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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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4. Heft
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Forrer, Robert: Über kombinierte Waffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0120

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100

R. FORRER, ÜBER KOMBINIERTE WAFFEN

V. BAND


9 9a
Abb. 9 und 9a. Geätzter Schiefsspiefs, Jagdspiefs oder
Trabantenhelmbarte mit zwei Radschlofspistolen, Ende des
16. Jahrhunderts (Historisches Museum, Dresden)
fachen Handluntenzündung Radschlofszündvor-
richtung angebracht; so die prächtigen Schiefs-

streitkolben des Prinzen Carl von Preufsen, ab-
gebildet bei Hiltl unter Fig. C und I auf Taf. III.
Auch die Streitaxt wird schon im 15. Jahr-
hundert mit Schiefsrohr versehen; man vergleiche
das klassische Streitaxtfeuerrohr Zwinglis im
Schweizer Landesmuseum und meine Abbildung
desselben unter Fig. 4 auf Seite 57 des 4. Bandes
dieser Zeitschrift, hier in Abb. 3 wiederholt, sowie
die Reiterstreitaxt Fig. 26, S. 821 bei Demmin
(Histor. Museum, Dresden). — Das folgende 16. und
das 17. J ahrhundert führten zwar auch diese Kombi-
nation weiter, doch bemerkenswerterweise wie beim
Streitkolben, so auch hier meist nur an Prunk-
waffen, nicht an eigentlichen für das Schlacht-
getümmel bestimmten Kampfwaffen. Der Grund
dürfte darin liegen, dafs der gegenüber dem ein-
fachen gotischen komplizierter gewordene Zünd-
mechanismus die Schufswaffe subtiler gestaltete,
zu wildem Dreinschlagen weniger geeignet: der
längere Lauf war der Gefahr der Verbiegung, das
Schnappschlofs rascher Beschädigung ausgesetzt.
So sank diese Kombination mehr zur Spielerei
an fürstlichen Paradewaffen herab, was sich auch
in der meist leichten Bauart dieser späterzeit-
lichen Streitaxtfaustrohre aus der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts und in ihrer meist über-
reichen Verzierung in Gestalt von Atzmalerei oder
Verbeinung kundgibt. Als Beispiele gebe ich
hier in Abb. 7 eine noch ziemlich massive, gold-
tauschierte Schiefsstreitaxt, bei welcher der
Büchsenschmied den Abzugmechanismns in das
Innere verlegt hat7), dann in Abb. 4—6 mehrere
etwas schwächere Nachkommen, alle aus der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, während
Abb. 8 ein Beispiel mit verbeintem Holzschaft
vorführt, dieses nach Hiltl, Sammlung Prinz
Carl, Fig. 4, Taf. LX. Weitere Beispiele vergleiche
man bei Forrer, Sammlung Zschille, Fig. 918 u.
1050; ein einfacher gehaltenes, kampfmäfsigeres,
ebenda Fig. 1060; weitere bei M. v. Ehrenthal,
Waffensammlung Fürst Salm-Reifferscheidt Nr.85,
Tafel V; Demmin, Fig. 39, S. 823.

1) Über diese reich mit Gold inkrustierte Schiefsstreit-
axt vergleiche man den Aufsatz von Dr. Koetschau in
der Thierbach-Festschrift: „Ein Axthammer mit Schiefs-
vorrichtung“.

Abb. 10. Pistolendolchmesser aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich französische Arbeit
(Sammlung des Verfassers — f'7 der Naturgröfse)
 
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