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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

DOI Heft:
Heft 21 (Septemberheft 1920)
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Avenarius, Ferdinand: Dem Kunstwart-Stifter
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Avenarius, Ferdinand: Reichsadler, Reichskunst usw. oder: Woher kommen die Mißerfolge?
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0468

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die Sumine nicht riesengroß (Ahle hat sie später noch durch eine „Dürer--
bund--Stiftung" ergänzt) — aber für die damaligen genügte sie, um uns
frei zu machen. Nun konnten wir wagen, und nun wagten wir.
Man kennt die Kunstwartunternehmungen von den „Meisterbildern" an.
Als sich zeigte, daß unsre Unternehmungen sich aus eiguen Kräften trugen,
konnte die Kunstwart-Stiftung von mir zu andern Zwecken verwendet
werden an andre Menschen und an andre Sachen. Auch dem Kunst--
wart selbst hat sie gemäß Ahles eigenen Verfügungen geholfen, bis der
Krieg sie aufzehrte. Dem Dürerbunde nützt Uhles Stiftung noch heute.

Einen Mann von stärkerem und zugleich feinerem Kunstgefühle als
diesen habe ich nicht kennen gelernt. Bevor der Verkehr mit ihm durch
sein hohes Älter und sein Gehörleiden auf das äußerste erschwert war,
gehörte es zu den Genüssen ersten Ranges, mit ihm Kunstwerke zu besehn.
Lin Fingerzeig da- oder dorthin, eine kleine Gebärde dazu, ein Augen-
blinken — wo Nhle hindeutete, war stets der Mittelpunkt des Lebens
im Kunstwerk, und sein Hinweis beleuchtete dieses Leben. Seine Augen
erfaßten das Malerische schon wo es aufbrach und noch wo es verging.
Auch für alle geistigen Werte sonst war sein Gehirn ein Spiegel, in dem
das Gespiegelte neues Leben gewann. Dort aber war erst der ganze
Uhle, wo sich mit dem Künstlerischen Ethisches verband. Denn dieser
Mann, der allem äußerlich Vornehmen als einem ihm ganz fremden
Wesen auswich, war selbst vornehm mit einer Inbrunst, war, ich brauche
das seltsame Wor( getrost: leidenschaftlich vornehm, und dieser niemals Ge°
sellige und zuletzt sehr Einsame fühlte sich wie ein innig liebender Bruder
unter den Mittellosen, die er körperlich doch nur in fernen Ringen um
sich sah.

Ls ist auch viel Tragik in Louis Nhles Leben gewesen. Mißverstanden-
werden und auch eigenes Mißverstehn, Ikudank leiden, innere Verluste
erleiden, bis schließlich noch sein Sohn verschied. Dafür war ihm jedes
gute Bild und jede sinnvoll bedruckte Seite ein Rahmen zur Ausschau
und eine Geisterpforte, durch welche das Beste und die Besten mit ihrer
Seele zu seiner Seele traten. Nicht nur Bildner taten das, Gäste seines
Geistes waren echte Künstler aller Art. Das Volk aber dankte ihm, ohne
ihn zu kennen, und dieses Dankes genoß er wie von einem Vorzugsplatz
in verdunkeltem Raum. Wie viele stille Wünsche haben ihm, dem Nn-
bekannten, die Stirn umweht! Dieser einsame Stolze war nie allein. Segen
seinem Andenken und Segen seiner Saatl A

Reichsadler, Neichskunst usw. oder:

Woher kommen die Mitzerfolge?

^^^uf meine Bitte um Meinungsäußerungen über Schmitt-Rottluffs
Reichsadler steht nun ein kleiner Berg von Antworten da. Wenn
^^ich von dem Kreis der an der Empfehlung des Reichsadlers irgendwie
Beteiligten absehe, so kommen auf einen Fürsprecher achtzehn Ablehner.
Dabei: die Fürsprecher empfehlen oft nicht eininal, sie entschuldigen nur,
und aus den Ablehnern werden meist Ankläger, oft Angreifer, ganz maß-
lose Angreifer sogar. Wenn die Stichprobe dieser „Volksbefragung" auch
nur ein einigermaßen richtiges Bild gibt, so kann gar kein Zweifel dar-
über bleiben, daß das gebildete deutsche Publikum in seiner weit über-
wiegenden Mehrheit den neuen Reichsadler nicht mag. Was aus dem
Auslande hereintönt, ist Warnung oder Spott.

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