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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

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Heft 3 (November 1913)
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Holz, Arno: Phantasus
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0481

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Am andern Morgen ist der Bila krank.
Der arme Bila!
Er sitzt vergnügt im Bett und pappt Kuchen.
Mutter plättet,
Sein Bruder, eifrig,
liegt an der Erde und spielt.
„Du — Mutter?
Mein Bär is auch krank!"
„So?
Na was fehlt ihm denn?"
„No den hat doch 'n Schmetterling gebissen!"
Nach einem sorglos prachtvoll blausten
Sommertag,
nach einem märchenroten Purpurabend,
die schönste Nacht!
Einmal noch,
bevor wir schlafen gehn,
zu unfern Jungens.
In beide Bettchen scheint der Mond.
Der Bila noch im Arm das Püppchen,
sein Bruder um den Hals die Perlenkette...
Leise,
auf Spitzzehen,
tasten wir in unser Zimmer.

Phantasus
Von
Arno Holz

Ein kleines Haus mit grüner Tür
und Herzen in den Fensterläden!
Drei bunte, lustig bemalte Stübchen drin,
uns genug,
das Gärtchen voll Sonne.
Abends,
unter den Silberpappeln,
sitzen wir mit unfern Jungens.
„Mutter, Mutter, der Mond is kaputt!"
„Weiß Gott, wirklich . . . Jaja, Mutter,
sieh mal!"
Der Kleinste kuckt auch,
die runden Äugelchen vergnügt glitzernd,
das zarte Stubsnäschen
über dem staunend weitaufgerißnen Mäulchen
drollig hoch,
die dummen Händchen
wie nach der blanken Sichel greifend.
„Du! Bila! Bist du ein Maikäfer?"
„Sa."
 
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