Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Eule, Gefäß für Opferwein (Tsun). Bronze
Chou (12. Jahrh.)
Bes.: Mr. und Mrs. Bliss, Washington
Periode verdankt man dem Musee Guimet, das sieb
ebenso wie der Louvre an der Ausstellung beteiligt,
den herrlichen Weltenwächter aus Holz, gibt die
Berliner Abteilung die Büste eines Bodhisattva aus
Tden Lung-shan. Die Holzplastik der Sung-Zeit
repräsentiert die hockende Iiuanyin von J akob Gold-
schmidt. Bilder sind naturgemäß in geringer Zahl
vorhanden, trotzdem sieht man drei herrliche Sung-
Bilder, die die Berliner Abteilung entliehen hat.
Grabfiguren aus Ton, der Wei- und T ang-Periode
entstammend, findet man in stattlicher Zahl bei-
sammen, eine Kapelle von Musikantinnen und zwei
Tänzerinnen aus der Sammlung Th. Simon, einen
Reiter auf schreiendem Kamel mit Treiber von
F. Brandt und als schönste T’ang-Figur einen blau
glasierten, silbrig irrisierenden Falkner von P. Stei-
ner. Für T’ang-Keramik hat der Altvater der Ost-
asiensammler, Raymond Koechlin, Paris, seine
schöne Pilgerflasche mit dem Palmettenrelief, Ham-
burg eine grün glasierte Balustervase mit melonen-
förmig modellierter Wandung aus altem Besitz
entliehen. Goldschmiedearbeiten sind sehr gut ver-
treten durch den wunderbaren Goldfiligranschmuck
Perzynskis und silberne Becher bei Vignier und
Raphael. Die Sung-Keramik verdankt ihre schön-
sten Stücke G. Eumorfopoulos; die Chün-yao-Blu-
mentöpfe sind nicht zu überlreffen. Koechlin hat
seine schöne T’ing-yao-Schale für Berlin ausgelie-
hen. Diesem Stücke sehr verwandt sind Schalen,
die ebenfalls Gänse im Schilf als eingeschnittenen
Dekor unter Glasur haben, aus den Sammlungen
Ginsberg, Steiner und Eumorfopoulos. Von Schil-
ler, Esher stammt eine sehr zar te Ying-Ching-Schale
in Form eines Blütenkelches. Temmokus und Sela-
dongefäße können an ausgesuchten Stücken in ihren
verschiedenen Spielarten studiert werden.
Während die Sung-Zeit ein ungeheuer delikates Ge-
fühl für die letzten Vollkommenheiten des Kera-
mischen in Form, Farbe und Dekor besaß, geht
dieser Sinn den folgenden Jahrhunderten allmäh-
lich verloren. Die neuzeitliche Epoche der chinesi-
schen Kunst von der Ming-Zeit bis zur Regierung
Ch’ien-lungs gehört vor allen Dingen dem Por-
zellan. Ein stark dekorativer Geist waltet vor. ln
der Ming-Zeit bemüht man sich um die verschiede-
nen Möglichkeiten der Verwendung von Farbe und
Glasur. Eine Kuchendose von G. v. Etzel zeigt un-
glasiertes Kobaltblau neben gelber Glasur als Farbe
des Grundes. Auf großen Balustervasen bei Worch
Gespräch der beiden Buddhas Bronze
Nord-Wei, Anfang des 5. Jahrhunderts
Bes.: Louvre, Paris
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