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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

DOI Heft:
Heft 21 (Septemberheft 1920)
DOI Artikel:
Schumann, Wolfgang: Entgiftung, 2: Die Presse, [2]
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Dem Kunstwart-Stifter
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0465

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Zeitschriften zu verweisen, die insolge der Ordnung des Pressewesens ver-
mutlich ohnehin einen Aufschwung nehmen würden. Näheres über die
letzten drei Punkte enthält meine Flugschrift.

Ein solcher mächtiger, beaufsichtigter Verband würde unter selbstgewählten
Leitern die Entgiftung der Presse von selbst soweit durchführen, wie Volksgeist
und öffentliche Moral das fordern. Er würde bald genug, srei von
Zwang und Konkurrenzfurcht, die Berufsehre und die Verantwortlichkeit
vor denr Volksganzen zu seinen Leitsternen haben, würde, wenn nicht alle
großen Worte von heute Lüge sind, die geistige Ebene der Presse, viel--
leicht auch durch eigne Fachbildungstätten, nach Möglichkeit heben, würde
den Wettkamps der Geister, Gesinnungen und Leistungen aus der Geld-
sphäre hinüberlenken in das Gebiet, wo gleiche Ausgangpunkte und Kampf-
bedingungen selbstverständlich sind, würde des gegenwärtigen sinnlosen Ver-
hetzens ganz natürliches Ende bedeuten, würde jegliche geistige Vergewal-
tigung von Presse und Volk fernhalten und zur Gesundung der Wirt-
schast Unübersehbares beitragen. Ilnd solch ein Verband ist „möglich",
denn in seiner ganzen Struktur findet man kein unerprob-
tes Einzelmittel, riur die Kombination ist neu. Wenn wir in
der jungen Demokratie Freiheitliebe und Gemeinsinn haben, dann ist
es jetzt, in den Tagen schwerster Gesährdung beider, an der Zeit, sie durch
Taten zu beweisen. Wolfgang Schumann

Dem Kunstwart-Stifter

flm ZS. Mai 142S ist zu DresSen Narl Louis Uhle
i» scincm nchtunöachtzigstcn Lcbensjahrc gcstocbcn.

ervorgegangen aus kleinem Stande, war Louis Uchle nach und lrach einer
M^der gröjzten Industriellen in Sachsen geworden. Seine Werke galten
als vortrefflich wie iir ihren Leistungen, so in ihren Einrichtungen,
seine Arbeit war immer ebenso auf Fürsorge wie auf wirtschaftliche Vor-
bildlichkeit gerichtet, seine Politik — er war bald auch Abgeordneter —
war im echtesten Geiste freiheitlich und sozial. Davon hatte ich gehört,
ehe ich ihn kannte. Was alles er sonst noch Gutes getan, kann ich nicht
einmal aufzählen. Weder er selber sprach davon, noch taten das andre,
denn Uhle verbat sich das. „Geschenk von einem Ungenannten" oder ein-
fach „Geschenk" stand auf den Bildern, die er der Sächsischeir Gemäldie^
galerie oder andern Sammlungen stiftete, und nur, wenn sich's um eine
besonders große Gabe handelte, bei der rechtliche Eintragungen nötig
waren, wie um die Schenkung seines prächtigen Dresdner Sitzes an Gresdner
Lehrerinnen, ersuhr man gelegentlich: das war wieder mal von Uhle.
Mir ist nie ein Wohltäter vorgekommen, dem es so ernst damit war, im
stillen, fast möchte ich sagen: i>n Heimlichen zu bleiben.

So durfte ich bei Uhles Lebzeiten auch niemand verraten, daß die
„Kunstwart-Stiftung" von ihm kam. Der Form nach war sie gar keine
Stiftung. Uhle kannte meine Pläne und die geschäftlichen Bedenken, die
z. B. billige Bilder, Noten usw. nach Ansicht des damaligen Kunsthandels
„unmöglich" machten. Die Kunstwart-Stiftung hatte die Form eines Auf-
trags. Ich erhielt von Nhle eine Summe, die ich durchaus nach eigenem
Ermessen im Interesse der Kunst- und Kulturpflege und sonst der Ziele
zu verwenden hatte, für die ich arbeitete. Für heutige Verhältnisse war
 
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