Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Kunst-Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wäre, wenn dieser Band des Jahrbuches -—
das doch das einzige kunsthistorische Jahrbuch der
rheinischen Kunstwissenschaft ist und das Dr.
Walter Cohen bisher so vielseitig und erfolgreich
geleitet hat —- der letzte Band dieser Serie und
Art wäre! Aber in Köln ist ja vieles möglich. . .
Eberlein
LUIS KEIL: As Tapegarias de D. Joäo de
Castro. Lissabon, Centro Tipografico colonial,
_ 19a8-
Die Arbeit des Konservators des Museu Nacional
de Arte Antiga zu Lissabon gilt einer der schön-
sten Folgen im österreichischen Staatsbesitz, den
»Taten des Joäo de Castro«, des Vizekönigs in dem
ehemaligen portugiesischen Teile Ostindiens. Die
Folge, die sich wohl nie auf portugiesischem Bo-
den befand, die auf einem vorerst nicht festzu-
stellenden Wege vor langer Zeit in den Besitz des
Hauses Habsburg überging, birgt eine Reihe inter-
essanter Fragen, sowohl in geschichtlicher, wie in
kunsthistorischer Hinsicht. Der Verfasser geht al-
len Punkten mit außerordentlicher Gründlichkeit
und Sachkenntnis nach. Nach einer kurzen Ein-
leitung, die sich mit den verschiedenen Serien der
Manufakturen Tournai und Brüssel befaßt, die seit
der Mitte des i5. Säkulums bedeutsame Ereignisse
des großen Kolonialreiches behandeln, eröffnet
Luisl Keil eine ausführliche Besprechung der Joäo de1
Castro-Folge. Zum Verständnis sei kurz erwähnt,
daß es sich um eine metalldurchwirkte Brüsseler
Serie (zehn Teppiche) handelt, die um 1555 ent-
standen sein dürfte und eine bislang ungedeutete
Meistermarke trägt. Die Erhaltung ist gut. Zur
Darstellung gelangen die Kämpfe des Vizekönigs
in Ostindien; der größte Teil der Folge ist dem
siegreichen Einzuge in Goa Vorbehalten. Die Ar-
beit, die sich der Verfasser stellte, war nicht ge-

rade einfach, es galt den realen historischen Hin-
tergrund zu finden, die Legenden der Bordüren
(in lateinischer Sprache) richtig zu deuten, genauer
gesagt, zahlreiche Irrtümer klarzustellen. Die Me-
thode, die Luis Keil anwendet, ist übersichtlich
und anschaulich. Das Ergebnis seiner Unter-
suchung wird jedesmal kurz auf der Beschriftung
der einzelnen Abbildungen zusammengefaßt: An-
gabe der tatsächlichen Darstellung, Jahr des Er-
eignisses, Legende mit dem zum Teil irreführen-
den alten Text und den durchgehend falschen Da-
ten, Signatur (Stadt- und Meistermarke) und Grö-
ßenangaben. Es führt natürlich zu weit, auf alle
Einzelheiten einzugehen, die der Autor in 32 Sei-
ten Großformat bringt. Das Endergebnis — d. h.
die richtige Deutung und Reihenfolge (die wesent-
lich von dem Wiener Inventar abweicht) an Hand
der geschichtlichen Geschehnisse — stellt Keil in
einem Abschnitte klar zusammen. Von besonderem
Reiz sind die Feststellungen kostümlicher und waf-
fentechnischer Art, die Deutung der Fahnen und
Abzeichen usw.
Alles in allem ist die Arbeit als äußerst wertvoller
Beitrag gleichermaßen zur Kolonialgeschichte Por-
tugals wie zur Geschichte der Bildwirkerei Brüssels
zu buchen. Heinrich Göbel
BERICHTIGUNG
Prof. Suida bittet uns, die folgende Berichtigung
zu seiner in Heft i, Seite 34 erschienenen Anzeige
von Venturis »Paolo Veronese« zu veröffentlichen:
Der letzte Satz dieser Anzeige soll lauten:
»Sehr nützlich ist die übersichtliche Zusammen-
stellung der Lebensdaten am Beginn des Buches,
dessen Anordnung der in dem großen Werke des
gleichen Verfassers »Storia clell’Arte Italiana« ge-
bräuchlichen entspricht«.


Deckeldose. China, Ming-Zeit Aus der Sammlung Exz. v. Etzel
Versteigerung bei Hugo Helbing, Frankfurt a. M., am ij. April

1 6 Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft 7

209
 
Annotationen