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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

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Heft 3 (November 1913)
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Vom Schreibtisch und aus dem Atelier
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Rath, Willy: Münchner Dichter
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0432

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VomSchreibtisch und aus dem Melier

Münchner Dichter. Von Willy Rath
Mit zwanzig Bildern nach photographischen Aufnahmen von Kester L Co. in München u. a.


ie goldene Märchen aus Nir-
gendheim, aus einem urgemüt-
lichen Avalun klingen uns
heute die begeisterten Schilde-
rungen vom Stimmungszauber Altmün-
chens. Zwar gelten jetzt mehr noch als zuvor
die Schlußzeilen des Gedichtes, das Lingg
ins Goldene Buch der Stadt eintrug:
Bei Fest und Schall der Glocken
Umschlingt in stetem Glanz
Bavarias schöne Locken
Ein immer neuer Kranz.
Aber gerade die größere Ruhe, die ver-
traulichere Art der Feste, der bodenständi-

gere Charakter der Haupt- und Kunststadt
verbanden sich ehemals mit ihren bleiben-
den Vorzügen zu einem unwiderstehlichen
Reiz. Künstler jeder Gattung mußten sich
da gar wohl fühlen, und nicht zuletzt die
Dichter. Zeitlich genommen, waren die
Dichter allerdings die letzten. München,
das München der wittelsbachischen Könige,
ward zuerst die Stadt der Bildkünstler und
dann erst Dichterstadt. Ludwig I. berief
die Maler, Bildhauer, Baumeister. Sein
Sohn Max II. zog die Denker und Dichter
heran. Da sie größtenteils aus Preußen
und dem übrigen norddeutschen „Ausland"


N Maximilian Schmidt U


stammten, wurden
sie von einheimischen
Raunzern „Nordlich-
ter" geheißen.
Nur noch eines die-
ser Nordlichter leuch-
tet im modernen
München, leuchtet
mit altersmildem
Schein, der nicht im
mindesten mehr an-
kämpfen will gegen
die grellen Lichtmas-
sen des elektrischen
Zeitalters. Alle bis
auf einen sind sie da-
hingegangen, die ein-
heimischen und frem-
den Mitglieder des
„Krokodils" und der
„Symposien" beim
König Max, dienähe-
ren und fernsten Ge-
nossender„Münchner
Idealisten": die
Bayern Lingg, Hop-
fen, Kobell, Reder,
Haushofer, Greif, die
„Ausländer" Gei-
bel, Hertz, Scheffel,
Grosse, Schack, Ba-
denstedt, Leuthold,
Jensen, Dahn.
 
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