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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Klar, Martin: Die Tabatieren Friedrichs des Grossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0034

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nach bekannten Berliner
Emailleurs — Jean Guil-
laume George Krüger —,
die das Berliner Schloßmu-
seum von der Urenkelin
des Künstlers erwerben
konnte, erweisen sich die
Entwürfe des Berliner
Kupferstichkabinetts, de-
ren Herkunft von ein und
derselben Hand nicht
zweifelhaft sein kann, als
gesicherte Arbeiten dieses
Meisters. Damit löst sich
aus der Reihe der unbe-
Abb. 2. Tabatiere Bes.: Eremitage, Leningrad kannten Berliner Kunst-
handwerker, die an dieser
hochentwickelten Dosenkunst beteiligt waren, eine Persönlichkeit von selbständiger
Erfindung und führender Bedeutung.
Jean Guillaume George Krüger, 1728 in London geboren, gehört zu den Kunsthand-
werkern, die Friedrich der Große für seine künstlerischen Aufgaben von Paris nach
Berlin berief. Nach Auskunft der Kirchenbücher der Französischen Gemeinde in Berlin,
der einzigen Quelle, die für die Kenntnis des Lebensganges des Künstlers zur Verfügung
steht, ist Krüger, der sich graveur et peintre en miniature nennt, nicht 1781, wie
Nicolai angibt, sondern schon vor 1 755 nach Berlin übergesiedelt. Am 8. Oktober dieses
Jahres heiratet er hier Marie Anne Arnal und tauft zwischen 1755 und 1768 fünf
Kinder. Als Todestag ist der 15. April 1791 angegeben. Mit diesen gesicherten Daten
fällt das Hauptgewicht seines künstlerischen Schaffens nach Berlin. Daß Krüger wäh-
rend seines Berliner Aufenthaltes auch weiterhin an dem I3ariser Kunstleben teil-
genommen hat, ergibt sich aus seinem Eintritt in die Pariser Akademie von St. Luc,
der 1774 erfolgte. Die Akademie besaß bei ihrer Auflösung zwei Emailarbeiten des
Berliner Meisters: eine »Opferdarbringung an Amor« und eine allegorische Darstellung
»Die Liebe verwundet durch die Freundschaft«. Beide Werke sind verschollen.
Das überkommene Werk Krügers umfaßt drei hochovale, in Komposition und Farbe
an französische Vorbilder anklingende Emailbildchen zum Schmuck von Tabatieren
(Abb. 1), ferner zwei unvollendete Porträtminiaturen auf Elfenbein und einen Klebeband
mit 40 Entwürfen und Skizzen auf Pergament für Schmelz- und Miniaturmalerei, von
denen drei mit seinem vollen Namen signiert sind. Die technische Behandlung der in
Strich- und Punktmanier mit Bleistift und Tuschpinsel ausgeführten Entwürfe ist
außerordentlich sorgfältig. Prüft man die figürlichen Kompositionen auf ihren Inhalt,
so findet man die konventionellen Themen, die für den gemalten und getriebenen
Dekor der Galanteriewaren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts charakteristisch
sind: Szenen aus der antiken Mythologie, der Allegorie und Puttendarstellungen. Das
Kunstschaffen Krügers ist mit dieser Luxuskunst aufs engste verbunden. Edelstein-
fassungen, die mehrfach in die Entwürfe Krügers mit einbezogen sind, machen die
kunstgewerbliche Basis seiner Arbeiten noch deutlicher. Bei solcher Einstellung, die
minuziöse Kleinarbeit erfordert, überrascht die Feststellung von fremden Vorlagen, die
gelegentlich benutzt worden sind, nicht. Es finden sich solche nach Boucher, Imlconet,
Lemoyne und Correggio. Für sechs Landschaftsdarstellungen mit Staffagefiguren sind
die Radierungen von Nicolaus Berchem vorbildlich gewesen.


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