Huchenfang. Von Walter Freiherrn von Rummel
Mit siebzehn Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers
euer! Rotes Feuer über den
Hängen! In brennender Hoch-
glut stehen die Wälder. Doch
sie sengt nicht, die heiße Lohe,
es ist keine Wärme darin, kalt und hart
pfeift von Norden der Wind einher. Im
Schweigen verwehter Urzeit trauern Moore
und Moose. Verlorene Einöde, wohin der
Fuß schreitet.
Nur der Jäger pirscht noch herum und
dort, wo klare Bergflüsse von den Alpen
herabbrausen, der Fischer, der Huchen-
fischer. Er sieht das Laub fallen, Blatt
um Blatt, sieht die Herbstzeitlose verblassen
und das letzte Blauauge des Enzians müde
sich schließen. Schauer der Vergänglich-
keit umwehen ihn. Bald schweben schwei-
gend und schwer die ersten Flocken nieder.
Im Flusse hämmern und klopfen unsicht-
bare Hände, Wassernixen zimmern über
Nacht eine Glasdecke, ganz durchsichtig und
spiegelblank. In enger Haft liegt die
wandernde Welle. Unter das niedere,
schützende Dach des Eises kriechen die fried-
lichen Schuppenvölker des Wassers zu stiller
Winterrast unter; behaglich und sicher ist's
hier. Draußen, im mächtig und immer
den schütteln die Köpfe. ,Huchen? Uns
gänzlich unbekannt. Wird eine Art Fischer-
latein aus dem Süden des Reiches sein.'
Doch dieser Huchen, von dem man schon
im nördlichen Bayern nichts weiß, ist die
sehnsüchtig begehrte Beute von uns süd-
bayerischen und österreichischen Fischern,
ist der Lachs der Donau, wird schwerer
und stärker als der des Meeres, bleibt uns
immer getreu, ist kein Ausreißer, der nach
vollzogenem Laichgeschäft wieder in die
See zurückwandert. In der Donau und
ihren südlichen Nebenflüssen, soweit sie
ein stärkeres Gefälle, klaren Kiesunter-
grund , tiefe Stellen und gute Unterstände
haben, ist er zu Hause, der unbändige Ge-
selle, ein einsam Zurückgebliebener aus den
Zeiten, wo die Ströme noch tief und breit
die Täler füllten. Wer ihn nie gesehen,
denke sich am besten eine gewaltige Forelle
mit silberweißem Bauche und braunem,
schwarzgetupftem Rücken. Über den Seiten
liegt ein satter, kupferroter Ton. Präch-
tig ist das Aussehen dieses Fisches, Leuten
mit verwöhnter Zunge aber ist er ein hoch-
willkommener Tafelgast, der weit über Fo-
relle und Äsche in der Wertung steht und an
frei daherrauschenden
Strom ist nur einer
geblieben, ein wil-
der Wegelagerer und
starker Räuber, der
Huchen. Ihn hungert
jetzt schlimm, weil
all die Kleinen und
Schwachen, die ihm
sonst zum Opfer ge-
fallen, sich in gutes
Versteck gebracht.
Flußauf- und flußab-
wärts zieht er nach
Beute auslugend da-
hin. Und nun ist die
Zeit gekommen, wo
ihm ein anderer sein
Raubhandwerk legen
wird, ein mächtigerer
und größerer Räuber,
der Mensch. —
Die Leute im Nor-
Huchen mit dem gesetzlichen Mindestmaß
Mit siebzehn Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers
euer! Rotes Feuer über den
Hängen! In brennender Hoch-
glut stehen die Wälder. Doch
sie sengt nicht, die heiße Lohe,
es ist keine Wärme darin, kalt und hart
pfeift von Norden der Wind einher. Im
Schweigen verwehter Urzeit trauern Moore
und Moose. Verlorene Einöde, wohin der
Fuß schreitet.
Nur der Jäger pirscht noch herum und
dort, wo klare Bergflüsse von den Alpen
herabbrausen, der Fischer, der Huchen-
fischer. Er sieht das Laub fallen, Blatt
um Blatt, sieht die Herbstzeitlose verblassen
und das letzte Blauauge des Enzians müde
sich schließen. Schauer der Vergänglich-
keit umwehen ihn. Bald schweben schwei-
gend und schwer die ersten Flocken nieder.
Im Flusse hämmern und klopfen unsicht-
bare Hände, Wassernixen zimmern über
Nacht eine Glasdecke, ganz durchsichtig und
spiegelblank. In enger Haft liegt die
wandernde Welle. Unter das niedere,
schützende Dach des Eises kriechen die fried-
lichen Schuppenvölker des Wassers zu stiller
Winterrast unter; behaglich und sicher ist's
hier. Draußen, im mächtig und immer
den schütteln die Köpfe. ,Huchen? Uns
gänzlich unbekannt. Wird eine Art Fischer-
latein aus dem Süden des Reiches sein.'
Doch dieser Huchen, von dem man schon
im nördlichen Bayern nichts weiß, ist die
sehnsüchtig begehrte Beute von uns süd-
bayerischen und österreichischen Fischern,
ist der Lachs der Donau, wird schwerer
und stärker als der des Meeres, bleibt uns
immer getreu, ist kein Ausreißer, der nach
vollzogenem Laichgeschäft wieder in die
See zurückwandert. In der Donau und
ihren südlichen Nebenflüssen, soweit sie
ein stärkeres Gefälle, klaren Kiesunter-
grund , tiefe Stellen und gute Unterstände
haben, ist er zu Hause, der unbändige Ge-
selle, ein einsam Zurückgebliebener aus den
Zeiten, wo die Ströme noch tief und breit
die Täler füllten. Wer ihn nie gesehen,
denke sich am besten eine gewaltige Forelle
mit silberweißem Bauche und braunem,
schwarzgetupftem Rücken. Über den Seiten
liegt ein satter, kupferroter Ton. Präch-
tig ist das Aussehen dieses Fisches, Leuten
mit verwöhnter Zunge aber ist er ein hoch-
willkommener Tafelgast, der weit über Fo-
relle und Äsche in der Wertung steht und an
frei daherrauschenden
Strom ist nur einer
geblieben, ein wil-
der Wegelagerer und
starker Räuber, der
Huchen. Ihn hungert
jetzt schlimm, weil
all die Kleinen und
Schwachen, die ihm
sonst zum Opfer ge-
fallen, sich in gutes
Versteck gebracht.
Flußauf- und flußab-
wärts zieht er nach
Beute auslugend da-
hin. Und nun ist die
Zeit gekommen, wo
ihm ein anderer sein
Raubhandwerk legen
wird, ein mächtigerer
und größerer Räuber,
der Mensch. —
Die Leute im Nor-
Huchen mit dem gesetzlichen Mindestmaß