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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

DOI Heft:
Heft 21 (Septemberheft 1920)
DOI Artikel:
Schwab, F.: Kulturpolitik eines Architekten: ein neues Bekenntnisbuch Fritz Schumachers
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Bröger, Karl: Aus Karl Brögers "Held im Schatten"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0483

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Darmstadt, Düsseldorf, Breslau und Lelpzig und zuletzt noch in der Werk-
buudausstellung zu Köln geboten wurde, und wie es geboten wurde, so
blickt mau mit einem gewissen Staunen auf die gewaltige Leistung zurück."
„Wir haben uns auch gar nicht viel darum gekümmert, wie wir an
das Ausland herankommen konnten, wir begnügteu uns damit, die Sache
so trefflich, wie wir es dermochten, in die Welt zu setzen, und damit gut."
„Wir könneu ohne Zaudern sagen, es gibt heute kein Land, das auf dem
Gebiete der demokratischen Kultur, die sich in Volksschulbauten und Kranken-
häusern, in Arbeiterkolonien, Badehallen und wissenschaftlichen Anstalten
äußert, mit Deutschland wetteifern kann." Heute sind wir soweit, selbständig
weiterarbeiten zu könneu. „Wir habeu es nicht nötig, die sashionablen Hotels
von London und Paris zum Borbild zu nehmen, um das Wesen eines vor-
nehmen Speisesaales zu zeigen; wir haben nicht nötig, auf alte englische
Schlösser zurückzugreifen, um den behaglich Herrschaftlichen Ton des Herren-
zimmcrs zu finden, wie das leider bei der Herrichtung des »Imperator« lund
des »Vaterland« noch geschah. Wir können, wenn wir wieder zu ruhiger
Arbeit kommen, mit unseren Stoffen, Metallarbeiten, Keramiken und,
bei taktvoller Auswahl, nicht minder mit den Werken unserer bildenden
Kunst ein Ganzes schaffen, das sich ohne Willkürlichkeit oder aufdringliche
Besonderheiten den Bedürfnissen der verwöhntesten Gesellschaft anzupassen
vermag." Damit auch der Fremde unsere Eigenwerte besser erkenne, emp-
fiehlt Schumacher die Linrichtung von Mustermärkten. "Zusammenfassend
wird dann noch von der Frage fremdländischer Beeinflussung Deutschlands
in Sachen der Kunst gesagt: „Wenn uns Schwerblütige die leichtflüssigere
und glänzendere Welt des Kunstgeistes, vor allem der romanischen Völker,
immer aufs neue anzieht, so können wir das mit voller Ruhe betrachten,
weil derjenige, der sich mit einem Äbergewicht an innerer Ausdruckskrajt
trägt, sich wohl an der größeren Bewegungsfülle der äußeren Form, die
er bei andern sieht, ergänzen kann, während das Umgekehrte nicht möglich
ist: an der Kraft des inneren Ausdrucks, die uns eigen ist, vermag sich
ein Fremder nicht zu ergänzen."

Fritz Schumachers Buch ist ein Bekenntnis zur deutschen Zukunft, aber
freilich nicht zu einer Zukunft, die sozusagen von selber wird, sondern
zu einer solchen, die der Fleiß eines ganzen Volkes, stärkstes Gemein-
schaftsgefühl und kühnster Weitblick unserer Verwaltungsmänner, In°
genieure, Architekten, Volkswirte und Lehrer einzig schaffen können. Ein
anderer würde vielleicht die Probleme des Bauwesens nicht in den Mittel-
grund stellen, aber er müßte doch anerkennen, daß sie bei der praktischen
Lösung der großen Aufgabe unserer völkischen Erneuerung mit zu den
grundlegenden Dingen gehören, ohne deren Berücksichtigung kein Umbau
möglich ist. F. Schwab

Aus Karl Brögers ^Held im Schatten"

sBröger ist als „Arbeiter-Lyriker" bekannt geworden. Von allen jenen
Arbeitern machte er sogleich den stärksten Eindruck als Persönlichkeit.
Hinter dem, der jene Gedichte schrieb, lag fühlbar eine herbe Gedanken-
arbeit, eine Zeit, während deren sich die Persönlichkeit des Dichters durch-
gerungen und geschmiedet hatte. — Brögers Buch „Der Held iiu Schatten"
(Diederichs, Iena) bringt nun Prosa. Achtzehu Kapitel eines Romans,
der eine Proletarierbiographie ist. Wer nicht anders mag, lese sie als

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