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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 12
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Wolfradt, Willi: Hundert Jahre Berliner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0380

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August Amberg Im Tiergarten. 1871
Bes.: Dr. Raehmel

sind freilich durchaus nicht bezeichnend für die-
sen tief im Historizismus steckenden Maler. Vor
einem Damenbildnis Ambergs denkt man an Cou-
ture und vor seinen von Sonnenflecken durch-
flirrten Freilichtstücken mit ihren farbig beweg-
ten Schatten an Monet und den frühen Renoir. Es
läßt sich überhaupt ein unausgesetztes Kommuni-
zieren Berlins mit Paris beobachten. Hertel zeigt
in delikaten Landschaftsstudien südlichen Motivs
Corot-Anklänge, und der ausgezeichnete Benne-
witz von Loefen verleiht märkischer Natur eine
mildleuchtende Sättigung barbizonscher Prove-
nienz. Unrettbar versunken erscheint in seiner re-
nommistisehen Naturaufmachung der einst so ge-
feierte Eduard Hildebrandt und auch zu den
Meyerheims führt wohl kein Weg aus der Gegen-
wart. Hoguet hingegen gehört zu den Erlebnissen
auf dieser Ausstellung, sowohl mit seinen knap-
pen, eigenartig pointierten Landschaften wie mit
Stilleben, die Bestes von Chardin bewahren. Ein
Skarbina personifiziert geradezu den Bund Ber-
lin— Paris in der Vereinigung von andeutender
Leichtigkeit der Natur und ihren Stimmungen
gegenüber einem zeichnerischen Realismus. Men-
zels Freund Fritz Werner unterhält mehr durch

das Stoffliche, wenn er etwa den Tierpräparator
inmitten seiner eingemachten Vögel und Reptilien
zeigt, der Steffeck-Schüler Lulves durch die le-
bendige Berichterstattung seiner zoologischen Gar-
tenszene. Vielleicht ist man heute, da die Malerei
ihrer stofflichen Verarmung wieder zu entrinnen
trachtet, besonders empfänglich für solche Dinge,
wie man auch Paul Höniger, den Chronisten des
Cafe ,Iosty und des Spittelmarktes um 1890, in
seiner an Skarbina orientierten Art mit Vergnügen
betrachten wird.
Da ist man denn mitten im letzten Drittel des Sä-
kulums Verein Berliner Künstler und spürt nun
auf Schritt und Tritt deutlicher die Problematik
seiner Stellung, das Nachlassen, die Unjugend. Da
aber auch diese Abteilung mit wählerischer Sorgfalt
zusammen gestellt ist, sichtlich bemüht, die Maler in
ihren besten Leistungen aufzuweisen, gibt sie sich
trotz grundsätzlicher Schwäche der künstlerischen
Haltung nicht unansehnlich. Und gerade dem ge-
nerationell völlig entfremdeten, einer weit jünge-
ren Kunst verbundenen Betrachter stellt sich die
Aufgabe unvoreingenommener Sichtung. Vor ihr
besteht Ilagemeister mit einem großartig hinge-
klatschten Wellenbild weit besser als der rasch frag-
 
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