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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

DOI Heft:
Heft 14 (2. Aprilheft 1920)
DOI Artikel:
Sapper, Karl: Verheißung und Verwirklichung, [1]
DOI Artikel:
Erdmann, Karl Otto: Kinomoralisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0091

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3. Die militärischen Bestimmungen (Rüstungseinschränkungen)

Verheitzung

„Ls cvercken ent8preciienäe Osrsntien §e§eben unct gn§enommen, cisö <tie
k?Ü8tun§en cier Vollcer sut äs8 nieciriAste mit cier inneren Lictieriieit
vereinbsre iVtsk bersb>;e8etrt cvercien."

(punict 4 cier i4 punlcte Wil8c>n8 vom 8. I. 1918)

Verwirklichung

Das deutsche Heer darf nicht mehr als 7 Infanterie- und 3 Kavallerie--
divisionen umfassen. Rnter keinen Umständen darf die Gesamtpräsenzstärke
des Heeres der Deutschland bildenden Staaten mehr als (00 000 Mann
betragen.

Die allgemeine Wehrpflicht wird fnr Deutschland abgeschafft. Deutsch-
land dars höchstens 6 Schlachtschiffe, 6 kleine Kreuzer, (2 Zerstörer,
(2 Torpedoboote haben; es darf kein binterseeboot haben. (Art. (8(.) Auch
D euts chö st err e i ch darf keine Wehrpflicht haben; sein Heer hat einen
Höchststand von 50 000 Mann (einschließlich der Offiziere). Demgegenüber
legt im Dezember W8 Admiral Badger dem Marinekomitee des ame-
rikanischen Kongresses ein Flottenbauprogramm vor, demzufolge die
amerikanische Flotte im Iahre (923 jeder Flotte der Welt zum mindesten
ebenbürtig sein wird.

England beabsichtigt nicht, seine Marine aufzugeben, denn sie ist
(nach einem Ausspruch von Lloyd George) „nicht eine Offensiv--, sondern
eine Defensivwaffe".

Im Heeresausschuß der französischen Kammer teilte im Iuli (9(9
die Regierung mit, daß die Friedensstärke des französischen Heeres um ein
Viertei höher bleiben werde, als sie bei Kriegsausbruch war.

(Fortsetzung folgt)

Kinomoralisches

enn voikserzieherisch eingestellte Moralisten sich über die Gefahren
V vereifern, die vor allem der unreifen Iugend aus gewissen Dar-
bietungen der Kinotheater drohen, so pflegen sie, ausschließlich
obszöne und noch allenfalls Verbrecherfilins im Auge zu haben. Auch
die nun glücklich erreichte Zensur wird wohl in der Unterdrückung dieser
beiden Gattungen, wenn nicht ausschließlich der ersten, ihre Ausgabe sehen.
Aber ich möchte bezweifeln, daß gerade diese Sorten die für die Volks--
moral schädlichsten darstellen. Gelänge ihre vollständige Anterdrückung
und bliebe sonst alles beim alten, dann würde die Sittlichkeit des land--
läufigen „Kintopp" immer noch einen ungewöhnlichen Tiefstand aufweisen.
lind man wird gut tun, von der gewiß sehr gut gemeinten Zensur nicht
allzuviel Besserung zu erhoffen.

Ich bekenne, daß mir das einseitige Geschrei gerade über die „An-
züchtigkeit" des Kinos ein wenig ungerecht und übertrieben erscheint.
Ilnzweifelhaft ist viel Prüderie dabei. Gigentlich pornographischen Mach-
werken bin ich auch in Vorstadt- und Winkelkinos nicht begegnet; sie mögen
vorkommen, aber sie sind offenbar selten. Die berüchtigten, jetzt schon
überlebten Aufklärungsfilms taugten gewiß nichts; aber sie waren doch
viel harmloser als ihr Ruf, harmloser, als die Titel und die marktschreieri-
schen, zum Teil sehr widerwärtigen Plakate erwarten ließen. Die stür-
mischen Liebesszenen, sinnlichen Ilmarmungen, die Entkleidungen, die Aus-

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