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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 11
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Göbel, Heinrich: Das Leben Urbans VIII.: die Pfeilerteppichserie aus der römischen Manufaktur des Kardinals Francesco Barberini
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0338

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mauerumwehrte Stadt (Florenz). Die Legende kündet: FLORENTIA MATER. Das
Haus Tafani, das sich später nach dem über dem Elsatal (Siena) gelegenen Kastell
Barberini nannte, ist seit dem 14. Jahrhundert in Florenz ansässig1 2 3.
b) Im Medaillon erscheinen die Büsten eines bärtigen Mannes und einer Frau. Die
Begleitinschrift meldet:
ANTONIVS • B ARBER IN VS • ET - CAMILLA • BARBADORA • PARENTES •
Maffeo Vincenzo Barberini (der spätere Papst) wurde in dem Hause auf der Piazza
S. Croce als Sohn des Antonio Barberini und der Camilla Barbadori (Barbadora) geboren
und am 5. April 1568 in dem Baptisterium des Florentiner Domes in die Taufe ge-
hoben. Der Vater starb bereits im dritten Lebensjahr des jungen Erdenbürgers; Maffeo
bewahrte der klugen und gütigen Mutter eine nie erlöschende Dankbarkeit. Aller
Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um Porträtwiedergaben.
c) Ein bärtiger Geistlicher sitzt schreibend am Tische und trägt aus langen, aufgehängten
Rollen Auszüge in einen Folianten ein. Legende: PROTONOT • AP • CONCILIATI •
ECCLESLE • REG • REGALIVMQ • SPONSAL • TAB • CONFICIT • Die Deutung des
Motivs machte Schwierigkeiten“. Der Text dürfte sich in der Übertragung kaum
anders lesen lassen als: Der apostolische Protonotar vollzieht die Urkunde der Ge-
winnung des Königs für die Kirche und trägt die königliche Verlobung ein. Es handelt
sich um die Rückkehr Heinrichs IV. von Frankreich in den Schoß der katholischen
Kirche, ein diplomatischer Gewinn, der in Rom nicht hoch genug gebucht werden
konnte. Es sei nur an das Gedenkkreuz vor der Kirche S. Antonio erinnert, das das
Ereignis der Messe festzuhalten berufen war, die Clemens VIII. anläßlich der Be-
kehrung des Herrschers von Frankreich und Navarra 1596 in feierlicher Handlung
las, eine Messe, die mit ihren Begleitumständen zu mancherlei Verdruß Anlaß gab.
Johann Georg Keyssler3 schildert den Vorgang mit epischer Breite, er vergißt auch
nicht die ehemalige Beschriftung des Gedenkkreuzes zu erwähnen. Wesentlich für
unsere Darstellung ist vornehmlich die Tatsache, daß der junge Maffeo, nach einer
sorgfältigen Ausbildung auf der Schule der Jesuiten in Florenz, zu seinem Onkel Fran-
cesco Barberini, dem apostolischen Protonotar und Referendar der beiden Segnaturen
nach Rom übersiedelte. Die dargestellte Persönlichkeit ist also aller Wahrscheinlich-
keit nach der Onkel. Die Erwähnung der Verlobung Heinrichs IV. mit Maria von
Medici — die Vermählung fand am 16. Dezember 1600 statt — steht insofern mit
dem Leben Maffeos in Verbindung, als der junge und geschickte Jurist Ende Oktober
1601 von Clemens VIII. mit dem hohen Aufträge betraut wurde, dem Dauphin Ludwig
- der spätere Ludwig XHT. -— die geweihten Windeln zu überbringen.
d) Ein Geistlicher sitzt schreibend am Tische, ein zweiter hält stehend eine Urkunde
in der Hand. Die Umschrift meldet: SIGNATVRA • JUSTITLE- Maffeo Barberini er-
hält durch die Güte seines Onkels (1588) die Stelle eines Abbreviatore di parco maggiore
und wird dann Referendar in der Segnatura di giustizia; seit 1615 bekleidet Maffeo
er ist inzwischen zum Kardinal erhoben worden — das bedeutungsvolle Amt eines
Präfekten (der Segnatura di giustizia).
Mit den vier ersten Streifen finden Ursprung und Ausbildungsgang Maffeo Barberinis
ihren Abschluß.
1 Ludwig Freiherr von Pastor, Geschichte der Päpste. Gregor XV. und Urban VIII. (1621 —1644).
XIII, 1. Freiburg 1928. S. 245 ff.
Besonderen Dank schulde ich Herrn Direktor Prof. Dr. Steinmann, Rom, der mich in der Nach-
forschung auf das liebenswürdigste unterstützte.
2 Ich bin Herrn Prof. Dr. H. Klaje-Kolberg für seine freundliche Hilfe zu lebhaftem Danke verpflichtet.
1 Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen, Bd. 2, S. 481.
Hannover 1776.
 
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