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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

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Heft 4 (Dezember 1913)
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Wolf, Georg Jacob: Albert Welti der Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0612

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510 vr. Georg Jacob Wolf:

Auch Albert Welt: ging auf Jahr-
zehnte aus seinem Vaterlande, und sein
künstlerisches Schaffen steht mit München
und mit Münchner Kunst in engem Zu-
sammenhang. Aber Welti hat — anders
als seine Landsleute — die Verbindung mit
der Heimat nie ganz verloren: er blieb
auch in der Fremde ein echter Schweizer.
Mit Recht preist W. L. Lehmann im jüng-
sten „Neujahrsblatt der Zürcher Kunst-
gesellschaft" Welti als einen von denen,
„die ganz im Schweizer Volkstum wurzeln,
die nicht nur seine herbe Kraft, sondern
auch seine tiefe Innerlichkeit und seinen
glücklichen Humor besitzen". Und es ist
fast wie ein Symbol, daß die Heimat ihren
getreuen Sohn wenige Jahre vor seinem all-
zufrühen Tode zurückrief und ihm die Aus-
führung eines Werkes übertrug, wie es

sich Welti nicht ehrenvoller hätte denken
können: es ward ihm aufgegeben, einen
Saal im Haus des Bundesrats in Bern
mit Fresken zu schmücken. Leider hat
Welti dieses Letzte und, wie er und seine
Freunde hofften, Veste seiner Kunst nicht
vollenden dürfen. Nur drei von den ge-
planten fünf Fresken sind wenigstens im
Karton fertig geworden; von den beiden
anderen sind nur skizzenhafte Entwürfe
vorhanden. Immerhin ist zu hoffen, daß
Weltis Freund Balmer, dem man die Voll-
endung der von Welti begonnenen Arbeit
anvertraute, das Werk in des Verewigten
Sinn und im engsten Anschluß an die von
ihm angedeuteten Absichten zu gutem Ende
bringen wird. Was Welti selbst begonnen
hat, das soll nun auch in seinem Geist ruhm-
würdig zu seinem Ende geführt werden.

Liebesfest. Gemälde, um 1888
Im Nachlaß des Künstlers


Am 18. Februar 1862
ist Welti in der Zürcher
Bärengasse als erster
Sohn des Albert und
der Barbara Welti,
geb. Furrer, zur Welt
gekommen. Sein Vater
war Lohnkutscher und
Fuhrhalter, es gab viel
Peitschenknallen und
Hüh und Hott im Hause,
und die Abenteuer mit
Pferden und Knechten
gruben den Kinderjah-
ren des kleinen Albert
Welti einen Zug gegen-
ständlicher Romantik
ein, die ihn sein Leben
lang als holder Klang
aus der Jugendzeit um-
schwebte: der Abschilde-
rung von Pferden und
Gespannen ist er na-
mentlich in seinen gra-
phischen Arbeiten nicht
müde geworden. Mir
ist dieses Nachhängen
der Jugendeindrücke ein
Beweis für Weltis stete
Entwicklung, für die
Zähigkeit seines Innen-
lebens, für sein Ruhen
in sich selbst. Seine
Kunst entwickelt sich aus
seiner Individualität
 
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