Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Paul Renner
sen Maler, weise auf ihn hin als eines der ur-
sprünglichen Talente der Neuen Sezession, wenn
auch die Arbeiten noch unterschiedlich im Niveau
erscheinen (»Schulhof«, »Brückenträum« hervor-
ragend) .
Bei Goltz Malereien von Paul Renner. Man war
erstaunt in München, diesen Leiter der Buchdruk-
kerschule, der zu den wenigen wirklich fortschritt-
lichen Elementen des Münchner Kunstlebens zählt,
den Ideenkreis etwa des Bauhauses in eigener Weise
durchzusetzen strebt, als Maler auf tauchen zu sehen.
Wenn Manche »Laienkunst« im minderen Sinne
erwarteten, so war man angenehm enttäuscht. »Ge-
nerationsgeschichtlich« stehen die Arbeiten zwar
nicht so weit vorn, wie Renners Gestaltungsideen
überhaupt, doch zeigen sie sicher fundierten Bild-
bau und farbigen Genuß der Substanz. Große,
sommerliche Ernte einer Italienfahrl.
Bei Hednemann eine Ausstellung »Junger Pa-
riser und Münchener Künstler«. Sehr sub-
jektive, zufällige Auswahl aus beiden Bezirken.
Da der Katalog dies selber zugibt, ja betont, fallen
Gefahren hinweg. Man kann begrüßen, daß hier-
mit Heinemann versucht, seine große Galerie zu
aktualisieren und die Verbindung mit jüngerer
Gegenwart wiederaufzunehmen, welche die Ga-
lerie in ihrer Blütezeit ja gehabt hatte. Man will
nach dem bedauerlichen Wegzug Thannhausers hel-
fen, nicht nur gesicher ten Werten des 19. Jahr-
hunderts oder gut gehender Verkaufsware zu die-
nen, sondern in die Erneuerungsversuche europäi-
scher Gestaltung selber mit einzutreten. Die besten
Pariser Arbeiten sind diesmal von Souverbiei, der
Italienische Stadt
zwischen Picasso und Chirico steht. Geschmackvoll
Laglenne, sympathisch Fillon und Ceria, je-
doch ohne größere Bedeutung. Von den Münch-
nern seien Achmann (»Freunde«), Carvallo-Schü-
lein, Oskar Coester, Doll, Panizza, L. W. Groß-
mann erwähnt als Beachtenswerteste innerhalb des
auch hier sehr beliebigen Ausschnittes.
Galerie Paulus zeigt einen wichtigen Überblick
über J. G. Edlinger, diesen Münchner des aus-
gehenden 18. Jahrhunderts, der drei Lebensele-
mente so seltsam vereint: das zuckende vibrato des
Rokoko, die braune Tonigkeit einer damals auf-
kommenden Rembrandtrezeption und eine veristi-
sche, nüchterne Psychologie, wie sie den Realismus
des 19. Jahrhunderts bereits vorbereitet, ohne im
Menschlichen geistreichelnde Rokokokonventio-
nen entscheidend zu verlassen. Weniger befriedi-
gend bei Dr. Paulus die Fotoschau der »Gesell-
schaft deutscher Lichtbildner«, die viel strenger in
der Auswahl sein mußte, wenn sie mehr denn Ver-
einsangelegenheit hätte darstellen wollen. Man wird
erst auf der Stuttgarter Werkbundausstellung im
kommenden Frühjahr sehen, welche unerhörten
Möglichkeiten in der neuen Photographie stecken,
liier konnten nur etwa Peterhans, Erfurt, Wasow,
vielleicht noch die Helgoländer Meeraufnahmen
interessieren. Auf der Pressa hatle die Vereinigung
sich schon viel besser präsentiert. Sie sollte sich in
ihren Zielen gründlich verjüngen.
Im Graphischen Kabinett G. m. b. II. Malereien
von Otto Müller (Breslau). Gute Auswahl vor-
wiegend neuerer Arbeiten. Müller hat den Stil der
»Brücke« sehr früh ins Melodiös-Elegische umgebo-
Aus der Ausstellung bei Goltz in München
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