Lose Blätter
Ms Hölöerlins Lprik
stvir haben den Lesern für ein minderbelastetes Lseft als nnser öanraliges
noch eine kleine Blütenlese lsölderlinscher Gedichte angekündigt, wir bringen
sie heute. „Line neue Lllelodie cntfaltete sich in öiesenr nrusikalischen
Genie. Ls war eine xrophetische Schöxfung. In ihr bereitete fich der
rhxthmischc Stil eines Nietzsche vor, die Lyrik eines Verlaine, Baudelaire,
Swinburnc und was unsere neueste Oichtung sucht. Träunrend an stillen
Bächen, dic leise xlätschernd den Gesang seiner Seele begleiten, nach-
zeichnend die ruhigen, sanften Linien der süööeutschen Berge und Llüsse
in seinen Rhxthmen, hat er langsain diese neue Lorin gefunden." Mit
diesen worten gibt wilhelnr Dilthe^ die beste Lharakteristik von lsölder-
lins Lxrik. Äutzerlich behandelt bsölderlin die üblichen lxrischen Stoffe
seiner Aeit. philosoxhische Doktorfragen wie die Unsterblichkeit der Seele,
der llainxf der Leidenschast, der Tod fürs vaterland weröen ebenso in
Gedichtfornr behandelt wie die Lhrsucht, die Dernut, das Schicksal, die
Freundschaft. Die LNuse, die Freiheit, -ie Schönheit, Liebe zur Mensch-
heit werden in schwer hinrollenden lsvmncnftroxhen Schillerscher Art be-
sungen. Daneben sxielen Naturerlebnisse eine grotze Rolle; die Teck, die
Burg von Tübingen, lseidelberg. den Neckar, Rhein und Main schilöert der
Dichter in antiken Versmatzen.
Ani xersönlichsten wirken die Lieder an Lreunde und an Diotima, die
Geliebte. Änö doch darf man gerade bei lsölderlin nicht trennen in
objektive und subjektivc L?rik in - e m Sinne, datz einmal die Unrwelt,
das andcre Mal die Innenwelt des Dichters geschildert wurde, denn beide
verschmelzen sich zu einem einzigen Lrlebnis, weil lsölderlin ni« abzeichnet,
sondern immcr nur innere Gesichte gibt. Seine Lxrik ist beinahe so
absolut wie Musik, die Lrscheinungswelt gibt nur Symbole her und die
versc über den Rhein schildern das Vergängliche nicht minder als Gleichnis,
wie die auf Griechenland oder den Archixelagus. Fast bis zuletzt genügen
ihm die griechischen Formen, die er von Aloxstock, Schiller und öen Alten
übernommcn hat, die Ljmxnen, die hexametrischen und elegischen Versmatze.
Schlietzlich aber — mit dem Beginn seiner Arankheit! — schafft cr sich
eine eigene Form, indem er Iamben und Anaxäste, Trochäen und
Daktvlen, aufsteigende und finkenö« Takte also, in freiem wechsel mischt.
Ljölöerlin ist „früh gereift und zart und traurig". Durch all seine Dich-
tung klingt lseimweh nach -em Göttlichen, aber auch jubelnde Begeistsrung,
wenn er es zu schauen glaubt. Lr bleibt bei keinem irdischen Lrlebnis
stehcn, nicht bei dcr Natur und nicht bei der Liebe. Aber er erlcbt sie
deshalb nicht weniger, nur fühlt er hinter Blume und Rutz die Gottheit,
ber er so ausschlietzlich sein Lied singt, dgtz alles kleine Leid und Sehnen
unbedeutend wirö und nur als leiser Schmerz über die Unzulänglichkeit
alles Irdischen durch die Hxmnen an die Unendlichkeit, an die cwigen
Ideale des Lebens tönt.
Ms Hölöerlins Lprik
stvir haben den Lesern für ein minderbelastetes Lseft als nnser öanraliges
noch eine kleine Blütenlese lsölderlinscher Gedichte angekündigt, wir bringen
sie heute. „Line neue Lllelodie cntfaltete sich in öiesenr nrusikalischen
Genie. Ls war eine xrophetische Schöxfung. In ihr bereitete fich der
rhxthmischc Stil eines Nietzsche vor, die Lyrik eines Verlaine, Baudelaire,
Swinburnc und was unsere neueste Oichtung sucht. Träunrend an stillen
Bächen, dic leise xlätschernd den Gesang seiner Seele begleiten, nach-
zeichnend die ruhigen, sanften Linien der süööeutschen Berge und Llüsse
in seinen Rhxthmen, hat er langsain diese neue Lorin gefunden." Mit
diesen worten gibt wilhelnr Dilthe^ die beste Lharakteristik von lsölder-
lins Lxrik. Äutzerlich behandelt bsölderlin die üblichen lxrischen Stoffe
seiner Aeit. philosoxhische Doktorfragen wie die Unsterblichkeit der Seele,
der llainxf der Leidenschast, der Tod fürs vaterland weröen ebenso in
Gedichtfornr behandelt wie die Lhrsucht, die Dernut, das Schicksal, die
Freundschaft. Die LNuse, die Freiheit, -ie Schönheit, Liebe zur Mensch-
heit werden in schwer hinrollenden lsvmncnftroxhen Schillerscher Art be-
sungen. Daneben sxielen Naturerlebnisse eine grotze Rolle; die Teck, die
Burg von Tübingen, lseidelberg. den Neckar, Rhein und Main schilöert der
Dichter in antiken Versmatzen.
Ani xersönlichsten wirken die Lieder an Lreunde und an Diotima, die
Geliebte. Änö doch darf man gerade bei lsölderlin nicht trennen in
objektive und subjektivc L?rik in - e m Sinne, datz einmal die Unrwelt,
das andcre Mal die Innenwelt des Dichters geschildert wurde, denn beide
verschmelzen sich zu einem einzigen Lrlebnis, weil lsölderlin ni« abzeichnet,
sondern immcr nur innere Gesichte gibt. Seine Lxrik ist beinahe so
absolut wie Musik, die Lrscheinungswelt gibt nur Symbole her und die
versc über den Rhein schildern das Vergängliche nicht minder als Gleichnis,
wie die auf Griechenland oder den Archixelagus. Fast bis zuletzt genügen
ihm die griechischen Formen, die er von Aloxstock, Schiller und öen Alten
übernommcn hat, die Ljmxnen, die hexametrischen und elegischen Versmatze.
Schlietzlich aber — mit dem Beginn seiner Arankheit! — schafft cr sich
eine eigene Form, indem er Iamben und Anaxäste, Trochäen und
Daktvlen, aufsteigende und finkenö« Takte also, in freiem wechsel mischt.
Ljölöerlin ist „früh gereift und zart und traurig". Durch all seine Dich-
tung klingt lseimweh nach -em Göttlichen, aber auch jubelnde Begeistsrung,
wenn er es zu schauen glaubt. Lr bleibt bei keinem irdischen Lrlebnis
stehcn, nicht bei dcr Natur und nicht bei der Liebe. Aber er erlcbt sie
deshalb nicht weniger, nur fühlt er hinter Blume und Rutz die Gottheit,
ber er so ausschlietzlich sein Lied singt, dgtz alles kleine Leid und Sehnen
unbedeutend wirö und nur als leiser Schmerz über die Unzulänglichkeit
alles Irdischen durch die Hxmnen an die Unendlichkeit, an die cwigen
Ideale des Lebens tönt.