Vergnügen an Bord 293
Fünfuhrtee auf der Oberdeck-Promenade
Liegestuhl des Promenadendecks ist zu einer
reizenden Japanerin geworden. Und jetzt
wird es bunt. Araber, bezopfte Chinesen,
Orientalinnen, ein Gambusino, ein Strauch-
räuber, ein weiblicher Kapitän, Matrosen,
Köche, Neptun in eigener Person, eine Mal-
teserin, Fellachinnen — es wimmelt durch-
einander ; man lacht, scherzt, plaudert, bis
die Fanfare für den Beginn des Balls er-
tönt und der Tanz losgeht. Natürlich gibt
es auch Nichttänzer. Die sehen sich die Ge-
schichte als Zuschauer an oder sitzen im
Rauchsalon und trinken oder stehlen sich
heimlich auf das Bootsdeck und beobachten
das Meerleuchten. Denn auch das gehört
mit zu den Vergnügungen an Bord, daß
man auf diesen ...
großen Schiffen
in die Stille
flüchten kann,
wenn man Nei-
gung dazu hat.
Und es ist eine
unbeschreibliche
Wonne, in tro-
pischerNachtsich
ein heimliches
Plätzchen zu su-
chen und über
das Meer zu
schauen, das der
Mond mit flüs-
sigem Golde
füllt, in dem das
Kielwasser sil-
bern getönte
Furchen zieht —
oder hinauf zum
gestirnten Himmel, der sich höher wölbt
wie bei uns im Norden und so durch-
sichtig scheint, daß es ist, als öffne er neue
Räume im Weltall. Man muß nur vorsich-
tig sein an solchen friedlichen Abenden, denn
es kommt oft vor, daß man auf ein Pärchen
stößt, das auch gern allein sein möchte.
Was wäre das „Vergnügen an Bord"
ohne die Hoffnung auf einen Flirt, der
meinetwegen bei Abschluß der Reise been-
det sein kann, häufig aber doch auch zu
festeren Gebilden wird und in Verlobung
und Hochzeit ausläuft. Noch kürzlich er-
hielt ich aus Dakota U. S. A. eine Heirats-
anzeige und entsann mich: in Kairo fing die
Liebelei an und wurde eifriger unter der
Sonne Indiens;
in Birma kam
es zum ersten
Zanke, in Ma-
nila vertrug
man sich wieder;
in Hongkong
wurde er eifer-
süchtig, in Ja-
pan wollte sie
nichts mehr von
ihm wissen; doch
in Honolulu nä-
herten sie sich
abermals, und
beider Einfahrt
in San Fran-
cisco erwartete
man die Verlo-
bung. Nun ha-
ben sie sich end-
lich gekriegt...
Fünfuhrtee auf der Oberdeck-Promenade
Liegestuhl des Promenadendecks ist zu einer
reizenden Japanerin geworden. Und jetzt
wird es bunt. Araber, bezopfte Chinesen,
Orientalinnen, ein Gambusino, ein Strauch-
räuber, ein weiblicher Kapitän, Matrosen,
Köche, Neptun in eigener Person, eine Mal-
teserin, Fellachinnen — es wimmelt durch-
einander ; man lacht, scherzt, plaudert, bis
die Fanfare für den Beginn des Balls er-
tönt und der Tanz losgeht. Natürlich gibt
es auch Nichttänzer. Die sehen sich die Ge-
schichte als Zuschauer an oder sitzen im
Rauchsalon und trinken oder stehlen sich
heimlich auf das Bootsdeck und beobachten
das Meerleuchten. Denn auch das gehört
mit zu den Vergnügungen an Bord, daß
man auf diesen ...
großen Schiffen
in die Stille
flüchten kann,
wenn man Nei-
gung dazu hat.
Und es ist eine
unbeschreibliche
Wonne, in tro-
pischerNachtsich
ein heimliches
Plätzchen zu su-
chen und über
das Meer zu
schauen, das der
Mond mit flüs-
sigem Golde
füllt, in dem das
Kielwasser sil-
bern getönte
Furchen zieht —
oder hinauf zum
gestirnten Himmel, der sich höher wölbt
wie bei uns im Norden und so durch-
sichtig scheint, daß es ist, als öffne er neue
Räume im Weltall. Man muß nur vorsich-
tig sein an solchen friedlichen Abenden, denn
es kommt oft vor, daß man auf ein Pärchen
stößt, das auch gern allein sein möchte.
Was wäre das „Vergnügen an Bord"
ohne die Hoffnung auf einen Flirt, der
meinetwegen bei Abschluß der Reise been-
det sein kann, häufig aber doch auch zu
festeren Gebilden wird und in Verlobung
und Hochzeit ausläuft. Noch kürzlich er-
hielt ich aus Dakota U. S. A. eine Heirats-
anzeige und entsann mich: in Kairo fing die
Liebelei an und wurde eifriger unter der
Sonne Indiens;
in Birma kam
es zum ersten
Zanke, in Ma-
nila vertrug
man sich wieder;
in Hongkong
wurde er eifer-
süchtig, in Ja-
pan wollte sie
nichts mehr von
ihm wissen; doch
in Honolulu nä-
herten sie sich
abermals, und
beider Einfahrt
in San Fran-
cisco erwartete
man die Verlo-
bung. Nun ha-
ben sie sich end-
lich gekriegt...