worden ist, schließt der Aufsatz: „Wie
wir von ganz zuverlässiger Seite er°
fahren, sind bereits Schritte unternom-
men, den kommenden Reichstag zu
einer Revision des Filmzensurgesetzes
zu Veranlassen. Der Antrag wird in
Form einer Novelle zum Filmzensur-
gesetz gestellt werden. Eine große An-
zahl Abgeordneter stehen der Ange-
legenheit außerordentlich shmpathisch
gegenüber."
Bei dem angekündigten Vorgehen
dürfte es sich auch mit nm Herab-
drückung des Schutzalters für Iugend-
liche handeln, das vom Gesetz erfreu-
licherweise auf das s8. iFahr festge-
setzt worden ist. Hier nun haben alle
wahren Volks- und Iugendfreunde die
heiligste Pflicht, vorbeugend einzugrei-
fen. Es sollten deshalb beizeiten Ge-
geneingaben vorbereitet werden.
Es wird immer deutlicher, daß Ver-
hinderungsmaßregeln nicht genügen.
Das Schlechte känn nur durch Besseres
wirkfam bckämpft werden und >auch
das nnr, wenn dieses Bessere den
Weg zum Volke findet. Großzügige
Neugründungen mit „zugkräftigen" (ja-
wohl!) und zngleich sittlich und künst-
lerisch cinwandfreien Programmcn tun
not, Neugründungen, die die alten „In-
stitute" allmählich an die Wand drücken
oder zum Umbau zwingen. Und all
das fordert wieder ein Umdenken von
Grund aus, besser gesagt: ein Hinüber-
pflanzen des ganzen Problems von den
kapitalistischen Sümpfcn anf denselben
sozialen Boden, auf dem just schon
die Schule, das Staatstheater und das
Staatsmuseum stchen.
Der neue Neichsadler
iescr neue Reichsadler hat uns Zu°
schriften von verschiedenen Seitcn
eingebracht. Eine ironische von einem
Antisemiten, dem wir nicht antisemi-
tisch genug sind: „Mauschelt dieser
Reichsadler etwa nicht? Ist er nicht
nach Haltung wie Ausdruck ein ganz
vorzügliches Symbol der gegenwär-
tigen Iudenregierung?" Mehrere von
Künstlern. Einer ersten Ranges
schreibt: „Können Sie nicht dafür
sorgen, daß dieser Adler abgeschossen
wird, ehe er uns vor der ganzen
Welt blamiert?" Ein anderer: „Das
ist doch ein durchaus mittelalterliches
Wappentier, ein romanisches etwa,
wie kann man das in unsre Gegen-
wart versetzen?" Ein dritter: „Ist
das eine Krähe mit einem Krebs-
schwanz?" Alle Zuschriften an uns
sind gegen diesen Reichsadler. Der
Reichskunstwart aber schreibt über ihn:
»8ch glaube, daß ich für diesen Ent-
wurf unbedingt eintreten kann. Er
ist von eindringlicher Geschlossenheit,
zeigt nicht die abgemagertc Körper-
form des alten Adlers und hat vor
allen Dingen den Vorzng innerer
Belebtheit, der durch dic energische
Haltung zustande kommt und durch
die seitliche Haltung des Kopfes im
Gesamtausdruck eine bestimmte Am-
rißlinie crgibt, die dem Ganzen Kraft
und Haltung verleiht. Ich möchte
nicht unerwähnt lassen, daß ich den
Adler vielfach gezeigt habe und daß
er als besonders günstige Lösung anf-
gefaßt wurde. Der Werkrat, der sich
mit der Frage des Reichsadlers be-
schäftigt hat, bestand aus folgendcn
Herren: Prof. Iäckh, Architckt Bart-
ning, Architekt Baur, Dr. M. Os-
born. Außcrdem habe ich noch zu-
gezogen den Heraldiker Frhrn. von
Gaisberg-Schöckingen. SämtlicheHcrren
haben sich in den Einzelbesprechungen,
dic stattfanden, für Annahme des
Adlers ausgcsprochen."
Wenn so wichtige Gestaltungen, die
fürs Volk nnd für die Völker bc-
stimmt sind, so verschieden aufgenom-
mcn werden, so lohnt cs sich„ wcitere
Kreise zu befragen. Wir bitten unsre
Leser, ihre Meinungen über den weuen
Reichsadler der Kunstwart-Lcitnng in
Drcsden-Blasewitz mit dem Kennwort
„Reichsadlcr" mitzutcilen. Viel-
leicht schreiben sie anch gleich über dic
neuen preisgekrönten Vriefmar-
ken-Entwürfe ihre Meinung mit.
33H
wir von ganz zuverlässiger Seite er°
fahren, sind bereits Schritte unternom-
men, den kommenden Reichstag zu
einer Revision des Filmzensurgesetzes
zu Veranlassen. Der Antrag wird in
Form einer Novelle zum Filmzensur-
gesetz gestellt werden. Eine große An-
zahl Abgeordneter stehen der Ange-
legenheit außerordentlich shmpathisch
gegenüber."
Bei dem angekündigten Vorgehen
dürfte es sich auch mit nm Herab-
drückung des Schutzalters für Iugend-
liche handeln, das vom Gesetz erfreu-
licherweise auf das s8. iFahr festge-
setzt worden ist. Hier nun haben alle
wahren Volks- und Iugendfreunde die
heiligste Pflicht, vorbeugend einzugrei-
fen. Es sollten deshalb beizeiten Ge-
geneingaben vorbereitet werden.
Es wird immer deutlicher, daß Ver-
hinderungsmaßregeln nicht genügen.
Das Schlechte känn nur durch Besseres
wirkfam bckämpft werden und >auch
das nnr, wenn dieses Bessere den
Weg zum Volke findet. Großzügige
Neugründungen mit „zugkräftigen" (ja-
wohl!) und zngleich sittlich und künst-
lerisch cinwandfreien Programmcn tun
not, Neugründungen, die die alten „In-
stitute" allmählich an die Wand drücken
oder zum Umbau zwingen. Und all
das fordert wieder ein Umdenken von
Grund aus, besser gesagt: ein Hinüber-
pflanzen des ganzen Problems von den
kapitalistischen Sümpfcn anf denselben
sozialen Boden, auf dem just schon
die Schule, das Staatstheater und das
Staatsmuseum stchen.
Der neue Neichsadler
iescr neue Reichsadler hat uns Zu°
schriften von verschiedenen Seitcn
eingebracht. Eine ironische von einem
Antisemiten, dem wir nicht antisemi-
tisch genug sind: „Mauschelt dieser
Reichsadler etwa nicht? Ist er nicht
nach Haltung wie Ausdruck ein ganz
vorzügliches Symbol der gegenwär-
tigen Iudenregierung?" Mehrere von
Künstlern. Einer ersten Ranges
schreibt: „Können Sie nicht dafür
sorgen, daß dieser Adler abgeschossen
wird, ehe er uns vor der ganzen
Welt blamiert?" Ein anderer: „Das
ist doch ein durchaus mittelalterliches
Wappentier, ein romanisches etwa,
wie kann man das in unsre Gegen-
wart versetzen?" Ein dritter: „Ist
das eine Krähe mit einem Krebs-
schwanz?" Alle Zuschriften an uns
sind gegen diesen Reichsadler. Der
Reichskunstwart aber schreibt über ihn:
»8ch glaube, daß ich für diesen Ent-
wurf unbedingt eintreten kann. Er
ist von eindringlicher Geschlossenheit,
zeigt nicht die abgemagertc Körper-
form des alten Adlers und hat vor
allen Dingen den Vorzng innerer
Belebtheit, der durch dic energische
Haltung zustande kommt und durch
die seitliche Haltung des Kopfes im
Gesamtausdruck eine bestimmte Am-
rißlinie crgibt, die dem Ganzen Kraft
und Haltung verleiht. Ich möchte
nicht unerwähnt lassen, daß ich den
Adler vielfach gezeigt habe und daß
er als besonders günstige Lösung anf-
gefaßt wurde. Der Werkrat, der sich
mit der Frage des Reichsadlers be-
schäftigt hat, bestand aus folgendcn
Herren: Prof. Iäckh, Architckt Bart-
ning, Architekt Baur, Dr. M. Os-
born. Außcrdem habe ich noch zu-
gezogen den Heraldiker Frhrn. von
Gaisberg-Schöckingen. SämtlicheHcrren
haben sich in den Einzelbesprechungen,
dic stattfanden, für Annahme des
Adlers ausgcsprochen."
Wenn so wichtige Gestaltungen, die
fürs Volk nnd für die Völker bc-
stimmt sind, so verschieden aufgenom-
mcn werden, so lohnt cs sich„ wcitere
Kreise zu befragen. Wir bitten unsre
Leser, ihre Meinungen über den weuen
Reichsadler der Kunstwart-Lcitnng in
Drcsden-Blasewitz mit dem Kennwort
„Reichsadlcr" mitzutcilen. Viel-
leicht schreiben sie anch gleich über dic
neuen preisgekrönten Vriefmar-
ken-Entwürfe ihre Meinung mit.
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