeschäftsstellc für Berlin: Seorg Siemens, V
Kursürstcnstr. 8 — Geschästsstelle für Ssterreich-Ungarn: Buchhandlung Moritz P-rl-s, Wicn I, Scilergasle 4
 
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