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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

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Heft 2 (Oktober 1913)
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Claudius, Hermann: Schummerstünn
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Steinmann, Antonie: Leid
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Meißner, Carl: Weg frei!
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0368

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Schummerstünn. Von Herm. Claudius
Dat schummert all. De Stuw liggt still.
Ick kik un weet nich, wat ick will.
Dann schüwwt uns Lütt sick mank min' Kneen:
„En lütt Geschicht —" „Ick weet ja keen."
Se krupt sick sacht op minen Schot:
„En ganze, ganze lüttje blot..."
Un ick verteil ehr en Geschicht.
In Schummern is't Verteilen licht.
Verteil, verteil vun dat un dit.
— Dat Für in A'm snackt heemlich mit.
Un ut dat Duster üm uns her
Kümmt ümmer mehr, kümmt ümmer mehr.

Leid. Von Antonie Steimann
Mein Leid war groß,
Und heiße Tränen gossen
Tropfenreihen auf Hals und Wangen, —
Dein Kuß hat sie empfangen.
Mein Herz tut weh!
In seinem Schoße sprossen
Rote Kränze von süßen Blüten —
Ich wußt' sie nicht zu hüten.
Nun bist du weit.
Meine Haare flattern im Winde,
Um mich zittert ein altes Lied —
Weiß nicht, was sonst rings geschieht,
Und starr' in die dunkle Linde,
Die über und über blüht.
Weg frei! Von Carl Meißner
Ach dies Wandern, so grad durch die Welt,
Nichts, was dich hemmt, nichts, was dich hält,
Und an Füßen und Händen Schwingen!
Und das Auge nimmt und die Seele will.
Aber da drinnen ist es still:
Es muß, ja es muß noch gelingen!
Der Weg ist noch lang, und der Leib ist noch jung,
Und in dir lebt Begeisterung
Und Kraft, ja Kraft zum Ringen! —
Was dich brechen wollte, es gab dir Kraft,
Es gab dir klare Leidenschaft. —
Nun freu' dich, wie im Klaren
Die weißen Wolken fahren.
 
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