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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 3
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0124

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sen Anhänger Eros darstellt (Nr. 47), und die etwas
jüngeren Gehänge mit Granateinlagen und musi-
zierenden Eroten als Hängegliedern (Nr. 49).
Vom Schmuck der römischen Kaiserzeit fal-
len eine Anzahl Halsketten auf, hei denen Glie-
der aus Golddraht mit bunten Steinen oder Glas-
perlen abwechseln. Im Gegensatz dazu stehen etwa
gleichzeitig entstandene Schmuckgegenstände, die
ganz auf Buntheit verzichten und nur durch Ge-
staltung und Glanz des Goldes wirken, wie ein
Paar Armreifen mit Schlangenköpfen (Nr. 87), die
traubenförmigen Ohrgehänge (Nr. 71), der Ring-
nut dem Erinnerungszeichen des Ohres (Nr. 3i),
ein zweiter mit dem Bilde des Kaisers Alexander
Severus (Nr. 3o).
Nur noch in einem zweiten Exemplar bekannt ist
die vierfache Halskette mit den gerahmten römi-
schen Kaisermünzen als Anhängern (Nr. in), die
in Ägypten gefunden wurde. Ein Unikum dagegen
ist das schöne goldene Gürtelschloß mit dem Kopfe
Alexanders des Großen (Nr. 97), das wohl im An-
fänge des 3. Jahrhunderts n. Ghr. entstanden ist.
Aus der Spätzeit des Altertums stammen zwei be-
merkenswerte Halsketten, deren Ornamente bereits
auf die Völkerwanderungszeit hinweisen.
Nicht geringeren Umfang und Bedeutung nimmt
die Gläsersammlung ein. Ein hervorragendes
Beispiel ägyptischer Glaskunst ist eine zweihenklige
Flasche mit linsenförmigem Körper aus opakem,
dunkelblauem Glas und aufgelegten Bändern aus
hellblauer, weißer und gelber Masse, eine Arbeit
aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v.Chr.
(Nr. i64). In derselben Technik arbeiteten auch
phönikische und orientalisch-griechische Werkstät-
ten, die mit guten Beispielen vertreten sind und
deren Formen sich bis in die römische Kaiserzeit
weiter entwickeln.
Beispiele für eine andere Gattung bieten die soge-
nannten M i 11 e f i origläser, bei denen die Bän-
der aus Glas nicht nur auf der Oberfläche lie-
gen, sondern auch durch die Gefäße hindurch-
gehen. Sie wurden vorwiegend in Ägypten, meist
von griechischen Werkstätten der späthellenisti-
schen und der frühen römischen Kaiserzeit her-
gestellt. Die Sammlung Schiller besitzt eine Fülle
dieser so hochgeschätzten Stücke, darunter einen
größeren halbkugeligen Becher (Nr. 182), zwei nied-
rige Schalen (Nr. 186, 187), drei Tassen (Nr. i83
bis i85), ein Fläschchen (Nr. 190), vor allem aber
zwei große flache Schalen (Nr. 188, 189).
Eine Rarität ist die Flasche in Gestalt der sitzen-
den Stadtgöttin von Antiochia mit dem Flußgotte
Orontes zu ihren Füßen, eine gläserne Nachbildung
der Erzfigur des Eutychides, die das Wahrzeichen
der Stadt war (Nr. 3x5).
Es folgen: gläserne Gebrauchsgefäße mit
rechteckigem Körper, darunter eine sogenannte
Merkurflasche, ein ölgefäß, auf dessen Boden die
Figur des Mercurius als Werkmarke und die An-
fangsbuchstaben des Fabrikantennamens in leich-

tem Relief erscheint (Nr. 307); gläserne Zierate
und Schmucksachen wie Fragmente von Belagplat-
ten; Fingerringe hellenistischer Zeit; Schmuck-
perlen aus vielen Jahrhunderten und Schmuckket-
ten aus einer mit hellblauer Glasur überzogenen
Glasfritte (N.382).
Eine dritte Abteilung enthält reizvolle Werke
griechischer Tonplastik in guten Beispielen. Es
seien erwähnt: eine auf thronartigem Stuhle sit-
zende Gliederpuppe (Nr. 388); Knaben und schwe-
bende Eroben tanagräischer Werkstätten, die den
Einfluß praxitelischer Kunst deutlich machen;
eine in den Mantel gehüllte Frauengestalt helleni-
stischer Zeit (Nr. 397).
Schließlich sind in der Sammlung Schiller noch
"Werke antiker Keramik zu finden, Arbeiten der
schwarzfigurigen und der rotfigurigen attischen,
unteritalisch-griechischen und früh-hellenistischen
Gefäßmalerei und römischer Gefäßkunst des Rhein-
landes.
Robert Zahn, der die Antiken der Sammlung-
Schiller mustergültig katalogisiert hat, bereitet eine
eingehende Veröffentlichung der Sammlung vor.
S.
VERKAUF DER SAMMLUNG FIGDOR
Die bekannte Wiener Sammlung Figdor ist nach
vielen Verhandlungen von einem Konsortium, an
dessen Spitze der Berliner Kunsthändler Gustav
Nebehav, ein gebürtiger Wiener, steht, erworben
worden. Nach dem Tode der beiden Begründer
der Sammlung, der Brüder Dr. Figdor, fiel die
kostbare Sammlung mittelalterlicher und neuerer
Kunst, die sowohl Skulpturen und Gemälde wie
Möbel und Textilien umfaßte, durch Erbschaft
an die Nichte der Sammler, die Gattin des Heidel-
berger Oberbürgermeisters Prof. Walz. Die Ver-
suche, die Sammlung von Wien nach Heidel-
berg überzuführen, scheiterten an dem Einspruch
der österreichischen Regierung, die die Ausfuhr
national wertvoller Kunstschätze untersagte. Es ist
jetzt, durch Nebehay eine Einigung zustande ge-
kommen, die dem österreichischen Staat die Er-
werbung der national wertvollen Kunstwerke, dar-
unter die Sammlung der Wiener Miniaturen,
sichert. Über den Verkauf oder Versteigerung der
übrigen Teile der Sammlung — es heißt, daß sie
in Wien zur Versteigerung kommen wird — steht
Endgültiges noch nicht fest. S.
METROPOLITAN MUSEUM STUDIES
Dies der Titel einer neuen Zeitschrif t des Metro-
politan-Museums zu New York, die zum schon lange
erscheinenden Bulletin des Museums die gleiche
Stellung einnehmen soll, wie das Preußische Jahr-
buch zu den amtlichen Berichten. Die Studien,
deren erstes gut ausgestattetes und reich illustrier-
tes Heft vorliegt, werden halbjährlich ausgegeben
werden. Das erste lieft enthält aufschlußreiche

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