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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

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Heft 18 (2. Juniheft 1920)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0313

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liches Regieruirgsgebäude, das die
Augen aufriß uirü aus blöden Fenster-
höhleu selbstherrlich und doch nicht be--
herrschend auf die übrigen Häuser
herabdrohte. Schulen und Kirchen
tauchten plötzlich fremd und zufällig
in der Häuscrflucht auf im beziehungs-
losen, gcsetzlosen Nebeneinander. Auch
das einzelne Haus war fast nirgends
harmonisch. Die Größenmaße stritten
sich, die unvrganisch aufgeklebten Stil--
ornamente, die Romanisches, Gotisches
und Barockes fälschten und vermengten.
„Welch ein Staat baut solch ein Haus?
Welcher Vater solch eine Wohnstatt?
Welch ein Wille steht hinter dem
allem?" fragte der Fremde. „Wclche
Liebe?" ergänzte ich in Gedanken und
es wurde mir klar wie selten, daß nicht
bloß der Weltkrieg und die Moralsta--
tistik, daß unsere ganze Lebensordnung
und Kultur verrät, woran Europa lei-
det: Wer die innere Heimat verlor,
kann sich auch die äußere nicht mehr
gestalten.

Da erzählte ich dem Fremden vom
deutschen Mittelalter und führte ihn
in die dunklen, tranlichen Gassen der
alten Stadt. Und hier war er zufrie-
den. „Heimat, o ja!" Das sprach er
wehmütig und sprach er froh. F

An unsere Leser

ettklettern ist schön, wenn jeder
nur seine Stange für sich hat.
Bei dem gegenwärtigcn Preishoch-
klettern klettern wir aber außerdem,
wundersam zu sagen, zugleich alle an
einer gemeinsamen „Stange", an der
die toll gewordenen Akrobaten immer
einer über den andern hoch wollen —
werden sie nicht zum Schluß alle über-
einander herunterfallen? Trotz unsrcr
Preiserhöhung und trotz ununterbro-

chenem Zugang neuer Leser sind wir
beim Kunstwart infolge aller dcr neucr-
lichsten phantastischen Kostenaufschläge
nun so weit, daß sich nicht einmal das
Papier für diejenigen Anzeigen
herausbezahlt, zu deren Abdruck wir
durch „ältere" Verträge verpflichtet
sinü. Also was tun? Ieder Tag zeigt
uns an Iuschriften, daß dcr Kunst-
wart von unsern Gesinnungsgenossen
für notwendig gehalten wird, aber wem
könnten wir denn schon wiedcr eine
Mchrzahlung zumuten? Versuchen wir
es so, daß wir bcim gegcnwärtigen
Preise bleiben, unser Blatt abcr vor-
läufig in Monatsheften erschei-
nen lassen. Gibt es doch Leser, die das
ssgar wünschcn. Ob wir im Herbst wie-
der zu den Halbmonatsheften zurück-
kehren, das wird sich zeigen. Unsre
Bitte vom letzten Quartal erneuern wir
auf alle Fälle: wer im Kunstwart
einen Kristallisationspunkt der neuen
Kultur sieht, der stärke ihn weiter!
Unser Blatt ist seinerzeit durch die
Empfehlung seiner Leser zu seinem
Linfluß gekommen, Propaganda vom
Verleger ist jetzt so gut wie unmöglich.
Die Empfehlung der Leser, sie helfe
dem Kunstwart auch über diese Zeit,
damit der Kunstwart über diese Zeit
helfen kann! A

Vaterlandsliebe

ie deutsche Vatcrlandsliebe hat ihrer
Sitz verloren; sie soll einen andern,
breitern und tiefern erhalten, in wel-
chem sie in ruhiger Verborgenheit sich
begründe und stähle, und zu rechter
Zeit in jugendlicher Kraft hervorbreche,
und auch dem Staate die verlorne
Selbstänüigkeit wiedergebe.

I. G. Fichte

Unsre Bilder

on Hans von Volkmann konnten wir diesmal kein Bild rechtzcitig
(vorbereiten, da wir leider auf seinen Gedenktag zu spät aufmerksam
^-^wurdeu. Die Lescr wissen, daß wir gerade diesem Künstler früher
mit Vorliebe Beilagen gcwidmet haben, die auch in der Neproduktion be-
sonders schön waren. Das soll wicder so werdcn, sobald wir's können. In
dem klcinen Aufsatz nun über Volkmann erwähnten wir auch Fritz von
^ h d e sozusagen als einen Expressionisten unter den Impressionisten. Viel-
seicht war Uhde sogar der einzige, der beim Impressionistischen nicht im
 
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