Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0145
DOI issue:
Heft 4
DOI article:Sammler und Markt
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0145
SAMMLER UND MARKT
EIN FLORENTINER STRASSENBILD DES
BACCHIACCA
In der Florenlinischen Kunst sind Darstellungen,
die das Leben auf den Straßen der Stadt wieder-
geben, nur in kleiner Zahl erhalten. Man findet
sie zuweilen auf Predellen und Cassonebildern, die
die eigentliche Stätte für genreartige Kompositio-
nen abgeben, auch auf Miniaturen und den Hinter-
gründen von Wand- und Tafelbildern. Doch als
selbständige Biklkompositionen kommen Straßen-
szenen in Florenz so gut wie nie vor. Um so grö-
ßere dokumentarische Bedeutung hat das Straßen-
bild des Bacchiacca, das hier in einer Abbildung
wiedergegeben ist. Vergleichsweise Ähnliches ist
nur in Venedig gestaltet worden. Es sei nur an die
'Gemälde Gentile Bellinis in der - Mailänder Brera
und der Akademie in Venedig und an die Dar-
stellungen Carpaccios, ebenfalls in der Akademie
in Venedig, erinnert. Doch während Bellini und
Carpaccio die architektonischen Veduten im Sinne
quattrocentistischer Kunstanschauung mit Gestal-
ten und Zuschauern historischer oder legendärer
Episoden füllen, gibt Bacchiacca die Straßenszene
wie eine Momentaufnahme, unbeschwert von
einem erzählenden Vorgang. Wie zufällig haben
sich einige Bürger zu einer Unterhaltung zusam-
mengefunden, haben die beiden vorderen ihre Auf-
merksamkeit einer Begebenheit außerhalb des Bild-
ausschnittes zugewendet, laufen Lastträger mit Wa-
ren auf dem Kopfe über die Straßen, betreten zwei
Nonnen — die eine trägt in der üblichen Weise
ihr Gepäck ebenfalls auf dem Kopfe — das Ge-
bäude rechts im Vordergründe. Leider läßt sich
nur wenig aus den architektonischen Details der
Bacchiacca
Florentiner Straßenbild. Um 1540
Bes. : Vitale Bloch & Co., Berlin
115
EIN FLORENTINER STRASSENBILD DES
BACCHIACCA
In der Florenlinischen Kunst sind Darstellungen,
die das Leben auf den Straßen der Stadt wieder-
geben, nur in kleiner Zahl erhalten. Man findet
sie zuweilen auf Predellen und Cassonebildern, die
die eigentliche Stätte für genreartige Kompositio-
nen abgeben, auch auf Miniaturen und den Hinter-
gründen von Wand- und Tafelbildern. Doch als
selbständige Biklkompositionen kommen Straßen-
szenen in Florenz so gut wie nie vor. Um so grö-
ßere dokumentarische Bedeutung hat das Straßen-
bild des Bacchiacca, das hier in einer Abbildung
wiedergegeben ist. Vergleichsweise Ähnliches ist
nur in Venedig gestaltet worden. Es sei nur an die
'Gemälde Gentile Bellinis in der - Mailänder Brera
und der Akademie in Venedig und an die Dar-
stellungen Carpaccios, ebenfalls in der Akademie
in Venedig, erinnert. Doch während Bellini und
Carpaccio die architektonischen Veduten im Sinne
quattrocentistischer Kunstanschauung mit Gestal-
ten und Zuschauern historischer oder legendärer
Episoden füllen, gibt Bacchiacca die Straßenszene
wie eine Momentaufnahme, unbeschwert von
einem erzählenden Vorgang. Wie zufällig haben
sich einige Bürger zu einer Unterhaltung zusam-
mengefunden, haben die beiden vorderen ihre Auf-
merksamkeit einer Begebenheit außerhalb des Bild-
ausschnittes zugewendet, laufen Lastträger mit Wa-
ren auf dem Kopfe über die Straßen, betreten zwei
Nonnen — die eine trägt in der üblichen Weise
ihr Gepäck ebenfalls auf dem Kopfe — das Ge-
bäude rechts im Vordergründe. Leider läßt sich
nur wenig aus den architektonischen Details der
Bacchiacca
Florentiner Straßenbild. Um 1540
Bes. : Vitale Bloch & Co., Berlin
115