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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0176

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DUISBURG
Die Februarausstellung des Museumsvereins zeigt
hauptsächlich Graphik und Plastiken von Ernst
Bar lach. Aon besonderer Bedeutung ist die so
ermöglichte Gelegenheit eines unmittelbaren Ver-
gleichs mit dem heimischen Künstler Lehmbruck,
dessen Werke zum großen Teil im hiesigen Mu-
seum oder auf öffentlichen Plätzen der Stadt Auf-
stellung gefunden haben. Mehr als der überbe-
tonte Vertikalismus und die lautlose Innerlichkeit
des rheinischen Künstlers müßte dem Industrie-
menschen die lastende Breitspurigkeit Barlachscher
Gestalten und das kraftvolle Aufbegehren inneren
Dranges verständlich sein. Aber auch hier nur eine
kleine Gemeinde. Man kommt nicht los von natu-
ralistischen Maßstäben. Der Kampf um »die Knie-
ende« von Lehmbruck hat das ja vor nicht langer
Zeit in beschämender Weise gezeigt. Die Pflege
der bildenden Kunst ist in Duisburg noch nicht
traditionell wie die der Musik. Den wenigen Ver-
stehenden jedoch ist diese Schau Barlachscher
Kunstwerke ein stärkstes Erlebnis. Von seltener
Eindringlichkeit ist hier die Einheit der künst-
lerischen und menschlichen Persönlichkeit, die sich
in der eben bei Paul Cassirer erschienenen Auto-
biographie offenbart: Ein Gemüt voll Ahnen und
Grausen, das die Grenzenlosigkeit in der Enge der
Wirklichkeit spürt, das ebensosehr von der Unge-
bärdigkeit eines Wilden besessen ist wie von der
heiligen Scheu demütig sich Beugender. Höchste
Spannung und Ausdruckskraft lebt in der bis zur
Primitivität vereinfachten Form, die, geladen mit
metaphysischen Kräften, in ihrer koloßartigen
Wucht die urtümliche Ungeschlachtheit mytholo-
gischer Lebensäußerungen ins Bewußtsein drängt.
Dagegen wirken die gleichzeitig ausgestellten Pla-
stiken des ni edpr r hei nischcn Bildhauers Ilein
Minken borg matt und kraftlos, und man emp-
findet sie als rein formale Auseinandersetzung mit
Barlachscher Gestaltungsweise.
K a 1 h a r in a Mü h 1 h o f f
PERSONALIA
1 .ElIMBRUCKS ZEHNJÄHRIGER TODESTAG
Am 2 5. März sind es zehn Jahre, seit Wilhelm
Lehmbruck, der deutsche Plastiker, freiwillig aus
dem Leben schied. Aus diesem Anlaß finden al-
lenthalben Gedächtnisausstellungen statt. Beson-
ders aber sei hingewiesen auf die einzigartige Lelnn-
bruck-Sammlung, die im Duisburger Museums-
verein zusammengetragen ist, wo man das Werk
des großen Künstlers von seiner Frühzeit bis zu
seiner letzten Reife überblicken kann. Es wird diese
Stätte von den Kunstfreunden zu diesem Anlaß be-
sonders aufgesucht werden. Durch diese Samm-
lung hat die Stadt Duisburg ihre Ehrenpflicht
ihrem großen Sohne gegenüber erfüllt. Als eines
der bedeutendsten Kriegerehrenmale steht eben-
falls in Duisburg der »Trauernde Jüngling« auf
dem schönen Ehrenfriedhof, und die »Knieende«

wurde an wichtiger Stelle im Stadtbild aufgestellt.
Das heute schon klassische Werk Lehmbrucks fand
vor zehn Jahren einen zu jähen Abschluß. n
Prof. Curt Herrmann, der Berliner Maler, be-
ging am i. Februar seinen y5. Geburtstag. Der
Künstler, der sich bis ins Alter eine beneidenswerte
Frische und Arbeitsfreudigkeit hat bewahren kön-
nen, hat in der neueren deutschen Kunst seinen
Platz als der konsequente Vertreter des Neoimpres-
sionismus. Die ganze Feinheit seines schmuckfreu-
digen Künstlertums hat Herrmann seinerzeit als
Arrangeur der Ausstellungen der Freien Sezession
betätigen können, als er Präsident der Vereinigung
war. Sie hat Herrmann, der zu ihren Begründern
gehörte, dann durch die Ernennung zum Ehren-
mitglied ausgezeichnet. Von den französischen Im-
pressionisten und den anderen Künstlern, denen er
sich verwandt fühlt, hat Herrmann eine schöne
Sammlung; in seinem Hause vereinigt: da hängen
Meisterwerke von Manet, Bonnard, Gauguin, van
Gogh, Alatisse, Liebermann. Auch mit der Feder
ist Curt Herrmann für die Geltung der von ihm
verfochtenen Anschauungen eingetreten, in dem
Buche »Der Kampf um den Stil«. Sein Lebenswerk
hat die Berliner National-Galerie zum 70. Geburts-
tag des Künstlers in einer großen Ausstellung ge-
zeigt. R.
Prof. Ernst Wenck, der bekannte Berliner Bild-
hauer, ist kürzlich im Alter von 63 Jahren gestor-
ben. Er war Mitglied der Berliner Sezession und
mehrere Jahre stellvertretender Vorsitzender dieser
Vereinigung neben dem alten Lovis Corinth. Seine
bidhauerischen Arbeiten waren regelmäßig auf den
Ausstellungen der Sezession zu sehen und eines sei-
ner Hauptwerke, die griechisch stilisierende Bronze-
figur eines zusammenbrechenden Jünglings, be-
findet sich in der Nationalgaleric. Ein starkes bild-
hauerisches Talent, das in bester Tradition heran-
gewachsen war und sich speziell in Berlin mit Er-
folg praktisch betätigen durfte. b
lv a r 1 S c h e f f 1er, der bekannte Kunstschrift-
steiler und Leiter von »Kunst und Künstler«, feierte
am 27. Februar unter starker Anteilnahme seiner
Freunde und Mitarbeiter seinen 60. Geburtstag.
Vor einigen Wochen starb in New York der ehe-
malige Kurator der Waffenabteilung des Metro-
politan Museum, Dr. Bashforcl Dean, der als
bedeutender Kenner seines Gebietes und als der
eigentliche Schöpfer der Waff ensammlung des Mu-
seums weit über Amerika hinaus bekannt war. Er
konnte in erstaunlich kurzer Zeit eine Sammlung
anlegen, die zu den bedeutendsten der Welt zählt
und im Umfassen der meisten Gebiete wenige ihres
gleichen hat. F.
Auf seinem Gut Feldeck in Oherösterreich ist Al-
fred Welcher Ritter von Molthein im Aller
von 62 Jahren an einem akuten Nierenleiden am
r2. Dezember gestorben. A. von Walcher-Mollhein
 
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