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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 1
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Klar, Martin: Die Tabatieren Friedrichs des Grossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0039

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Abb. 6 Tabatiere mit Emailmalerei von Krüger
Bes.: Großherzog von Hessen, Darmstadt
Die sorgfältige Charakterisierung dieser Emailtechnik läßt keinen Zweifel daran auf-
kommen, daß Krüger als Emailleur auch praktisch mit ihr vertraut war und daß das
transluzide Email auf der Hektor-Dose im Monbijou-Museum eine Probe seines hand-
werklichen Könnens darstellt.
Die wenigen gesicherten Emailarbeiten Jean Guillaume George Krügers geben keinen
Aufschluß über die künstlerischen Anfänge des Meisters und den Verlauf seiner Ent-
wicklung. In der Geschichte der Berliner Emailmalerei stehen die nachgewiesenen
Werke nicht ganz so isoliert, wie die der Gebrüder Huaut, die als kurfürstliche Hof-
maler von Genf nach Berlin gekommen waren. Krüger war ein Zeitgenosse Chodo-
wieckis, der nach Ausweis seiner Signatur als Autor für den Emailschmuck einer
Monbijou-Dose mit der Bekränzung Amors durch die drei Grazien in grauer Camayeu-
malerei auf rosa Grund bezeugt ist (Abb. 17). Nach dem Tagebuch Chodowieckis
sind die Emails für diese Tabatiere am 14. Oktober 1772 an den Hofjuwelier Jordan
abgeliefert worden. Der Einfluß Krügers macht sich hier in der "Wahl der Bilddar-
stellung und in Verbindung derselben mit Fondmalerei geltend. Urkundlich belegt
wird er durch die Tagebuch-Erzählung Chodowieckis von der Ablehnung einer Dido-
Dose durch Friedrich den Großen. Damals ließ der König dem Meister mitteilen, er
wünschte eine Dose: »comme celle de Krüger, qu’il porte en poche«. Das Original
bekam Chodowiecki zum Kopieren ausgehändigt. Chodowiecki, der durch die Be-
mühungen Andre Jordans mehrfach zu Emailarbeiten für den König herangezogen
wurde (vgl. Wolfgang von Oettingen, 8. Jahrg. Hohenzollern-Jahrbuch 1904), erreichte
weder die Weichheit der Modellierung noch die virtuose Technik und Harmonie der
Krügerschen Farbengebung, in der seine Pariser Schule am deutlichsten in Erscheinung
tritt. Die Technik der transluciden Goldemails hat Krüger aus Paris nach Berlin ver-
pflanzt. Auch Chodowiecki hat sie, wie zwei Golddosen mit inkrustiertem Email im
Eouvre bezeugen, gelegentlich angewandt, folgt aber hier offenbar Anregungen des
Pariser Emailleurs Liot.
Das enge Verhältnis Krügers zum Kunsthandwerk des Juweliers führte zu einer Er-
weiterung seiner künstlerischen Tätigkeit;, er lieferte Entwürfe für Tabatieren, die
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