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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

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Ostini, Fritz von: Ludwig von Zumbusch
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0054

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34 ILELLELLEM Fritz v. Ostini: Ludwig von Zumbusch

fach im Gegenständlichen, nie genre- und
anekdotenhaft, auch wenn sie sich nicht
scheut, etwas zu erzählen. Und ist nie
kompliziert im malerischen Problem.
Zumbuschs Problem heißt in jedem Bilde:
Das, was er ausdrücken will, so klar
und so gut ausdrücken, als er vermag.
Ein Bildnis von ihm soll Ähnlichkeit
und Leben haben und ein möglichst an-
sprechendes Bild dazu sein. Und be-
handelt er ein Stück Leben oder ein Mo-
ment der Fabel und der Geschichte, so will
er in packender Wirklichkeit klar und ein-
dringlich von seinem Gegenstand reden.
Spielende Kinder etwa sollen uns den Zau-
ber harmloser Kindlichkeit, das Heitere und
Rührende des Lebensfrühlings vorführen,
nicht etwa nur einen hübschen Akkord von
Grün, Weiß und Rot. Sucht einer seine
Maleraufgaben in solchen farbigen Syn-
thesen und will er das erzählende Moment
aufs mindeste zurückführen, so soll ihm
das unbenommen sein. Im Hause der

Kunst sind viele Wohnungen. Aber es
wird immer Künstler geben, die auch etwas
zu sagen haben und etwas sagen wollen,
und die haben gleicherweise recht.
Ludwig von Zumbusch ist einer, der sein
Talent in der Sonne ausreifen lassen durfte.
Es waren ihm die harten, wenn auch nicht
immer schädlichen Kränkungen des ver-
kannten Talents ebenso erspart, wie die
Demütigungen, die der arme und namen-
lose junge Künstler im Kampfe ums liebe
Brot so oft erfährt. Er hat von Kinder-
tagen an künstlerische Luft geatmet, Schön-
heit gesehen und lieben gelernt. Er fand
den Weg zur Kunst durch keinerlei Vor-
urteile und Lebensnöte versperrt, er fand,
was ja immer auch ein ebenso großes Glück
als Verdienst ist, mit sicherem Gefühl den
Wirkungskreis, der gerade seinem Talent
angemessen war, in der Kunst reichen Er-
folg und im Leben eine Umwelt, die ihm
Glück und menschliche Förderung bedeu-
tete — was Wunder, wenn seine Kunst fröh-


liche und stark betonte
Lebensbejahung be-
deutet! Ein freund-
licherundmitteilsamer
Humor, frei von aller
bitteren Überlegen-
heit und galligen Skep-
sis, redet in jedem
seiner Bilder. Auch
wenn er einen stelz-
beinigen Bettler oder
ein altes Kräuterweib
darstellt, klingt keine
anklagende soziale
Note herein, sondern
das Bestimmende ist
die Lust an der male-
rischen Erscheinung.
Und wo er satirisch
wird, ist er immer
lustig — etwa in den
„Hochnotpeynlichen ",
wo er der verknöcher-
ten Juristenschaft zu
Leibe rückt, oder in je-
nen Titelblättern der
Münchener Jugend,
in denen er jugend-
frohen Übermut dem
philisterhaften Gries-

Die Hochnotpeynlichen. Gemälde

U gram gegenüberstellt.
 
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