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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

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Heft 15 (1. Maiheft  1920)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0178

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Aeg der Menschheit

on Kinderharmonie sind einst die
Vötker ansgegangen, die Harmonie
der Geister wird der Anfang einer neuen
Weltgeschichte sein. Von Pflanzenglück
bcgannen die Menschen und wuchsen
auf, und wuchsen bis sie reiften, von
nnn an gärten sie unaufhörlich fort,
von innen und außen, bis jetzt das Men-
schengeschlecht, unendlich aufgelöst, wie
ein Lhaos daliegt, daß alle, die noch
fühlcn und sehen, Schwindel ergreift;
aber die Schönheit flüchtet aus dem
Leben der Menschen sich herauf in

dcn Geist; Ideal wird, was Äatur
war, und wenn von unten gleich der
Baum verdorrt ist und verwittert, ein
frischer Gipfel ist noch hervorgegangen
aus ihm und grünt im Sonnenglanze
wie einst der Stamm in den Tagen
der Iugend; Ideal ist, was Natur war.
Daran, an dicsem Ideale, dieser ver-
jüngten Gottheit, erkennen die wenigen
sich, und eins sind sie, denn cs ist
eines in ihnen; und von diesen, diesen
beginnt das zweite Lebensalter der
Welt. Hölderlin

Unsre Bilder

^ nsre farbige Wiedergabe nach Alfred Bachmanns „Aprilabend am
/I Wattenmeer" hat leider in der Technik ausgeführt werden müssen, die
^^zwor sonst „allgemein beliebt" ist, gerade von uns aber selten geschätzt
wird: in „faksimilegetreuer" Vierplatten-Autothpie. Es ist immcrhin vom Original
so viel mitgekommen, daß man sich seiner freuen kann. Bachmanns Interesse
an den „Meerschaften", mit denen er uns beschenkt, ist uicht nur-artistisch,
es geht nicht bloß auf ein an sich gefälliges oder schönes Bild. Er erschöpft
sich auch nie an der Wiedcrgabe dieser bestimmten Erscheinung und ihres Reizes
an Farbe, Form und Licht, er gibt stets auch den Niederschlag einer Andacht vor
diescr oder jener Größe der Welt.

Hätte es zu Albrecht Dürers Zeit schon eine Landschaftsmalerei im
Sinne der heutigen gegeben, kein Iweifel, so hätteu wir von Dürcrschen Land-
schaften eine Galerie. So tut sich die Freude an der Landschaft bei ihm wie
bei Grünewald nnd auch bei den kleineren Echten, wie Aldegrevcr und Eranach,
mit biblischen Geschichten zusammen, wo sie dann, wann es nur geht, unterm
Mantcl hervorguckt. Mit dem eigentlichen Motiv des Bildes steht, was sich
da zeigt, oft nur im äußerlichsten Zusammenhange.' Gerade deshalb lohnt
es sich besonders, diesen sozusagen halbversteckten Landschaften nachzuspüren
und sie als Kunstwerkchen für sich anzusehn. Die Dürerscheu sind immer so,
daß die Phantasie dranf spazieren gehn kann. Dabei sind sie schon in den
srühen Apokalhpsen-Bildern von einem so prächtig festen Strich, daß schon
vor Iahrhunderten sogar — die Iapaner ihre Freude dran hatten. Die Kenner
der ostasiatischen Kunst wissen tatsächlich von Dürerschen Einflüssen schon aus
der Zeit, da uur dann und wann einmal ein holländisches Schiff nach Fapan kam.

Die Kopfleiste zeigt wieder eins der Schwindschen Kalenderbilder.

tzerausgebcr! vr. b. c. Fcrdinand Avenarius in Dresden-Blascwitz; verantwortlich: d-r
tzerausgeber. Mitleitende:Artur Bonus, vr. E. Kurt Fischer und Wolsgang Schumann — In
Österreich-Ungarn fürHerausgabe u.Schriftleitung verantwortlich: vr.Richard Batka iu Wicn II.Laborstr.eo.
Sendungen für dcn Tcxt ohne Angabe eincs Person ennamcns an die .Kunstwart-Lcitung' in
Dresden-Blasewitz — Manuskriptc nur nach vorheriger Bereinbarung, wldrigenfalls
ketne Dcrantwortung übernommcn wcrdcn kann — Derlag von Gcorg D. W. Sallwey, Druck von
Kastner « Lallwey, Vuchdruckcret in München — Seschäftsstelle für Berlin: Georg Siemen«, V 87,
Kurfürstenstr. S — Seschäftsstellc für Ssterreich-Ungarn: Buchhandlung Moritz Pcrles, Wien I, Setlergastc 4
 
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