44 LLLELLLLLLELLLU Fritz v. Oftini:
Der Führer. Gemälde
heißt es und stellt einen Bambino dar, der
in seinem Wickelkissen auf der Erde liegt,
vergnügt mit den Händchen in die Luft
greifend. Das ist so was wie das Kind
schlechtweg, ein Wesen, das noch zu keiner
Unzulänglichkeit der Erde Beziehungen hat,
keine Sorge, keinen Schmerz und kein Ver-
langen, das nicht gestillt wird, dessen ganzes
Empfinden in einer unbewußten Daseins-
freude sich erschöpft, einem vegetativen Be-
hagen, wie man's fast einer Pflanze schon
zutraut. Aber leise lächeln kann es schon.
Eins der tiefsten und feinsten Bilder, die
Zumbusch gelungen sind — aus dem Glück
seines Familienlebens und der Freude an
den eigenen Kindern heraus. Ein anderes
seiner Kinderbilder, das seltsam fesselt, hat
er einmal für die Münchener Wochenschrift
„Jugend" gemalt: das Meretlein, wie es
im „Grünen Heinrich" Gottfried Kellers,
im 4. Kapitel geschildert ist: mit steifen alter-
tümlichen Gewändern, kostbarem Kopfputz,
dem Totenschädel in der einen und der
Rose in der andern Hand.
Nicht immer handelt es sich um Bild-
nisse, wenn Zumbusch Kinder schildert; er
führt sie auch gern als frei geschaffene Ge-
stalten im Spiel vor, wie etwa die lustigen
Wettläufer vor der Stadt, die zwei ball-
spielenden Mädels auf einem anderen reiz-
vollen Gemäldeoder einKleeblatt schmetter-
linghaschender Kinder auf einem dritten.
Besonders amüsant ist auch das Grüppchen
„Sündenfall", auf das schon hingedeutet
wurde: ein kleiner Adam hat die kleine
Eva auf die Schulter gehoben, damit sie
den Apfel vom Baum holen kann; eine
Schlange ist weiter nicht nötig. Das machen
die beiden schon allein.
Ein andermal wird eine Fünfzahl von
derben Landkindern beim Ringelreihen-
spiel porträtiert, die Kette ist gerissen,
und ein Junge purzelt zu Boden. Dann
wird die Kindheit wieder in originellen
Kontrast zum Alter gestellt: ein putziger-
kleiner Bursch macht einem gebeugten
Greise den „Führer" (Seite 44) oder ein
Landstreicherpaar (Seite 45) marschiert
mit seinem Nachwuchs einher.
Groteske und malerische Greisentypen
sieht der Maler sich auch gerne an: einen
„Berggeist" im Bettlergewande hat er
radiert, einen Bettler mit Holzbein, durch
ein pittoreskes altes Nest humpelnd, fertig-
gemalt. Auf dem Bilde „Mandolinen-
spielerin" (Seite 37) bedeutet gerade der
Typ des Alten mit dem Weinglase, der
seine Huldigung der Jugend bringt, einen
Griff ins volle Menschenleben; der derbe
und feiste Handwerksmann daneben ist
freilich auch nicht schlechter gelungen.
Überhaupt glückt Zumbusch das Herbe,
Derbe — man sehe nur auf dem Vollbilde
„Zigeuner" (Seite 35) die drei männlichen
Der Führer. Gemälde
heißt es und stellt einen Bambino dar, der
in seinem Wickelkissen auf der Erde liegt,
vergnügt mit den Händchen in die Luft
greifend. Das ist so was wie das Kind
schlechtweg, ein Wesen, das noch zu keiner
Unzulänglichkeit der Erde Beziehungen hat,
keine Sorge, keinen Schmerz und kein Ver-
langen, das nicht gestillt wird, dessen ganzes
Empfinden in einer unbewußten Daseins-
freude sich erschöpft, einem vegetativen Be-
hagen, wie man's fast einer Pflanze schon
zutraut. Aber leise lächeln kann es schon.
Eins der tiefsten und feinsten Bilder, die
Zumbusch gelungen sind — aus dem Glück
seines Familienlebens und der Freude an
den eigenen Kindern heraus. Ein anderes
seiner Kinderbilder, das seltsam fesselt, hat
er einmal für die Münchener Wochenschrift
„Jugend" gemalt: das Meretlein, wie es
im „Grünen Heinrich" Gottfried Kellers,
im 4. Kapitel geschildert ist: mit steifen alter-
tümlichen Gewändern, kostbarem Kopfputz,
dem Totenschädel in der einen und der
Rose in der andern Hand.
Nicht immer handelt es sich um Bild-
nisse, wenn Zumbusch Kinder schildert; er
führt sie auch gern als frei geschaffene Ge-
stalten im Spiel vor, wie etwa die lustigen
Wettläufer vor der Stadt, die zwei ball-
spielenden Mädels auf einem anderen reiz-
vollen Gemäldeoder einKleeblatt schmetter-
linghaschender Kinder auf einem dritten.
Besonders amüsant ist auch das Grüppchen
„Sündenfall", auf das schon hingedeutet
wurde: ein kleiner Adam hat die kleine
Eva auf die Schulter gehoben, damit sie
den Apfel vom Baum holen kann; eine
Schlange ist weiter nicht nötig. Das machen
die beiden schon allein.
Ein andermal wird eine Fünfzahl von
derben Landkindern beim Ringelreihen-
spiel porträtiert, die Kette ist gerissen,
und ein Junge purzelt zu Boden. Dann
wird die Kindheit wieder in originellen
Kontrast zum Alter gestellt: ein putziger-
kleiner Bursch macht einem gebeugten
Greise den „Führer" (Seite 44) oder ein
Landstreicherpaar (Seite 45) marschiert
mit seinem Nachwuchs einher.
Groteske und malerische Greisentypen
sieht der Maler sich auch gerne an: einen
„Berggeist" im Bettlergewande hat er
radiert, einen Bettler mit Holzbein, durch
ein pittoreskes altes Nest humpelnd, fertig-
gemalt. Auf dem Bilde „Mandolinen-
spielerin" (Seite 37) bedeutet gerade der
Typ des Alten mit dem Weinglase, der
seine Huldigung der Jugend bringt, einen
Griff ins volle Menschenleben; der derbe
und feiste Handwerksmann daneben ist
freilich auch nicht schlechter gelungen.
Überhaupt glückt Zumbusch das Herbe,
Derbe — man sehe nur auf dem Vollbilde
„Zigeuner" (Seite 35) die drei männlichen