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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

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Heft 21 (Septemberheft 1920)
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Unsre Bilder und Noten
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An unsre Leser
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0507

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tiefen. Nämlich: was man auf den ersten Blick sieht, das ist sozusagen noch
gar nicht das Merk. Man schant es erst, wenn man über die weiten dunkeln
Wäldcr die Sonne groß herstrahlen sieht und auch die Wolkenwand fühlt,
die goldumsäumte, unter der die Abendsonne hervorbrach, und die Weite der
langcn Schatten, nnd die festliche Großartigkeit des Ganzen. Festlich-groß°
artig, das scheint mir übcrhaupt das bezeichnende Wort für dieses Blatt.
Nnsre Freunde wissen aus früheren Kunstwartbeilagen: Buchwald kann in
Form wie Farbe mit höchster Wirklichkeitstreue den allerfeinsten Feinheiten
der Natnr nachgehen. Hier aber war die Aufgabe vor allem, die Phantasie
des Beschauers so stark wie nur möglich zn ihrer eigenen Arbeit zn bringen,
in viel höherem Maße als vor Bildern üblicher Art. Hier ist Gipfelkunst.
Der Gipfelkünstler, der sich keinem aufdrängt, der nur zu dem kommt, der zu
ihm will, hat nicht dic Verpflichtung, die etwa der Zeichner von Briefmarken
hat: für die Vielen „verständlich", also auch im Wie volkstümlich zu sein.

Das Bildnis von Louis Achle, dem „Kunstwartstifter", gehört zu dem
Aufsatz über nnsern verehrten Förderer.

Das ovale Bildchen am Kopf des Heftes ist aus dem Spielmannband
„Stadt und Land", sein Zeichner ist I. V. Cissarz.

An rmsre Leser

^^-un tch den Kunstwart durch dreiunddreißig Iahre geleitet habe,
/ darf ich mich zu einer Frage an die Leser entschließen, die mich
^ ^schon durch den Krieg begleitet hat. Ist es nicht nunmehr und
bei den Verhältnissen der Gegenwart an der Zeit, unserm Blatte auch
in geschäftlicher Beziehung einen andern Boden zu geben, als andre Blätter
haben, ich meine: den Kunstwart in besonderem Sinne zu „sozialisieren" ?
Wollen unsre Freunde von sich aus dafür sorgen, dast er nach menschlicher
Voraussicht sür immer in seiner Bnabhängigkeit bleibt, insbesondere,
daß er niemals von andern „Interessenten" äbhänge, als von Vertretern
der Sachlichkeit? Wollen und können unsre Freunde dafür eine Stiftung
schaffen? Die dem Kunstwart als Bürgschaft dient und deren Ligentum
der Kunstwart selber würde? Es gäbe dafüx mancherlei Form, aber Vor-
schläge köunten erst gemacht werden, wenn sichl die Summen übersehen
ließen, die zur Verfügung ständen. Ich hoffe besonders auf die Aus-
landsdeutschen, die bei der jetzigen Valuta ja geradezu berufen erscheinen,
unsrer Kultur zu helfen, und von denen mir aus allen Erdteileu so
überaus Freundliches und Dankbares immer wieder geschrieben wird. Noch
könnte ich persönlich beim Einrichten solch einer Stiftung mithelfen, und
auch mein Freund und Verleger Callwey — aber wer weiß denn, wie
lange noch?

Wer sich beteiligen will, den bitte ich, die Summe mir mitzuteilen,
die er beisteuern mag, und zwar mit der Anschrift: Ferd. Avenarius,
persönlich, durch Georg D. W. Callwey, München, Finkenstraße 2.

In den neuen Iahrgang schreiten wir mit Freuds, denn wir dürfen in
ihn schreiten mit Mut. Noch mehr als in diesen Iahren jetzt hat das
„Trotz alledem" unsre Losung zu sein, denn mehr und mehr erkennen
wir ja alle, daß es gerade unsre Leiden sind, die uns heben können. Von
diesen Themen im nächsten Heft. A

Herausgeber: Q?. K. o. Ferd. Avenarius in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der Herausgeber —-
Verlag von Georg D. W. Callwey, Druck von Kastner L Callwey» Buchdruckerei in München — In
Osterreich-Angarn für Herausgabeu. Schriftleitung verantwortl.: Or.RichardBatka in WienII, Taborstr.20
 
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