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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

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Illustrierte Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0198

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154 N


Illustrierte Rundschau


akademische Komposition mit
„Es ist leicht, Melpomene
Wahrheit und Genie auf einer Zeichnung
zusammenzusehen, aber schwer, den Geist der-
selben in gleichem Maße in sich zu vereini-
gen wie — Schroeder —, das behauptet sein
ergebenster Diener und Bewunderer Füger."
Wie diese Eintragung zeigt, kommt unter den
verschiedenartigen Stimmen auch die Über-
schwenglichkeit der Zeit zum Ausdruck. Aber
wenn man sie unbeachtet läßt, bleibt doch
in aller Reinheit das Bild eines Mannes be-
stehen, der nach einer wilden Jugend die Würde
des deutschen Theaters auch im Privatleben
vorbildlich für späte Zeiten gewahrt hat. —
Die deutsche Glasmalerei lag recht lange
im argen: sie war von einer Kunst zu einem
Handwerk herabgesunken und nicht einmal
als solches wurde sie gut gepflegt. Die

in schmeichel-
hafter Be-
ziehung auf
Schroeder das
Hamletwort:
„Er war ein
Mann; alles
zusammen ge-
nommen —
werd' ich sei-
nesgleichen
nie wieder se-
hen." Der be-
kannte Wiener
Historienma-
ler Friedrich
Heinrich Fü-
ger endlich er-
läutert seine
den Worten:
und Thalien,

mit dem herz-
lichen Disti-
chon: „Mele
sahn dich mit
Wonne, dich
wünschen so
viele zu sehen.
Reise glücklich!
Du bringst
überall Freu-
de mit hin."
Lessing ruft
dem Freunde
eine für bei-
der auf Klar-
heit dringende
Art charakte-
ristische Mah-

nung zu* Daß Zeichnung von I. C. Frisch im Schroederschen Stammbuch
Beyfall dich nicht stolz, nicht Tadel furchtsam
mache! Des Künstlers Schätzung ist nicht jedes
Fühlers Sache! Denn auch den Blinden
brennt das Licht, Und wer dich fühlte, Freund,
verstand dich darum nicht." Einen beson-
deren Reiz erhält das Büchlein durch die
gezeichneten Blätter. Da zeichnet der in
seiner Kunstübung Chodowiecki verwandte
Berliner I. C. Frisch zwei Kinder, die alle-
gorisch sein rühmendes Wort verkörpern
sollen: „Zeigtest uns die Wahrheit von Kunst
erreichet"; der Schüler von Grenze P. A.
Wille bittet um Gedenken; der Mannheimer
Landschaftsmaler und Radierer Kobell zeich-
net den wahnsinnigen Lear, wie er in der
sechsten Szene des vierten Aktes die Bühne
mit den Worten betritt: „Nein, sie können
mir wegen des Münzens nichts tun; ich bin
der König selbst" — und schreibt darunter

W Zeichnung von Ferd. Kobell im Stammbuch des Schauspielers F. L. Schroeder UI
 
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