Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0163
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Heft 5
DOI Artikel:Baldass, Ludwig: Die Wiener Tafelmalerei von 1410-1460, 2: (Neuerwerbungen des Wiener kunsthistorischen Museums)
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Abb. 14. Österreichisch um 1440 Kreuztragung. Hochrelief
Wien, Gemäldegalerie
Votivtafel nimmt nicht nur ebenso wie der Meister der Darbringung seinen Ausgang von der
Kunst des Meisters des Londoner Gnadcnstuhls, er wirkt auch ebenso wie der andere Künstler
auf die um und nach 1440 tätige Künstlergeneration, etwa auf den Meister von Schloß Lichten-
stein ein. Es kann also meines Erachtens kein Zweifel sein, daß die hier behandelte Gruppe eine
einheitliche Lokalschule repräsentiert. Die von Suida zur Begründung seiner Meinung heran-
gezogene Feindschaft des Wieners und des steirischen Hofes in der in Betracht kommenden Zeit-
spanne, vor allem in den zwanziger Jahren des Jahrhunderts, muß noch nicht einen einzelnen
Künstler am Wandern gehindert haben. Nun hat Benesch sich gegen jede nähere Lokalisierung
des Meisters der Votivtafel gewandt, indem er auf die Verstreutheit des Materials über das ge-
samte österreichische Gebiet hinwies, eine Verstreutheit, die durch meinen Versuch der Zuweisung
der Kompositionen eines Glasfensters in Tamsweg im Lungau, das übrigens nur politisch zu Salz-
ßurg> geographisch aber zu Steiermark gehört, an den von Suida nach Wien lokalisierten Meister
der Darbringung noch vergrößert wird. Wenn ich dennoch bei der Benennung der ganzen Gruppe
als Wiener Malerei verbleibe, geschieht dies aus zweifacher Erwägung. Erstens scheint mir die
Gruppe, die sich deutlich nicht nur vom steirischen, sondern auch vom viel klarer faßbaren salz-
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