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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0173

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Rippl-Rönai Wohnzimmer. 1904
Dem verstorbenen ungarischen Künstler ist auf der ungarischen Ausstellung in Nürnberg
ein eigener Saal gewidmet

Vor allem luil Paul Klee derart überzeugend ge-
wirkt, daß viele in ihm schon jetzt einen der be-
deutendsten Maler unserer Zeit sehen wollen.
Georges Marliex
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Verwiesen sei in erster Linie auf die Ausstellung
russischer Ikonenmalerei im ehemaligen
Kunstgewerbemuseum, über die das nächste Heft
einen kleinen illustrierten Beitrag aus berufener
Feder publiziert. Gerade rein künstlerisch hinter-
läßt diese interessante Schau vereinzelt starke Ein-
drücke und unwillkürlich gedenkt man da an ge-
wisse Parallelen aus der frühen italienischen Male-
rei.
Bei Bruno Cassirer: George Grosz, hei Ferch
Möller: L e h m brück, in Erinnerung seines zehn-
jährigen Todestages; bei Casper ganz versprechend
Felix N u ß h a u m , hei Flechtheim: Willi B a u-
in eist er , der im Cicerone demnächst aus der Fe-
der Wolfradts noch besonders gewürdigt wird, bei
Ilartberg die Münchner Geigen b er ger und L.
W. Groß mann. Und dies ist nur ein Bruchteil
dessen, was das aktive, fast zu aktive Kunstleben
Berlins augenblicklich darzubieten bat. Auf alles
Bedeutsame weist nachdrücklicher noch das nächste
Heft hin. B
GED AG ILTNIS - AUSSTELLUNG RIPPL-RÖNAI
Das Ernst-Museum in Budapest widmete seine
Räume einer umfangreichen Ausstellung derWerke
des vor einem Jahre verstorbenen Malers Josef
Rippl-Rönai. Er gilt nunmehr als der größte unga-
rische Künstler seiner Generation. Am Beginn be-
gründeten die Münchner Akademie und Munkacsy

seine technische Fertigkeit. Doch sehen lernte er
im Freundeskreis der Maillol, Roussel, Vuillard,
von 1889 an. Hier setzte die rückblickend« Schau
ein, mit. Rippl-Rönais sanft-herber »Synthese«, der
matten dekorativen Silhouette, dem flächenum-
wellenden breiten Kontur. Später suchte seine Pa-
lette die braunschwarze Skala, um sieb dann, 1899,
von Cezanne inspiriert, aufzuhellen, zu lockern
und bald feste flächige Formenfügung mit leich-
ter, heller, gesättigtbunter Pinselführung zu ver-
einen. Um 1910 schwenkte er in einen minder
glücklichen Pointillismus von ausgesprochen deko-
rativer Zielsetzung ein. Doch von Beginn an hatte
eine impressionistische Pastellmanier den »synthe-
tischen« Weg seiner Ölmalerei gesäumt, und das
Pastell sollte dann die Ölmalerei endgültig ablösen.
Sein Altersstil war mehr als bloße Feinheit und
mehr als wissende Kurzschrift. Das Porträt ge-
wann unter seiner Hand etwas Formfestes, trotz
der exquisiten koloristischen Pikanterie und trotz
der Nuance, die sich — in den besten Stücken— be-
scheiden auf die Kultivierung der kaum mehr
wahrnehmbaren Minimalunterschiede beschränkte.
Daß sein Werk im Französischen wurzelt, ist zwei-
fellos. Trotzdem unterscheidet ihn ein frischeres,
unverbrauchteres Auge von seinen französischen
Altersgenossen. Er machte in Ungarn keine Schule,
war dennoch die Standarte, unter die sich jeder
frische Jahrgang bereitwillig scharte. Ra.
HANDZEICHNUNGEN VON FEININGER
Aus der Privatsammlung der Frau Julie Feininger
sind erst ganz wenige Werke ihres Gatten öffent-
lich gezeigt worden. Darum isl es sehr zu begrü-

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