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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 4
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0140

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mäler, die im städtischen Bauhof seit Jahrzehnten
lagerten, haben nun dort einen Ruheplatz gefun-
den, wo sie vor weiterer Zerstörung sicher und der
Forschung zugänglich sind. — Im Dachgeschoß ist
ein langgestreckter und ein kleiner Raum gewon-
nen worden. Im größeren sind Vitrinen wand-
schrankartig eingebaut, die — künstlich erleucht-
bar — der Porzellansammlung Platz bieten. Ein
besonderer Raum mit Fayencen geht noch im bis-
herigen Museumsbezirk voran. Beim Porzellan sind
in Freivitrinen Glas- und Steinzeug untergebracht.
Der kleine Schlußraum enthält Metallarbeiten und
Möbel. Eine ausgezeichnete Auswahl der Erfurter
Münzprägungen ist angefügt. — Nachdem fast das


Fayence-Windlicht Dorotheenthal 1735
Städtisches Museum Erfurt

gesamte Kunstgewerbe sieben Jahre unzugänglich
war, muß man die neue Lösung sehr begrüßen.
Man stellt außerdem mit Vergnügen fest, daß auch
hier, wie oft bei kleineren, aber vielseitigen Samm-
lungen, der Wechsel in den Neigungen der Samm-
lungsleiter der Sammlung zugute kommt. Dr. Her-
bert Kunze hat in den zwei Jahren seiner Amts-
tätigkeit die Sammlung der Thüringischen Fayen-
cen so ausgebaut, daß sie keinen Vergleich mehr zu
scheuen braucht. Unter den Neuerwerbungen sind
so ausgezeichnete Stücke wie die zwei Dorotheen-
taler Windlichter, deren eines wir abbilden. Daß
die Aufstellung keine endgültige sein soll, haben
wir eingangs betont. Es sei deshalb auch die Frage
der Gruppierung der Materialien nicht berührt.
Aus anderem Grunde wird die Farbwahl nicht er-
örtert: hier scheint doch heute noch der subjektive
Geschmack allzusehr maßgebend zu sein, als daß
eine Erörterung fruchtbar wäre. — Daß zugleich
mit den Kunstgewerberäumen einige neue Räume
für Handzeichnungen dazugekommen sind, sei zum
Schluß erwähnt. In kleinen Zimmern und bei zah-
lenmäßiger Reschränkung wird auch das Skizzen-
blatt immer seinen Reiz behalten, wie hier von
neuem bestätigt ist. Das ausgestellte Material reicht
vom Ende des 18. bis zum 20. Jahrhundert. Aus-
wahl und Neuerwerbungen zeigen, daß im Erfur-
ter Museum die durch Redslob begründete und von
Käsbach stark betonte Teilnahme an der Kunst der
Gegenwart zur festen Überlieferung geworden ist.
Schenk zu Schweinsberg
AUSSTELLUNG IM BURLINGTON FINE ARTS
CLUB
Die Winterausstellung im Burlington Eine Arts
Club umfaßt Gemälde, Möbel, Keramiken und
Kunstgegenstände verschiedener Schulen und Zei-
ten. Eine interessante Gruppe in der Kategorie der
Gemälde bilden sechs Tafeln, die alle Stoffe aus
der Paris-Legende behandeln, und entweder auf
Giorgione selbst oder verschollene Originale die-
ses Meisters zurückgehen. Sie sind neuerdings in
einer Arbeit von Sir Martin Conway über Gior-
gione als Landschaftsmaler wissenschaftlich behan-
delt worden, und stammen aus den Sammlungen
Jewett Mathier, Conway, Malmeshury, Northamp-
ton und Loeser. Ein weiteres Bild von ungewöhn-
lichem Interesse ist ein kleines, kreisrundes Profil-
bildnis des Medailleurs Valeriano Belli, das
rückwärtig eine alte Zuschreibung an Raffael und
die Jahreszahl iöi7 trägt. Das wunderbar fein und
geistvoll gemalte Täfelchen, dessen Besitzer Mr.
Kenneth Clark ist, entspricht durchaus einem Bild-
nis von Belli von der ITancl Raffaels, zu dem eine
urkundliche Notiz vorhanden ist, und kommt als
eigenhändige Arbeit des Meisters sehr ernstlich
in Betracht. Weiterhin fallen unter den Gemälden
auf eine der verschollenen Tafeln des Passionszyk-
lus von Juan de Flandes (Himmelfahrt Chri-
sti, in der Sammlung von Lord Yarborough), eine

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