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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 1
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0053

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Theo Hölscher Vorstadt. 1928
Aus der Ausstellung junger Kunst in der Modernen Galerie Wertheim, Berlin

RUNDSCHAU

DIE AUSSTELLUNG CHINESISCHER KUNST
Am 12. Januar 192g wird in der Akademie der
Künste in Berlin die Ausstellung chinesischer Kunst
eröffnet. Sie verspricht ein Ereignis ungewöhn-
licher Art zu werden, da sie, die Architektur aus-
genommen, auf möglichst breiter Grundlage die
chinesische Kunst in ihrem ganzen Umfange dar-
stellen will. Dies ermöglichte vor allen Dingen das
Entgegenkommen außerdeutscher Sammler, die,
um der Sache zu dienen, Werke von hervorragen-
der Qualität hergeliehen haben. Der Raum mit den
alten Sakralbronzen wird unvergleichlich sein. Man
findet dort u. a. das wüste, blutrünstige Ungeheuer
der Airs. E. Aleyer, New York, die edelgeformte
Widderbronze von G. Eumorfopoulos und den
Weinkrug von Frau Verbürgt. Ein stilkritischer V er-
gleich der drei Bügelkannen von Oppenheim, Eu-
morfopoulos undTon Ving wird erlauben, sich eine
Vorstellung von der kunsthistorischen Entwickelung
der Form und des Ornamentes von den kräftigen,
strengen Bildungen der Chou-Zeit zu der gefälli-
geren Formensprache der Ilan zu bilden. Aber auch
deutscher Besitz konnte seinen Teil zur Vervoll-
ständigung der Chou-Typen beitragen, den Becher
für Opferwein des Herrn Ginsberg, ein weites
Kelchgefäß von Frau E. Rosenheim und eine ge-
hörnte iierbronze von Edgar Worcb. Dem Kreis
des Opfers und Totenkultes entstammen die zahl-
reichen Jades, die ebenfalls in ihrer großen Mehr-
zahl der Chou- bis Han-Zeit entstammen. Neben
Eumorfopoulos und R.aphael sind hier an erster

Stelle die Sammlungen Id. Hardt, E. R.osenheim
und die Ostasiatische Kunstabteilung-Berlin sowie
das Hamburger und Kölner Museum zu nennen.
Die Schauvitrinen enthalten Zeremonialmesser und
-äxte, Ringscheiben als Himmelssymbole, Vierkant-
zylinder für die Erde und Zierstücke; die stark
stilisierten Fabelwesen, zusammengesetzt aus Tei-
len von Fisch, Vogel und Tier sind wahrscheinlich
älter als die trefflich beobachteten Tierdarstellun-
gen wie Hirsch, Hase, Büffel oder Gans. Daneben
weisen die rein ornamentalen Besatzstücke auf den
sogenannten Ts’in-Stil bin, von dem man durch
verschiedene Beispiele in Gold, Bronze und Jade
eine sehr deutliche Vorstellung gewinnt. Den Aus-
gang des chinesischen Altertumes kennzeichnen die
weltlichen Geräte der späteren Iian-Zeit, wie die
Spiegel und der wunderbare Spiegelbehälter des
Berliner Aluseums, an dem man vergoldete Bronze
mit Silbereinlage in Verbindung findet mit farben-
kräftiger Malerei.
Während der Wei-Periode wird die Buddhisierung
Chinas beendigt; man verspürt ihren Einfluß auf
die Kunst. Zwei Köpfe der Sammlung Ginsberg
entstammen der ersten großen Tempelanlage, den
Höhen von Yün-kang. Stelen mit Figuren aus
dem Besitz von G. Schlieper, P. Ivempner und
aus dem Liebighaus, Frankfurt a. M., sowie
ein Bronzealtar von B. Berenson-Florenz veran-
schaulichen den Stil vom Beginne des 5. Jahrhun-
derts. Für die Sui-Dynastie sei der reizende Bodhi-
sattva von Eumorfopoulos erwähnt. Aus der T’ang-

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