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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 4
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Holzhausen, Walter: Die Ausstellung "Werke erzgebirgischer Gold-Schmiedekunst" im König-Albert-Museum in Zwickau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0138

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Stattzusammenhänge dieses, wie auch der rein goti-
schen Kelche sind noch zu untersuchen. Unter
ihnen sind mehrere mit emailliertem Fuß; dar-
unter erscheint das ungarische Drahtemail in
grünweißroten Schmelzfarben mit den charakte-
ristischen Ranken und Blüten beim Ehrenfrieders-
dorfer Kelch. (Dieselbe Art z. B. am Kurschwert
Friedrichs des Streitbaren mit böhmisch-ungari-
schem Wappen des Kaisers Sigismund i /| 2 5 im
Historischen Museum in Dresden.) Ein entwickel-
tes Stadium des Drahtemails mit Schmelzfarben
im Wechsel mit rein flächigen Emails zeigt der
Kelch der Marienkirche in Zwickau vom Ende des
10. Jahrhunderts.
Eine Überraschung ist das große spätgotische Berg-
kristallkreuz mit Nürnberger Stadtmarke aus der
Marienkirche in Zwickau, das die bedeutende Höhe
des Bergkristallschnittes im Abendland um diese
Zeit erweist. Die beiden herrlichen Becher aus dem
Zwickauer Ratssilberschatz sind hinlänglich be-
kannt; beide tragen im Boden das Stadtwappen
von Zwickau, einer die Jahreszahl 1/174, in Email.
Zwei Kannen und Leuchter in guten Renaissance-
formen weisen auf Beziehungen zu Augsburg. An
einheimischen Arbeiten ist vor allem der Pokal der

Saigerhütte Grünthal i. Sa. 1626 zu nennen mit
den Szenen aus der Erzverhüttung in Relief, Ar-
beit des Freiberger Meisters David Winckler. Den
Pokal verwahrt beute das Grüne Gewölbe. Von
Samuel Klemm in Freiberg, dem Verfertiger der
Bergmannsgarnitur Kurf ürst Johann Georgs II. im
Grünen Gewölbe, stammt ein aufwendiger Abend-
mahlkelch. An Zwickauer Arbeiten des 17. Jahr-
hunderts fallen die Abendmahlkannen der beiden
Weinmann auf und die Leuchterpaare J. S. Bütt-
ners. Die Liste der Meisternamen von Zwickauer
Goldschmieden ist durch die Forschungen Dr.
Schröders im Zusammenhang mit der Ausstellung
von bisher bekannten drei auf sechsundachtzig an-
gewachsen. Allein schon diese Zahl läßt neben noch
vorhandenen Inventar en Rückschlüsse auf Bestände
zu, mit denen die Zeit unbarmherzig aufgeräumt
hat. Von Schneeberg und Annaberg werden denn
auch kaum nennenswerte Arbeiten außer denen
dos Schneeberger Meisters WP gestellt, so bedeu-
tend diese Städte durch den Bergbau seit den sieb-
ziger Jahren des 16. Jahrhunderts auch gewesen
sind. — Ein eingehender Katalog von Dr. Schrö-
der (mit 32 Abb.) sichert das Ergebnis der Wissen-
schaft. W. Holzhausen


Vergoldeter Kelch aus der Nicolaikirche zu Ehrenfriedersdorf
Erste Hälfte des 15. Jahrhunderts
 
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