Und rings der Brüder frohe Schar
In gottgefälligen Werken.
Der eine wußte wunderbar
Des Volkes Herz zu stärken.
Der andre zog auf goldnem Grund
Geheimnisvolle Zeichen
Und konnte hoch am Himmelsruud
Den kleinsten Stern erreichen.
Der Knabe aber sitzt allein,
In Sinnen tief vergraben.
Kaum mag er sich am Sonnenschein,
An lauen Lüften laben.
Sein Herz ist aller Freuden voll.
Doch weiß er's nicht zu sagen,
Wohin er all die Fülle soll
Von Dank und Liebe tragen.
In der Kapelle milde Luft,
Die heil'ge Jungfrau lächelt,
Durchs Fenster strömt der Blütenduft,
Der ihre Stirn umfächelt.
Im blauen Mantel steht sie da,
Von Glorie umwoben,
Und alle Engel sind ihr nah,
Die Himmlische zu loben.
Zu ihren Füßen drängt sich dicht
Des Maies erste Blüte:
Doch schöner ist ihr Angesicht
Voll mütterlicher Güte.
Der Bursche schleicht zur Tür herein;
Es schweigen Wunsch und Wille,
Und in der Dämm'rung mildem Schein,
Da wird das Herz ihm stille.
Im Kloster geht das Leben sacht
In stillen, weiten Räumen,
Im Hofe sinkt die milde Nacht
Aus dichten, grünen Bäumen.
Nur leises Flüstern und Gebet
In dämmernder Rotunde;
So schwindet, wie vom Wind verweht,
Unmerklich Tag und Stunde.
Der Gaukler liegt so sanft und weich
Auf ruhevollem Lager.
Noch ist sein Antlitz totenbleich,
Sein Leib so müd und hager.
Doch milde Hände warten sein,
Und sanfte Worte kühlen
Der frischen Wunden herbe Pein
Mit lindernden Gefühlen.
Der greise Prior lehrte mild
Ihn seine Hände falten,
Da glänzte ihm ein himmlisch Bild
Und göttliche Gestalten.
Die heil'ge Jungfrau selber war's,
Die sich dem Knaben zeigte.
Und sich im Glanze goldnen Haars
Zu ihm hernieder neigte.
Und als der Lenz nach Wintersqual
Die Erde übertaute,
Und als im ersten Sonnenstrahl
Der Himmel wieder blaute.
Da siegte seiner Jugend Kraft,
Da kam der Mut ihm wieder:
Wie eine Blume voller Saft,
So blühten seine Glieder.
UjH