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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0114

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Max Liebermann Garten mit Pflanzenkübeln. 1928
Aus der Max Liebermann-Ausstellung bei Bruno Cassirer, Berlin

lung vor sich. Der Katalog der Ausstellung, mit
den mehr als tausend Abbildungen der geliehenen
Objekte ein Meisterwerk heutiger Katalogtechnik
und ein unentbehrliches Kompendium der chine-
sischen Kunst zugleich, empfiehlt, die Ausstellung
in derselben umgekehrten chronologischen Folge
zu besichtigen. Man kann auf diese Weise die Ent-
deckung und Erschließung der chinesischen Welt,
seit zwei Jahrhunderten mit europäischer Kunst-
forschung nunmehr verknüpft, in großem Zuge
nacherleben.
Die Aufstellung der Kunstwerke ist nach musea-
len Prinzipien erfolgt. Die Objekte kleineren For-
mats sind in Vitrinen mit Oberlicht oder Soffit-
tenbeleuchtung untergebracht, die zum größten
Teil von Bruno Paul entworfen wurden und be-
reits auf der Kunstgewerbeausstellung in Monza
vor zwei Jahren Verwendung fanden. Nirgends
wird die Betrachtung des einzelnen Werkes durch
Überfüllung gestört. Die Wände der Säle und die
Vitrinen sind mit Samt ausgeschlagen und bilden
eine wirkungsvolle Folie für die subtilen Qualitä-
ten der chinesischen Kunstwerke, deren geschicht-
liche Bedeutung von Max Wegner bereits im ersten
Heft 192g gewürdigt wurde. Scharf
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Liebermann / Ivo Hauptmann / »Kunst
und Technik«
Im Verlag Bruno Cassirer sind die Gemälde,
Pastelle, Zeichnungen und Bildnisradierungen Max
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Liebermanns aus den beiden letzten Jahren zu
schauen und zu bewundern. Daß neben dem weit-
aus überraschenderen und als triumphale Steige-
rung hinreißenden Schauspiel eines herrlich ent-
bundenen Altersschaffens bei Lovis Corinth und
Christian Rohlfs die späte Produktion Liebermanns
zeitweise etwas zurückgetreten ist in der allge-
meinen Einschätzung, bleibt begreiflich. Aber war
es an sich verfehlt, nur von der schöpferischen
Kühnheit des Finales her urteilend so verschieden
disponierte Totalerscheinungen miteinander zu ver-
gleichen, so dürfte außerdem auch die Eigenschön-
heit und besondere Potenz der Werke nicht immer
ganz einsichtig bewertet worden sein, deren lichte,
von luftiger Helle durchströmte Souveränität das
Werk Liebermanns vollendet. Blumengärten mit
sauber abgegrenzten Rasenflächen und Wegen,
immer wieder andere Blicke durch das eigene kil-
lenbesitz tum, und Bildnisse, vorwiegend Selbstpor-
träts, — dieser kleine Themenkreis wird kaum
mehr überschritten. Die Gestaltung versucht sich
nicht in neuen Methoden. Aber wie jeder Zug
in frischer Inspiration schwingt, atmet und sich
hineinträumt in das kühle Leuchten, wie jedes Bild
oder Blatt strahlt von der freien Überlegenheit
einer noch niemals so der Musik des Blühens geöf f-
neten Meisterschaft, das bedeutet Erschließung
eines sonnenselig entnüchterten Bereichs, den diese
Kunst erst nach einem ganzen langen Menschen-
wege irdischsten Sehens wunderbar gewonnen hat.
 
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