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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0094

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AMERIKANISCHE LEIHGABEN IN LONDON
Durch Vermittlung Sir JosephDuveenshaben
die amerikanischen Sammler eine Anzahl bedeu-
tender Werke zur holländischen Ausstellung in
London beigetragen. Sie begegnen aus mehreren
Gründen starkem Interesse, vor allem deshalb, weil
die meisten Sammlungen, aus denen sie stammen,
in den letzten Jahren entstanden sind und daher
Werke enthalten, die erst jüngst ihren Besitzer ge-
wechselt haben. Die meisten dieser Gemälde haben
vor noch nicht langer Zeit europäische Sammlun-
gen geschmückt und haben unbeachtet von den
europäischen Kunstfreunden ihren Weg nach Ame-
rika gefunden.
Von den sechs Bildern Bembrandts gehört jetzt
das Bildnis eines Greises mit roter Kappe, datiert
165o, der Sammlung Jacob Epstein, Baltimore
(Klassiker der Kunst, Rembrandt, S.366r., frü-
her New York, Sammlung George J. Gould); ein
Fahnenträger, datiert i654, der Sammlung des
Bankiers Jules S. Bache, New York (K. d. K.
S. 428L, früher ebenfalls Sammlung Gould); in
derselben Sammlung befindet sich die 1661 da-
tierte Darstellung Christus, die vormals in Roga-
lin (Posen) in der Sammlung des Grafen Eduard
Raczynski hing (K. d. K. S. 454); das Bildnis
eines jungen Mannes an einem Tisch stehend, da-
tiert 1662, hat der Schatzkanzler Andrew W.
Mellon hergeliehen (Iv. d. Iv. S. 5ooL, früher Va-
nas [Schweden], Graf Wachtmeister); ein männ-
liches Bildnis gehört dem Großindustriellen Char-
les AL Schwab, Pittsburg (K. d. Iv. S. 5o2).
Frans Hals ist mit vier Werken vertreten: dem
Bildnis eines sitzenden Mannes, bezeichnet Aeta 4i
1626 aus der Sammlung Frank P. Wood, To-
ronto (Klassiker der Kunst, Frans Hals, S. 44,
früher Althorp, Earl Spencer); einem fröhlichen
Lautenspieler aus der Sammlung John R. Thomp-
son, Lake Forest (Iv. cl. Iv. S. 55, früher Paris,
A. Veil-Picard); dem Bildnis des Brauereibesitzers
Claas Duyst van Voorhout aus der Sammlung Ju-
les S. Bache (Iv. d. Iv. S. 145, früher Petworth,
Loi’d Leconfield); dem Bildnis eines stehenden
Herrn aus der Sammlung John Ale. Cor mack
(K. d. Iv. S. 228, früher Warschau, Gräfin Za-
moyski). Außer diesen Gemälden beschränkt sich
der Anteil Amerikas an der Ausstellung auf zwei
Bilder V er me er s, dem Kopf eines jungen Mäd-
chens aus der Sammlung Mellon und dem Bild-
nis einer Dame aus der Sammlung E. II. Ed-
wards, Cincinnati; auf zwei Landschaften Ilob-
bemas, davon eine Waldlandschaft mit Ruinen aus
der Sammlung B'. F. Jones Jr., Pittsburg; auf
eine Landschaft Aelbert Cuyps (früher bei Lord
Brownlow) und auf ein Genrebild des Terborch
aus der Sammlung B a ch e.
Charakteristisch für das amerikanische Sammler-

tum ist die Vorliebe für das Bildnis, das unter den
ausgewählten Werken stark überwiegt, bedeutungs-
voll die Feststellung, daß die meisten dieser Werke
aus englischem, französischem, polnischem und
schwedischem Besitz, der offenbar denselben Zer-
setzungsprozeß durchmacht wie der deutsche, in
den letzten Jahren nach Amerika abgewandert sind.
S.

VAN-GOGH-ERWERB'UNGEN
Frau Kroller- Müller Hat kürzlich eins der
von de la Faille angezweifeiten 33 van Goghs aus
dem Besitz von Otto Wacker, Berlin, für ihre
Privatsammlung erworben und sogleich der Na-
tionalgalerie zur Ausstellung überwiesen. Es han-
delt sich um des Künstlers Gemälde »Bote bei St.
Maries«. Auch ein anderes Bild aus der gleichen
Reihe, der bei de la Faille unter Nr. 63g abgebil-
dete »Sandweg mit Cypressen«, ist erst kürzlich
von einem anderen hervorragenden holländischen
Van-Gogh-Sammler käuflich erworben worden, n

DAUAIIER-AUSSTELLUNG IN MARSEILLE
Zum Andenken an den 5o. Todestag Daumiers ver-
anstaltet seine Geburtsstadt Marseille eine umfang-
reiche Gedächtnisausstellung, die Gemälde und
Zeichnungen des Meisters aus allen Perioden seines
Schaffens vorführt. S.

KOKOSCHKA UND LEIBL
Der Kunstsalon Hermann Abels in Köln wird in
der Zeit vom 16. März bis i5. April eine Kokoschka-
Ausstellung veranstalten, die besonders interessant
wäre, wenn es gelänge, aus allen Epochen des
Künstlers bezeichnende Hauptwerke zusammenzu-
tragen.
Gleichzeitig soll im Wallraf-Richartz-AIuseum eine
umfassende Leibi-Ausstellung stattfinden, die wohl
als hervorragendes Ereignis künstlerischer Art an-
gesprochen werden darf. Ihre Zusammenstellung
besorgt, in Anlehnung an das herrliche Bildmate-
rial des Wallraf-Richartz-Museums, der neue Di-
rektor dieses Instituts, Dr. Ernst Büchner. Die
Leibl-Ausstellung wird anschließend auch in Ber-
lin gezeigt werden. n
DIE »GAZETTE DES BEAUX ARTS«
hat soeben ihren Besitzer gewechselt. AL Georges
Wilden stein, der bekannte Verleger, Kunst-
händler und Expert für das »Dix-huitieme« hat die
Zeitschrift von den Erben Salomon Reinachs er-
woi’bcn. L. Beau, der langjährige Direktor der
»Gazette«, ist von der Leitung zurückgetreten, wird
aber seiixe Mitarbeit auch weiterhin der Zeitschrift
erhalten. b

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