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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 1
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0062

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Zeichnungen, die hier u. a. von Boucher, Gabriel
de Saint Aubin, Oudry, Greuze, Prud’hon, David
reproduziert werden, gehören schlechthin zum
Besten auf diesem Gebiet, und wer sich erst einmal
in die Handschrift dieser Blätter richtig vertieft
hat, empfindet deutlich, wie sehr gerade das Dix-
huitieme klassisch geschult war.
Daß neben den berühmten Namen des Jahrhun-
derts auch hier und dort einmal ein Halbvergesse-
ner oder Unbekannter auf taucht -— genannt seien
z.B. Arbeiten von Victor-Jean Nicolle, Paul Grc-
goire, Thomas Desfriches u. a. — ist ein besonderes
Verdienst dieser Publikation, deren prachtvolle
Lichtdrucktafeln den Reizen der Originale bis ins
Feinste gerecht werden.
Der Bearbeiter hat außer einer lesenswerten Ein-
leitung jedem Blatt eine mit wissenschaftlicher
Akribie besorgte Beschreibung beigegeben, die,
höchst angenehm, der Tafel gegenübersteht. Das
Ganze ein überzeugendes Dokument auch für die
Höhe der verlegerischen Leistung. Biermann
ECKHARD UNGER: SUMERISCHE UND ARKA-
DISCHE KUNST UND ASSYRISCHE UND
BABYLONISCHE KUNST. Jedermanns Büche-
rei, Ferdinand Hirt, Breslau. Zwei Bände ä 3.5o M.
Die beiden Bändchen bieten einen guten Überblick
über das Werden und den Verlauf der Kunst des
alten Zweistromlandes sowie über ihre geographi-
schen, geschichtlichen und kulturellen Grundlagen.
Die große Zahl der Abbildungen ist mit Sorgfalt
ausgewählt. Literaturverzeichnisse, Nachweise zu
den Tafeln, Register und Karten erhöhen ihren
Wert und machen sie zugleich zu einer soliden
Grundlage für eine eingehendere Beschäftigung
mit dem Thema. Walther Wolf
PEIIR LUGN: AUSGEWÄHLTE DENKMÄLER
AUS ÄGYPTISCHEN SAMMLUNGEN IN
SCHWEDEN. Iiinrichssche Verlagsbuchhand-
lung. Leipzig 1928.
Eine sehr dankenswerte Veröffentlichung der in
schwedischen Sammlungen zerstreuten ägyptischen
Denkmäler in guten Lichtdrucken mit sorgfältigem
beschreibendem Text. Von überragender Bedeutung
ist allerdings nur ein bisher wenig bekanntes Stück
in Uppsala, ein wundervoller Porträtkopf der Pyra-
midenzeit, unzweifelhaft eins der besten Werke
dieser Epoche. W. Wolf
FRITZ STAHL: ROM. Das Gesicht der ewigen
Stadt. Mit 84 Abbildungen in Kupfertiefdruck.
Buchverlag Rudolf Mosse. Berlin 1928.
Dies Buch, das als Titelbild eine der letzten Auf-
nahmen des verstorbenen Berliner Kritikers bringt,
ist sein Vermächtnis und auch sein reifstes Werk.
Gleich liebenswert wie das vor einem Jahr erschie-
nene Buch über Paris, das an dieser Stelle bereits

gewürdigt wurde. Stahl hat die seltene Gabe der
seherischen Einfühlung und einer beispielhaften
Beherrschtheit gegenüber einem Thema, das an-
dere zu unendlicher Breite verführt hat. Er gibt
in der Tat die Essenz eines Stadtschicksals, das
sich zweimal im Verlauf von Jahrtausenden zum
Symbol einer Weltherrschaft verdichtet, die des
römischen Weltimperialismus der Caesaren, die
der universalen geistlichen Herrschaft der Kirche.
Diese Tatsachen sind für ihn Hintergrund des ar-
chitektonischen Aufbaus seines Buches, das wun-
derbar diszipliniert in der Diktion, gehöht von
einem Gefühl innerster Ergriffenheit gegenüber
demThema, die Akzente so meisterhaft zu verteilen
weiß, daß wir am Schluß dieser wahrhaft anregen-
den und spannenden Lektüre nicht anders können,
als diesem Führer zu danken, der uns Rom zu
einem neuen Erlebnis machte.
Die Abbildungen, in klarstem Tiefdruck reprodu-
ziert, gehen mit dem Text Hand in Hand. Sie sind
innerhalb der universalen Kulturgeschichte Roms
die tragenden Säulen, um die die Schilderung kreist,
daher untrennbar mit dem Text verbunden.
Stahl hat mit diesem seinem Rom-Buch ein Ge-
schenk hinterlassen, das alle Ergriffenheit in sich
birgt, mit der sich letzte Erkenntnis eines wahrhaft
Weisen offenbart. Ein Buch, das verdient, in die
Weltliteratur einzugehen. Biermann
ADOLFO VENTURI: PAOLO VERONESE. Ulrico
Iloepli Editore. Milano 1928.
Auf eine chronologische Übersicht der bekannten
Lebensdaten folgt, in Gruppen geordnet, die Be-
sprechung der Gemälde. Sehr feine Beobachtungen,
bisweilen meisterhafte Beschreibungen, zusammen-
fassende Betrachtungen werden nicht verfehlen,
zur richtigen Würdigung des großen Meisters von
Verona beizutragen. Es läßt sich nicht verkennen,
daß der Ruhm dieses Malers, in dem man lange
nur einen genialen Dekorateur sehen wollte, heute
im Steigen begriffen ist. Die Spezialforschung hat
an einigen Stellen eingesetzt, um Detailfragen, die
bezüglich des Wirkens Paolos zu beantworten sind,
zu lösen. A.Venturis Darstellung beabsichtigt ein
Gesamtbild zu entwerfen. 145 gute Abbildungen
teilen eine Auswahl aus dem reichen Oeuvre mit,
darunter auch manches bisher sehr wenig bekannte
Werk. Die Zuschreibung eines Knabenkopfes, Ab-
bildung 82, vermag nicht ganz zu überzeugen,
wenn auch dieses kleine Bild vorzügliche Qualität
besitzt. Die am Schlüsse angefügte Liste von Paolos
Werken strebt nicht Vollständigkeit an, sondern
gibt nur eine Auswahl derselben. Sehr nützlich ist
die übersichtliche Zusammenstellung der Lebens-
daten am Beginn des Buches, dessen Ausführungen
in ähnlicher Fassung in dem großen Werke des
gleichen Verfassers »Storia dell’Arte Italiana« IX, 3
enthalten sind. W. Suida

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