Dktoberballaöe
Mon Marie Möller
Oktoberwind rüttelt im Laub mit Gewalt.
Im Schlosse zu Lüben war's hundekalt.
Drei Tage lang hat da die Weltuhr gestockt.
Auf dem Sofa hat schweigend der Kaiser gehockt;
Die andern schweigend auf Stühlen in Ecken:
Drei Tage in ratlosem Nichtstun und Schrecken;
Drei endlose Tage in Grausen und Weh!-
Auf der herbstkahlen Eilenburger Chaussee
Ist plötzlich am Mittag der Kaiser erschienen.
Verschloss'nen Gleichmut in eisigen Mienen;
Als sei rings alles ihm einerlei.-
Sie bringen ihm Tisch und Lehnstuhl herbei;
Sie breiten die Karte. — Den Kaiser friert.
Sie zünden ein Lagerfeuer. — Er stiert
Auf die braune sächsische Ebene hin. —
Kanonen rufen zum Kampfbeginn
Weithinten weit. — Eine Pappel steht
Bei des Kaisers Tische. — Zerrend weht
Oktobersturm. Ihre Blätter fallen.
Sie ist die letzte geblieben von allen.
Sie ragte als Zeichen seiner Gewalt!
Jetzt fällt auch sie! Dem Kaiser ist kalt. —
Es ist, als schriee beim Arthieb das Holz:
„Du hießest uns pflanzen! Starr und stolz
Haben wir in den eroberten Landen
Als deine Napoleonpappeln gestanden!
Wie Garde-Grenadiere auf Wacht!"-
Das Eisen blitzt. — Es splittert und kracht!
Ein Zittern kriecht durchs hohe Geäst.
Da — wie ein Vogel aus hohem Nest —
Fliegt aus den Blättern, die ihn verdeckt,
Ein Schmetterling ins Freie erschreckt;
Flattert und flirrt, verschüchtert und matt,
Wie einer, der sich verspätet hat;
Dessen Zeit vorbei; dessen Sommer verging. —
„Ein Kaisermantel!"-Das goldene Ding
Zieht Kreise ums Feuer mit letzter Kraft!
Immer engere Kreise! — Magierhaft! —
Der Kaiser sieht's. — Dann versinkt's in den
Flammen.-
Und die letzte Pappel bricht krachend zusammen.
Mon Marie Möller
Oktoberwind rüttelt im Laub mit Gewalt.
Im Schlosse zu Lüben war's hundekalt.
Drei Tage lang hat da die Weltuhr gestockt.
Auf dem Sofa hat schweigend der Kaiser gehockt;
Die andern schweigend auf Stühlen in Ecken:
Drei Tage in ratlosem Nichtstun und Schrecken;
Drei endlose Tage in Grausen und Weh!-
Auf der herbstkahlen Eilenburger Chaussee
Ist plötzlich am Mittag der Kaiser erschienen.
Verschloss'nen Gleichmut in eisigen Mienen;
Als sei rings alles ihm einerlei.-
Sie bringen ihm Tisch und Lehnstuhl herbei;
Sie breiten die Karte. — Den Kaiser friert.
Sie zünden ein Lagerfeuer. — Er stiert
Auf die braune sächsische Ebene hin. —
Kanonen rufen zum Kampfbeginn
Weithinten weit. — Eine Pappel steht
Bei des Kaisers Tische. — Zerrend weht
Oktobersturm. Ihre Blätter fallen.
Sie ist die letzte geblieben von allen.
Sie ragte als Zeichen seiner Gewalt!
Jetzt fällt auch sie! Dem Kaiser ist kalt. —
Es ist, als schriee beim Arthieb das Holz:
„Du hießest uns pflanzen! Starr und stolz
Haben wir in den eroberten Landen
Als deine Napoleonpappeln gestanden!
Wie Garde-Grenadiere auf Wacht!"-
Das Eisen blitzt. — Es splittert und kracht!
Ein Zittern kriecht durchs hohe Geäst.
Da — wie ein Vogel aus hohem Nest —
Fliegt aus den Blättern, die ihn verdeckt,
Ein Schmetterling ins Freie erschreckt;
Flattert und flirrt, verschüchtert und matt,
Wie einer, der sich verspätet hat;
Dessen Zeit vorbei; dessen Sommer verging. —
„Ein Kaisermantel!"-Das goldene Ding
Zieht Kreise ums Feuer mit letzter Kraft!
Immer engere Kreise! — Magierhaft! —
Der Kaiser sieht's. — Dann versinkt's in den
Flammen.-
Und die letzte Pappel bricht krachend zusammen.