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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

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Heft 14 (2. Aprilheft 1920)
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Bonus, Arthur: Was kommt?
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Sapper, Karl: Verheißung und Verwirklichung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0086

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durch Erziehung, sondern auch um Schaffung seelenmöglicher, das heißt
meuschenwürdiger Verhältnisse fnr die Erwachsenden und Erwachsenen,
um soziale Ernenerung. Abban der künstlich uns angezüchteten Be--
dürfnisse, Rückkehr zur äußersten Einfachheit einerseits, Verwandlung des
wilden Konkurrenzwesens mit seinen Elendkrisen in geordnetes Beamten--
tum, Sozialisierung genannt, anderseits. In allen drei Richtungen aber —
Erziehung unegoistisch fühlender Menschen, Abbau der Bedürfnisse, Sozia--
lisierung — wird die Not uns mehr fördern, als Macht und Reichtum
uns gefördert hatten, die nur immer an noch mehr Macht und Reichtum
uns denken ließen und so den Weltkrieg herbeiführten. Der mag wohl
einmal späteren Geschlechtern als die tragische Katastrophe erscheinen,
welche doch neue junge Kräfte weckte. Die Heilkrise einer kranken Zeit.

„Nnd vielleicht der Opfertod eines edlen Volkes!"

Vielleicht das stellvertretende Leiden eines trotz allem nicht unedlen
Volkes. Bonus

Verheißung und Verwirklichung

sEs ist immer wieder erstaunlich, wie ungeschickt uud uachlässig wir
Deutscheu den Suggerierkrieg führen. Nichts ist für uns unbedingter
nötig als eine Revision des Friedensvertrags, was aber tun wir durch
die Presse, um sie herbeizuführen? Während doch der glänzendste Stoff
zu solcher Agitatiou uns von den Feinden selber geliefert wird! Wie Ver--
heißung und Verwirklichung fich entsprechen, mit andern Worten: wie
ungeheuerlich unsre Feinde uns belogen und betrogen, während sie noch
immer wagen, sich als die Vertreter des Sittlichen aufzuspielen, das muß
im Bewußtsein des Inlaudes doch gegenwärtig gehalten werden und im
Bewußtsein des Auslandes doch gegenwärtig gemacht werden. Ietzt
kann das geschehen, wo die Grenzen geöffnet werden. Dies der
Grund, weshalb wir die nachfolgende Zusammenstellung Prof. Dr. Karl
Sappers veröfsentlichen. Wir sind für weitere solche Gegenüberstel--
lungen sehr dankbar, nur müssen sie nach Wortlaut und Tatbestand durch--
aus zuverlässig sein.j

1. Die Öffentlichkeit und Gemeinsamkeit der Friedensverhandlungen

Verheißung

Oer erste punkt ist, cksb alle ürieckensverträge ötkentlick
sinck unck ütkentlicb rustsncke §el<ommen sinck unck cknb cksnscb Iceine gebeimen
internstionLlen Vereinbarungen irAenckvvelcber /^rt mebr ^etrotten vvercken ckürten,
sonckern ckie Olplomstje immer otten unck vor sller >VeIt §etrieben vvercken soll.

siVilsons Lotscbstt sn cken KonAreb, 8. I. tyI8)

Oer üriecke Icsnn nickt sus getrennten Vereinbsrungen ^wiscben mäcbti§en
8tssten russmlnen§etü§t wercken; slle ä'eilnekmer sn ckiesem Krieg müssen
sick rur 8cblicbtun§ jecker ürsge, sn cker sie ir§enckwie beteili^t sinck, russmmen-
tincken, ckenn wss wir sucken, ist ein üriecken, cken wir slle gemeinscbsttlick
Asrsntieren unck sutrecbterbslten bönnen, unck jecker einrelne Ounkt inub ckem
sIIZemeinen Orteil unterstellt wercken, ob er recbt unck billig sowie ein ^bt
cker Oerecbti^beit unck nickt etws ein ttsnckel rwiscben 8tsstsoberbiiuptern ist.

(LiO I s o n s ^nsprscbe -sn cken Kongreb, II. II. IYI8)

Verwirklichung

Die Friedensverhandlungen in Versailles und St. Germain sind fast
durchweg hinter verschlossenen Türen geführt worden. Das Recht,

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